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Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Titel: Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Fernseher ein, sah jedoch nicht hin, sondern blickte aus dem Fenster in die dunkle, stürmische Nacht hinaus. Weder Mond noch Sterne waren am Himmel zu sehen. Aber es schneite stetig und unablässig.
    Sie sah ihr eigenes blasses Spiegelbild in der Scheibe und blickte Jake nach, bis er außer Sichtweite war. Dann wartete sie fast eine Stunde lang auf seine Rückkehr. Sie schürte das Feuer, kochte Kakao, las in der Zeitung vom Vortag und lauschte mit halbem Ohr auf die nächtliche Talkshow, ohne dabei den Sekundenzeiger der Uhr aus dem Auge zu lassen.
    Endlich öffnete sich die Hintertür, und Turnquist trat ins Haus. Er wischte sich den Schnee von Jacke und Hose, sein Gesicht war gerötet vom kalten Wind und vom Schnee, und er sah genauso müde aus, wie sie sich fühlte.
    »Nichts?« Jenna bot ihm eine Tasse heiße Schokolade an.
    Er zog seine Handschuhe aus und nahm die Tasse dankbar entgegen. »Absolut nichts.«
    Er hatte draußen niemanden gesehen.
    Keinen Hinweis darauf gefunden, dass jemand auf der Ranch gewesen war.
    War sicher, dass nichts passiert war.
    »Ich leide wohl wirklich unter Verfolgungswahn«, gestand sie und kam sich reichlich dumm vor. Sie hatte den Mann hinaus in die bittere Kälte geschickt, weil sie das ›Gefühl‹ gehabt hatte, dass jemand an ihrem Bett stand und sie in ihrem unruhigen Schlaf beobachtete. Und Jake war einigermaßen sauer, auch wenn er es zu verbergen suchte. Der Schnee schmolz auf seiner Strumpfmütze, und seine Hände sahen trotz der imprägnierten Handschuhe, die er auf seinen Runden trug, rau und halb erfroren aus.
    »Hören Sie, ich halte Sie nicht für verrückt, und das wissen Sie. Aber Sie sind wirklich mit den Nerven am Ende.« So, wie er es sagte, klang es nicht freundlich. Er wärmte sich die Hände am Feuer, krümmte und streckte die Finger, als wolle er sich vergewissern, ob sie ihm noch gehorchten. »Vielleicht sollten Sie etwas einnehmen, das Ihnen hilft durchzuschlafen.«
    »Schlaftabletten?«
    Über die Schulter sah er sie aus seinen kühlen blauen Augen abschätzend an. »Oder Valium oder Prozac; irgendwas, das Ihnen die Anspannung nimmt.«
    »Ich glaube, diese Anspannung brauche ich zurzeit.«
    Ohne etwas zu erwidern, griff er wieder nach seiner Tasse und leerte sie. Draußen fegte der Wind durch die Schlucht und heulte und pfiff unter den Giebeln.
    »Jake?«
    »Ja?«
    »Danke.«
    »Ich tue nur meine Pflicht«, entgegnete er mit etwas weicherer Stimme und stellte seine Tasse in die Spüle. »Gehen Sie jetzt wieder rauf; ich schließe ab.«
    »Okay. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht?«, scherzte er und schüttelte den Kopf. »Himmel, ich glaube nicht, dass es eine gute Nacht ist.«
    »Ich auch nicht.« Sie lächelte über seinen schlechten Witz und ging hinauf in ihr Schlafzimmer, einst ihre Zuflucht, jetzt aber entweiht. Sie fragte sich, ob sie in diesem Zimmer je wieder entspannt sein könnte. Dann warf sie ihren Bademantel über das Fußende und gähnte. Alle waren im Haus. In Sicherheit. Sie konnte jetzt schlafen.
    Ihr Blick fiel auf ihre Schmuckschatulle auf dem Frisiertisch. War sie verrückt worden? Reiß dich zusammen, Jenna. Geh schlafen.
    Doch als sie das Kästchen näher ansah, fiel ihr auf, dass eines der kleinen Schubfächer nicht ganz geschlossen war.
    Hatte sie es halb offen gelassen?
    Wann hatte sie es das letzte Mal geöffnet?
    Sie erinnerte sich nicht.
    Jenna, um Himmels willen, da ist bloß ein Schubfach nicht ganz geschlossen – na und? Willst du jetzt wegen jeder winzigen Kleinigkeit ausflippen? Jake hat Recht, du brauchst Tabletten oder so etwas, um dich zu beruhigen! Wütend auf sich selbst streckte sie schon die Hand nach dem Lichtschalter aus, beschloss dann jedoch, das Schubfach zu schließen. Sie ging zum Frisiertisch und warf einen Blick in das Kästchen.
    Sämtliche Muskeln spannten sich an. Ein winziges Eckchen lavendelfarbenen Seidenpapiers lugte aus dem Schubfach.
    Was zum Teufel …?
    Sie hatte nichts in Seidenpapier Gewickeltes in die Schatulle gelegt.
    Aber vielleicht Allie. Sie spielt doch ständig mit deinen Sachen. Vielleicht hat sie das verschwundene Armband gefunden und es als Geschenk verpackt wieder in das Kästchen gelegt.
    Oder …
    Mit heftig klopfendem Herzen faltete sie das Seidenpapier behutsam auseinander, und im nächsten Moment glaubte sie, sich übergeben zu müssen. Entsetzt riss sie die Augen auf und schrie, als sie den abgetrennten blutigen Finger sah.

38. Kapitel
    J enna stieß einen Schrei aus, der

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