Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
und zerstampfte das Plastik zu scharfen schwarzen Scherben.
Das reichte noch nicht.
Er riss das Band von den Spulen, dann raffte er die Überreste zusammen und schleuderte den ganzen verdammten Mist in den dunklen, eisigen Fluss. »Adios«, rief er in den heulenden Wind hinein und fühlte sich erstaunlicherweise wie befreit.
Zu Hause würde er die Fotos, die noch immer in seiner Tasche steckten, im Holzofen verbrennen. Völlig unzeremoniös. Er würde die verräterischen Aufnahmen einfach ins Feuer werfen und nicht einmal zusehen, wie sie schmolzen und zischend verbrannten.
Sie sollten vernichtet werden. Für immer. Wenn Wes Allens Haus durchsucht wurde, würden keine Fotos von Carolyn auftauchen, die den alten Skandal wieder aufflackern ließen. Und Carter glaubte nicht, dass Allen so dumm sein würde, vor der Polizei zu erklären, jemand habe ihm seine Fotos und Filme von der Frau eines anderen – von der Frau des Sheriffs – gestohlen. Selbst wenn, würde es keine Rolle spielen. Wes Allen war nicht nur sein, Carters, ehemaliger bester Freund und Liebhaber seiner Frau, er war jetzt auch Jenna Hughes’ Stalker.
Er war auf dem absteigenden Ast.
Und zwar gewaltig.
Durch das Heulen des Windes hörte Carter sein Handy klingeln. Auf dem eisglatten Asphalt schlitternd erreichte er seinen Chevrolet Blazer und sprang auf den Fahrersitz. Mit einer Hand griff er nach dem Handy, mit der anderen schloss er gleichzeitig die Tür.
»Carter«, meldete er sich.
»Turnquist hier.« Die Stimme des Bodyguards war kaum zu hören.
Carters Muskeln spannten sich an.
»Wir haben ein Problem hier im Haus der Hughes’. Es besteht keine akute Gefahr, aber die Sicherheitsvorkehrungen wurden durchbrochen.«
Verdammt. »Wie?«, fragte Carter.
»Anscheinend war der Kerl im Haus. Ich weiß nicht, wann. Wahrscheinlich irgendwann in der Nacht.«
»Wie bitte? Während du da warst?«
»Ich weiß es nicht sicher, aber, ja, davon gehe ich aus.«
»Verdammt Scheiße!« Carter wäre dem Bodyguard am liebsten an die Kehle gesprungen. »Ist Jenna wohlauf?«
»Ja. Alle sind wohlauf.«
»Auch die beiden Mädchen?«
»Ja!«, fuhr Turnquist ihn an. »Aber ich brauche Hilfe. Wir haben uns im Arbeitszimmer verschanzt, und ich will Jenna und die Mädchen nicht allein im Haus lassen, muss aber eine Durchsuchung vornehmen.«
»Lass sie auf gar keinen Fall allein!«, befahl Carter, plötzlich von Angst gepackt. Warum war er Wes nicht bis nach Hause gefolgt? Doch es war ausgeschlossen, dass Wes innerhalb der letzten halben Stunde das Haus erreicht hatte. Aber früher, als er deiner Meinung nach im Lucky Seven war?
Carter trat aufs Gas und wendete auf der Brücke rasch in drei Zügen. »Gib mir Jenna.«
»Ihr fehlt nichts.«
»Hol sie an den Apparat!« Mit durchdrehenden Reifen fuhr er an.
»Hallo?« Ihre Stimme klang ruhig und berührte ihn auf unvorstellbare Weise. Der Chevrolet Blazer hielt jetzt die Spur.
»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
»In Ordnung? Wie meinen Sie das?«, fragte sie, und neben dem ärgerlichen Tonfall hörte er noch etwas anderes in ihrer Stimme – eine unterschwellige Panik.
»Bleiben Sie bei Turnquist.« Er fuhr von der Brücke, während die Scheibenwischer gegen das Eis ankämpften, das die Windschutzscheibe zu überziehen drohte.
»Keine Sorge.«
In seinem Inneren brach etwas auf. »Ich mache mir aber Sorgen.«
Nach kurzem Zögern sagte sie: »Carter …«
»Ja?«
»Kommen Sie her.«
»Halten Sie durch, Jenna.« Seine Stimme klang plötzlich heiser. »Ich bin gleich bei Ihnen.«
39. Kapitel
D er Sekundenzeiger der Uhr im Arbeitszimmer tickte unaufhaltsam weiter, und Jenna glaubte, den Verstand zu verlieren. Sie, Cassie, Turnquist und sogar Critter hockten in dem kleinen Zimmer zusammen. Im Haus waren sämtliche Vorhänge und Fensterläden fest geschlossen, und das Licht wie auch der Fernseher flackerten, während der Wind durch die Schlucht heulte und das Haus umtoste. Die Mädchen lagen zusammen unter einem Schlafsack auf dem Sofa. Jenna bemühte sich nach Kräften, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Unmöglich.
Komm schon, Carter , dachte sie im Stillen. Jeder Muskel in ihrem Körper war angespannt.
Auch Turnquist, die Waffe griffbereit an seiner Seite, war gereizt.
Alle zehn Minuten patrouillierte er mit gezückter Pistole durchs Haus. Seine Augen waren überall. An den Fenstern blieb er stehen und öffnete die Läden einen Spalt, um in den Sturm hinauszuspähen. Jenna lauschte auf seine
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