Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Blick vertreiben. »Es haben schon schwächere Frauen Kinder zu Erwachsenen erzogen. Allerdings mussten die sich auch nicht mit so etwas herumschlagen …« Rinda wies auf die Plastikhülle auf dem Schreibtisch. »Soll ich mit dir zum Sheriff gehen?«
»Ich brauche niemanden, der mein Händchen hält.« Jenna schob die Plastikhülle wieder in ihre Handtasche. Innerlich wand sie sich bei der Vorstellung, Sheriff Carter noch einmal gegenübertreten zu müssen. Es war nicht zu übersehen, dass er sie nicht mochte und schon ihre letzte Beschwerde als lächerlich empfunden hatte.
Von ihrer jetzigen würde er auch nicht mehr halten.
Verdammtes Pech.
Sonja fröstelte. Fühlte sich benommen. Sie hatte das Gefühl, dass ihr das Blut in den Adern gefror, und da war ein Geräusch … ein Summen und im Hintergrund irgendwelche Musik.
Wo war sie, und warum zum Teufel fühlte sie sich so benebelt? Sie wollte sich bewegen, hatte jedoch keine Kontrolle über ihren Körper … Moment mal!
Sie riss die Augen auf und blinzelte heftig, doch es blieb dunkel … zumindest fast dunkel. Nein … Sie befand sich mitten im Licht, in einem intensiven, eng begrenzten Lichtkreis, als stünde sie mitten auf der Bühne im Spotlight, während alles um sie herum stockdunkel war.
Hielten sich außerhalb dieses kleinen Lichtkreises Menschen auf? Menschen, die sie beobachteten , unsichtbare Augen, die sie musterten? Sie versuchte, sich zu bewegen, und stellte fest, dass sie nackt in einer Art Lederstuhl mit Fußrasten und Kopfstütze festgeschnallt war … in einem Zahnarztstuhl – oder auf einem antiquierten elektrischen Stuhl, wie sie ihn aus Filmen kannte?
Gott, nein, dachte sie, und die Spinnweben in ihrem Kopf machten einer so tief greifenden Angst Platz, dass sie glaubte, wieder das Bewusstsein zu verlieren.
Oder schlief sie vielleicht noch? O Gott, bitte! Gib, dass es nur ein Traum ist. Aber was für ein merkwürdiger Traum sollte das sein? Ihre nackte Haut wurde fest an das kalte Leder gepresst. Ihr Kopf war an die Lehne des Stuhls geschnallt, ihr Mund von Klampen, die sie nicht sehen konnte, schmerzhaft aufgerissen.
Ich will hier raus!
Und das Gefühl, beobachtet zu werden … Falls da draußen jemand ist, bitte, bitte, helft mir! Sie strengte ihre Augen an, sah aber nur flüchtige Schatten um sich herum.
»Wachst du auf?«, fragte eine körperlose Männerstimme aus der Dunkelheit. Sie bäumte sich unter den straffen Fesseln auf, und sofort fuhr ein heftiger Schmerz in ihre festgeschnallten Hände und Füße. »Das müssen wir ändern.«
Wo bist du, du Dreckskerl? Warum zum Teufel tust du mir das an? Sie versuchte zu sprechen, doch ihre Stimme war nur ein Winseln, ihr Kiefer war unbeweglich. Jetzt erinnerte sie sich wieder an die Entführung, daran, dass ihr Wagen nicht anspringen wollte … O Gott, wo war das Ungeheuer, das ihr dies antat? Wo? Sie hob den Blick und sah eine Apparatur über ihrem Kopf hängen … der Arm eines alten Zahnarztbohrers glänzte boshaft in dem grellen Licht. Ihr Blut gefror zu Eis, als sie das grausige stählerne Instrument erkannte. O Gott, nein!
Ihr Herz hämmerte.
Trotz der Kälte brach ihr am ganzen Körper der Schweiß aus, als sie versuchte, sich zu bewegen.
Könnte sie doch nur diese Fesseln abstreifen und von hier flüchten! Panik erfasste sie. Sie zerrte an den Riemen, die sie festhielten, kämpfte wild, aber vergebens. Das Summen wurde intensiver, und in der nächsten Sekunde schwoll die Musik an. Es war ein Song, den sie zu kennen glaubte … vielleicht aus einem Film, aber sie war so außer sich vor Angst, dass sie darüber jetzt nicht nachdenken konnte.
Sie musste hier raus. Sofort! Verzweifelt wand sie sich auf dem Stuhl, konnte sich jedoch kaum bewegen. Ihre Muskeln waren träge, die Riemen an Händen und Füßen und über ihrem Oberkörper hielten sie fest und schnitten ins Fleisch. Jetzt erst bemerkte sie die Nadel in der Haut eines Handgelenks und den langen, schlangenähnlichen Plastikschlauch eines Tropfs. Eine klare Flüssigkeit sickerte Tropfen für Tropfen in ihren Blutkreislauf.
Das war makaber. Unwirklich. Ein Albtraum. Das konnte nichts anderes als ein Albtraum sein.
Sie versuchte zu schreien. Zu kreischen. Zu treten. Vergebens. Wer bist du, du elender Dreckskerl?
»Es ist sinnlos, Faye«, sagte die körperlose Stimme, jetzt anscheinend aus größerer Nähe.
Ich bin nicht Faye , wollte sie ihm erklären, und ihre Augen bewegten sich hektisch von einer
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