Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
verwackelte, ein Schneeball aus der Richtung der Kamera geflogen kam und auf ihren Rücken klatschte. »Oh, du Teufel! Das war fies! Warte nur.« Sie warf ein paar Schneebälle nach der Kamera. »Wenn du nach Hause kommst …«
»Was dann?«, fragte seine Stimme.
»Dann zahle ich’s dir heim!«
»Wie?«
»Du wirst es am eigenen Leib erfahren.«
»Ich kann’s kaum erwarten«, versetzte er, und dann flog ein Schneeball knapp an ihrem Kopf vorbei und die Sequenz war zu Ende. Der letzte Film, den er von ihr aufgenommen hatte. Drei Tage später wurde er zu einem Unfall gerufen. Sie hatte hinterm Steuer gesessen, war auf Glatteis geraten, von der Straße gerutscht und in die tiefe Schlucht des Cougar Creek hinabgestürzt. Sie hatte sich beim Aufprall das Genick gebrochen und war auf der Stelle tot.
Carolyn .
Seine Frau.
Er hatte geschworen, sie bis zum Tag ihres Todes zu lieben.
Und das hatte er getan.
Gott, er hatte sie geliebt.
Noch lange Zeit danach.
Irgendetwas stimmte nicht mit Faye.
Er stand nackt vor dem durchsichtigen Glastank, betrachtete den fast toten Körper der Frau, der in dem eisigen Behälter hing, und fragte sich, wieso er sie für geeignet gehalten hatte. Sicher, sie wies eine gewisse Ähnlichkeit mit Jenna Hughes auf, doch ihre Haut hatte nicht die richtige Farbnuance, die tätowierte Rosenranke an ihrem Fußknöchel war völlig falsch. Ihr Kinn war spitzer, ihre Augen waren kleiner, die Nase war nicht ganz so gerade. Sie war einfach nicht perfekt.
Aber perfekt war ja keine.
Außer Jenna.
Unzufrieden mit seiner Wahl löste er die Fesseln dieser bleichen Nachbildung und spürte eine leise Erregung, als ihre eisige Haut die seine berührte. Das Gefühl kalten Fleisches an seinem Körper ließ sein Herz heftiger schlagen, sein Blut schneller strömen. Er konnte noch so einiges mit ihr anstellen. Sinnliche Dinge, die er schon lange plante. Und er konnte es jetzt tun, während sie noch lebte, während ihre fast erfrorene Lunge noch ganz flach atmete.
Er sog kurz und scharf den Atem ein. Verschloss sein Bewusstsein gegen die Vorstellungen von erotischen Dingen mit dieser Frau, dieser Fälschung. Es wäre ein Sakrileg, bei ihr zu liegen, sie zu berühren, sie in diesem Zustand zu küssen. Er musste sich aufsparen.
Für Jenna.
Der Zeitpunkt war nahe, so nahe. Er musste sich zwingen, Geduld zu üben. Er legte sich die Frau über die Schultern und schaute sich noch einmal um. Sein Blick wanderte über die Wände, an denen die Bilder, die den gesamten Raum schmückten, von Bodenlampen angestrahlt wurden. Bilder von Jenna Hughes blickten auf ihn herab. Fotos, die er anonym aus dem Internet heruntergeladen hatte, Filmposter, die er im Lauf der Jahre gekauft hatte, vergrößerte Aufnahmen aus Illustrierten und Zeitungen, sogar körnige Fotos aus der Skandalpresse. Sie war überall, ihr Abbild war behutsam und liebevoll an Decke und Wänden angebracht.
Die bloße Vorstellung, dass er auch nur daran hatte denken können, mit dieser … dieser traurigen, blassen, kahlköpfigen Fälschung Unzucht zu treiben.
Scham brannte in ihm, als er sie in eine dunkle Ecke des Raums trug und sie sanft in seine lange Spezialkiste legte. Sie zuckte ein wenig, als ihre Haut mit dem zuvor angerührten Alginat in Berührung kam, doch er legte sie in ihren Sarg, wo die gelatineartige Substanz über ihren Körper quoll. Langsam sank sie tiefer ein. Der Trick bestand darin sicherzustellen, dass das Alginat ihren Körper trug, dass Gesäßbacken und Schultern nicht den Boden des Behälters berührten und das Alginat die perfekte Konsistenz hatte, die gewährleistete, dass ihr Körperabdruck makellos wurde. Es war Präzisionsarbeit, denn das Zeug erstarrte schnell.
Ihm ging es darum, einen Ganzkörperabdruck herzustellen, doch seine bisherigen Versuche waren fehlgeschlagen, und er war gezwungen gewesen, die Körper von Schaufensterpuppen mit Kopfabgüssen zu benutzen. Er hoffte, den Herstellungsprozess nun endlich perfektioniert zu haben, sodass er, wenn er Jenna entführte, ihren herrlichen Körper immer und immer wieder reproduzieren konnte, vielleicht – wenn es ihm gelang, sie lange genug am Leben zu erhalten – sogar in verschiedenen Haltungen, um dann seine Weihestätte für sie zu bauen. Ihm waren bereits einige Fehler unterlaufen.
In seinem ersten Versuch hatte er der Frau den Kopf nicht gründlich genug rasiert, und ihr Haar hatte den Abdruck verdorben. Ein dummer, amateurhafter Fehler. Dieser Fehler
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