Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Bereich B zu zählen, geriet jedoch durcheinander. »Er ist stur, hat nur seinen Beruf im Kopf und hält sich anscheinend an seine eigenen Regeln. Ein Cowboy.«
»Dagegen ist nichts einzuwenden.«
»Dagegen ist eine ganze Menge einzuwenden«, widersprach Jenna, die sich insgeheim maßlos darüber ärgerte, dass Rinda sie völlig durchschaute. »Lassen wir Carter vorerst beiseite, ja?«
»Na schön. Mal sehen … hier …« Rinda rückte näher an den Monitor heran. Die Platzbelegung wurde mittels eines Computerprogramms verwaltet, doch der Rechner lief recht instabil, seine Kapazität war durch die neue Software, die Wes in den vergangenen paar Wochen installiert hatte, bis aufs Äußerste ausgereizt. Seiner Meinung nach erleichterten neue Programme das Leben im Theater, bisher allerdings war eher das Gegenteil der Fall, denn die veraltete Maschine kämpfte selbst mit den einfachsten Befehlen. Rinda sog in höchster Konzentration die Unterlippe zwischen die Zähne und versuchte, den Plan für die Sitzverteilung auszudrucken, während Jenna, auf einem Klappstuhl am Schreibtisch ihrer Freundin sitzend, die Karten abzählte, die noch nicht verkauft worden waren.
Im Hintergrund rauschte die Heizung und verbreitete heiße Luft, die sich in dem zugigen alten Theater rasch wieder abkühlte. Klavierspiel klimperte durch die Räume, denn Blanche arbeitete an der Musik für die nächste Aufführung. »Was hast du eigentlich gegen Carter?«, drang Rinda weiter in ihre Freundin, ohne den Blick vom Bildschirm zu lösen.
»Ich dachte, das Thema hätten wir abgeschlossen.«
»Es ist nur eine Frage.«
»Nun, abgesehen davon, dass er mir ein Bußgeld aufgebrummt und mich wie eine zickige Hollywooddiva abgefertigt hat, als ich das erste Mal in seinem Büro war, habe ich nichts gegen ihn.«
Rinda blickte über den Rand ihrer Arbeitsbrille hinweg.
»Gib’s einfach zu, Jenna. Der Mann geht dir unter die Haut«, sagte Rinda. Im nächsten Moment sprang Oliver auf den Schreibtisch, und sie streichelte geistesabwesend seinen gelben Kopf.
»Du wolltest sagen, er bringt mich in Rage.«
»Nenn es, wie du willst. Aber inzwischen kommst du ganz gut mit ihm aus, nicht wahr?«
»Okay, ja, ich glaube schon.« Sie verzählte sich wieder bei den Karten für Bereich B und fluchte leise. »Verdammt, wo war ich?«
Rinda lachte.
»Gut, ich geb’s auf! Wenn du es genau wissen willst, Carter hat sich prima verhalten, als ich bei ihm war, um ihm den Brief zu zeigen. Interessiert. Besorgt. Professionell. Nicht wie beim ersten Mal, als er sich aufgeführt hat, als ob ich gewissermaßen eine Sonderbehandlung von ihm verlangte. Ich hatte das Gefühl, er rechnete damit, dass ich in einer Limousine vorfahre, eine Sonnenbrille und tonnenweise Lippenstift trage und Gucci-Schuhe … wie sich eben jeder Idiot sein Hollywoodklischee zurechtbastelt.«
Rinda lachte. »Du beurteilst ihn völlig falsch. Er ist einfach ein viel beschäftigter Mann. Ich kenne Shane. Er wird hinter diesem Stalker-Typen her sein wie der Teufel hinter der armen Seele.«
»Das will ich hoffen.« Sie griff erneut nach dem Stapel B-Karten.
»Du solltest dir überlegen, ob du nicht doch ein paar von seinen Ratschlägen annehmen willst.«
»Fängst du auch noch damit an! Nur damit du’s weißt: Ich werde Critter nicht gegen ein neueres, flotteres, gefährlicheres Modell eintauschen«, versetzte Jenna. Als der alte Hund, der vor der Treppe zum Glockenturm eingerollt auf einer Fußmatte lag, seinen Namen hörte, wedelte er mit dem Schwanz. »Und ich stelle auch keinen verdammten Bodyguard ein.«
»Aber du hast die Alarmanlage reparieren lassen, oder?«
»Ich bin noch dabei. Ich habe bei der Firma angerufen, aber die sind völlig ausgebucht.«
»Na ja, das ist wenigstens schon mal ein Anfang. Wie kommen die Mädchen mit der Situation zurecht?«
»Mit Hangen und Bangen. Ich will nicht, dass sie die Nerven verlieren, deshalb habe ich diese Stalker-Geschichte ein bisschen heruntergespielt, aber ich lasse sie nicht gern allein. Hans und Ellie, seine Frau, haben sich bereit erklärt zu kommen, wenn ich sie brauche.«
»Die Dvoraks? Die sind uralt.«
»Du bist genauso schlimm wie die Mädchen. Hans ist Anfang siebzig, das ist nicht sonderlich alt, und Ellie ist noch jünger. Beide sind geistig auf der Höhe und körperlich fit. Moment mal – warum verteidige ich sie überhaupt gegen dich?«
»Tut mir Leid, dass ich gefragt habe.«
»Sollte es auch. Und außer Hans und Ellie
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