Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
hatte ihm Zeit geraubt. Eine Vergeudung. Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Seitdem arbeitete er gründlicher, hatte seine Kunst zu einer Wissenschaft verfeinert, alles bis ins kleinste Detail geplant. Er wusste, wen er für seine Arbeit gebrauchen konnte … Er hatte während der vergangenen zwei Jahre eine Liste der Frauen aufgestellt, die so beinahe-perfekt wie eben möglich für seine Weihestätte waren, wenngleich er erst im vergangenen Winter tatsächlich mit der Ausführung seiner Kreationen begonnen hatte. Bevor Jenna Hughes hierher gezogen war, hatte er infrage kommende Exemplare studiert, Ausschau gehalten nach Frauen mit der richtigen Gesichtsform, mit akzeptabler Figur.
Als Faye jetzt in pinkfarbene zähflüssige Tiefe sank, hatte er das Gefühl, etwas geleistet zu haben. Sie bewegte sich nicht. Konnte sich nicht bewegen, da sie starr war vor Kälte. Das Alginat quoll zwischen ihren Beinen, zwischen Armen und Körper hindurch und über ihre geschlossenen Augen. Es drang in ihre intimsten Körperöffnungen und schmiegte sich um ihren Leib. Der Vorgang dauerte nur wenige Minuten. Sie würde ersticken, konnte aber nicht kämpfen, da sie komatös war, ein Opfer von Eiswasser und Beruhigungsmitteln.
Bald würde er den perfekten Abdruck erreicht haben. Mit extremer Präzision würde er sie aus dem erstarrten Alginat lösen und ihren nutzlos gewordenen Körper dann in der Gefriertruhe verstauen, bevor er sich seiner für immer entledigte.
Er sah zu, wie das Alginat fest wurde.
Genauso, wie er es geplant hatte.
Er wandte sich von dem Sarg ab, ging durch eine separate Tür in seinen Computerraum und setzte sich an den Schreibtisch mit mehreren Tastaturen. Er loggte sich anonym ein und begann seine Suche bei eBay und einigen seiner liebsten Modegeschäfte. Irgendwo würde er, wenn er sich genug Zeit ließ und die Geduld bewahrte, Kleidungsstücke und Schmuck auftreiben, die für das Kostüm der Zoey ausreichten – sein nächstes Projekt, die Rolle, die Jenna in A Silent Snow gespielt hatte. Er lächelte in sich hinein und stellte sich vor, wie er Zoey ausstellte, genauso wie die anderen. Das Kostüm für Faye Tyler aus Bystander hatte er bereits gefunden, ebenso das schwarze Kleid, das er aus dem Theater gestohlen hatte und das Anne Parks aus Resurrection bald tragen würde.
Sein Lächeln wurde breiter, als er sich vorstellte, was Jenna sagen würde, wenn sie diese seine Huldigung an sie zu sehen bekam. Zweifellos würde sie ehrfürchtig staunen. Sprachlos sein. Für immer in seiner Schuld.
Diesen Moment würde er genießen!
Er hoffte, sie lange genug am Leben erhalten zu können, damit ihr bewusst wurde, wie sehr er sie liebte, wie viel sie ihm bedeutete, wie er sie unsterblich zu machen gedachte.
Durch die Glastür warf er einen Blick in den kalten Raum, in dem das Alginat über Faye Tyler erstarrte.
Bald würde seine Aufgabe erfüllt sein.
Er trat ans Fenster, wo er sein Spiegelbild in voller Größe in der Scheibe sehen konnte, das bleiche Abbild eines großen, muskulösen Mannes mit vollem Haar, scharfen Gesichtszügen und intelligenten Augen.
Er war stolz darauf, ein beinahe perfektes Exemplar seiner Spezies zu sein.
Ein Mann, den jede Frau begehrte.
Ein Mann, der nur eine einzige Frau begehrte.
Ein Mann, der entschlossen war, diese eine, einzigartige Frau zu bekommen.
Bald.
17. Kapitel
C arter und du, ihr habt also Waffenstillstand geschlossen?«, erkundigte sich Rinda.
Sie und Jenna saßen im Büro des Theaters und sortierten die vorverkauften Eintrittskarten.
»Wir hatten nie Krieg.«
»Aber ihr habt beide immer die Stacheln aufgestellt, wenn ihr euch begegnet seid.«
»Die Stacheln aufgestellt? Ach, hör doch auf.« Jenna schüttelte den Kopf. »Vergiss deine Kuppelversuche, Rinda, okay? Und versuche gar nicht erst zu leugnen. Ich weiß doch, was du im Schilde führst, und es wird nicht klappen.«
»Ich finde, ihr zwei würdet …«
»Ja, ja, ich weiß. Aber vergiss es.« Das Letzte, was Jenna im Augenblick brauchen konnte, war die Ablenkung durch einen Mann in ihrem Leben, wer auch immer er sein mochte.
»Er sieht verflixt gut aus.«
Das war Jenna bereits aufgefallen. »Na und? Wer braucht so was?«
»Mir könnte er schon gefallen.«
»Dann fang du was mit ihm an.« Sie zählte die Karten für den Bereich A durch und legte sie säuberlich gestapelt auf Rindas Schreibtisch. »Der Mann geht mir auf die Nerven.«
»Also magst du ihn doch .«
»Hör auf.« Sie fing an,
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