Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Schlitten fahren, Schneemänner bauen, Eis laufen.« Blanche war schon auf halbem Weg nach draußen. »Klavierspielen wird ganz unten auf der Liste ihrer bevorzugten Beschäftigungen stehen.«
»Wir werden sehen.«
»Mhm. Werden wir.« Blanches Schritte verklangen, als sie das alte Theater verließ.
»Komischer Vogel«, bemerkte Wes wie zu sich selbst.
Jenna war der gleichen Meinung, sagte aber nichts. Neuerdings schienen sich alle Menschen in ihrer Umgebung merkwürdig zu verhalten. Vielleicht lag es am Wetter. Oder alles war nur Einbildung … Sie wollte nicht darüber nachdenken. Nicht heute.
»Das sollte genügen.« Wes streckte sich und lehnte sich auf dem Schreibtischstuhl so weit zurück, dass es in seinem Rücken knackte. »Ah, das tut gut.« Er straffte sich und fügte hinzu: »Das Programm läuft jetzt, nur leider ziemlich langsam.«
Scott sah ihn finster an. »Hab ich doch gesagt!«
»Himmel, Scott, bist du mit dem falschen Fuß aufgestanden oder was ist los?«, fragte Wes und beging den Fehler, ihm das Haar zu zausen. »Ein bisschen zu viel Haargel, mein Kleiner.«
Scott verzog das Gesicht und wich zurück. »Hör auf damit!« Er wurde so rot wie sein Haar, und seine runden Augen funkelten drohend. »Ich bin nicht dein Kleiner.«
»Stimmt. Du solltest allmählich aufhören, diese Haarpflegeprodukte für Frauen zu benutzen«, zog Wes ihn auf. »Das ist Tuntenkram.«
»Hör auf, Wes«, mischte Rinda sich ein.
»Der kann mich mal«, knurrte Scott. »Der alte Knacker.«
»Autsch!« Wes grinste von einem Ohr bis zum anderen. »Okay, ich habe verstanden. Ich habe dich in Verlegenheit gebracht. Vergessen wir’s einfach, ja?« Er streckte Scott die Hand entgegen.
Scott wollte eigentlich schmollen, überlegte es sich jedoch anders, schüttelte seinem Onkel aber trotzdem nicht die dargebotene Hand. »Okay. Kein Problem.« Er zuckte mürrisch die Schultern und verdrückte sich in Richtung Tür, wo er noch einmal kurz stehen blieb. »Also, Jenna«, sagte er verlegen, »wenn Sie Hilfe bei Ihrer Alarmanlage brauchen, lassen Sie es mich wissen.«
Jenna wäre am liebsten im Erdboden versunken, als Wes sich ihr jetzt zuwandte. »Du hast immer noch Ärger mit deiner Alarmanlage?«
»Ja, natürlich«, sagte Rinda.
»Dann repariere ich sie dir.«
»Das ist nicht nötig …«
»Das ist eine prima Idee«, mischte Rinda sich ein und wies auf ihren Sohn, der seinen Onkel böse ansah. »Nimm Scott mit, Wes.« Als Rinda sah, dass Jenna sich energischer zur Wehr setzen wollte, fügte sie hinzu: »Hör mal, Jenna, tu’s für mich, ja? Damit ich mir keine Sorgen mehr machen muss. Es ist nur vernünftig, für eine funktionierende Alarmanlage zu sorgen.«
Jenna gab den Widerstand auf. Wenn das Haus durch eine Alarmanlage für sie und ihre Kinder sicherer wurde, dann sollte eben eine funktionstüchtige installiert werden. Hatte sie das nicht ohnehin schon beschlossen? Spielte es da eine große Rolle, dass sowohl Wes als auch Scott sie nervös machten? Neuerdings hatte es doch den Anschein, als ob jeder Mensch in ihrer Nähe sie beunruhigte. Selbst dieser sachliche Sheriff mit dem kalten, abschätzenden Blick.
Dank ihrer Berühmtheit war sie an neugieriges Anstarren, interessierte wie auch flüchtige Blicke und selbst unverhohlenes Gaffen gewöhnt. Doch nur äußerst selten war sie so kühl, so aseptisch distanziert gemustert worden wie von diesem Bullen. Bei ihrer ersten Begegnung war er so nüchtern aufgetreten, dass es schon beinahe brüsk wirkte, beim zweiten Mal ein bisschen wärmer, doch zwischen ihnen schwelte immer noch gegenseitiges Misstrauen. Oder war es, wie Rinda angedeutet hatte, etwas Schlimmeres als Misstrauen?
Stimmte es etwa nicht, dass sie den Gesetzeshüter attraktiv fand?
Lächerlich.
Sie hatte sich noch nie zu dem düsteren, schweigsamen, wachsam grüblerischen Männertyp hingezogen gefühlt, aber dieser …
Sie rief sich selbst energisch zur Ordnung. Wohin zum Teufel schweiften ihre Gedanken ab? Zu Shane Carter? Bleib auf dem Teppich, Jenna! Sie lief nach draußen, doch die Gedanken an Carter ließen sich nicht abschütteln. Ja, er sah gut aus. War Single. Und sexy. Doch was hatte das alles mit ihr zu tun? Er war tabu für sie. Und offensichtlich wusste er seinerseits nichts mit ihr anzufangen. Sie dachte an einige seiner Ratschläge.
Kaufen Sie sich einen Pitbull … Stellen Sie einen Bodyguard ein … Ja, bestimmt!
Sie schlug ihren Kragen hoch, um sich vor dem kalten Wind zu
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