Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Wagens und machte ein unglückliches Gesicht, aber sonst fehlte ihr nichts.
Er fragte sich, wie ihre Mutter wohl reagieren würde, dann dachte er daran, wie Jenna Hughes in enger Skihose auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch gesessen und von dem Stalker berichtet hatte.
Das Gedicht des Stalkers kam ihm wieder in den Sinn. Du bist die Frau schlechthin. Sinnlich. Stark. Erotisch. Der Verfasser hatte völlig Recht, wenn er sie als sinnlich beschrieb. Aber in dieser Nacht würde Jenna Hughes, wie Carter vermutete, nichts weiter sein als bekümmerte Mutter, die sich zu Tode ängstigte. Es sei denn, ihre Kinder wären ihr gleichgültig. Es sei denn, sie gehörte zu den Eltern, die Kinder als Accessoires betrachteten; die so mit sich selbst beschäftigt waren, dass sie ihre Sprösslinge vernachlässigten und sie nur bei passender Gelegenheit hervorholten, um sich mit ihnen zu schmücken.
Carter glaubte es nicht. Diesen Eindruck hatte er bei den paar Begegnungen mit Jenna Hughes nicht gewonnen. Man munkelte, sie sei hierher gezogen, um dem Rampenlicht und dem Glitzerleben in Tinseltown zu entfliehen. Um ihrer Kinder willen. Er sah noch einmal in den Rückspiegel und bemerkte, dass Tochter Nummer eins demonstrativ den Blick abwandte. Sie kochte innerlich geradezu vor Aufmüpfigkeit.
Leise fluchend legte er den Gang ein.
19. Kapitel
D ie Nacht erschien eigentümlich.
Irgendetwas störte.
Jenna öffnete die Augen und horchte.
Neben ihrem Bett gab Critter ein leises, verdrießliches Knurren von sich. Er hob den grauen Kopf, als hätte auch er eine Veränderung in der Atmosphäre, in den Geräuschen der Nacht wahrgenommen.
Dann hörte sie es: den Klang eines Motors im Leerlauf ganz in der Nähe. Ganz dicht beim Haus.
Sie sah auf die Uhr: 3:53 Uhr.
Was zum Kuckuck …?
Rasch schlüpfte sie aus dem Bett, streifte den Morgenmantel über, den sie über das Fußende gelegt hatte, und war bereits auf dem Weg zum Fenster. Als sie durch die Jalousie spähte, sah sie ein Fahrzeug von der Sheriffbehörde nahe der Garage stehen.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
»O Gott«, flüsterte sie.
Was war passiert? Warum war der Sheriff gekommen?
Der Stalker? Hatte er den Verfasser des Briefs gefunden … oder war der Typ womöglich hier? Panik befiel sie.
Critter knurrte. Vor Aufregung sträubte sich das Fell auf seinem Rücken.
Im nächsten Moment war Jenna aus dem Schlafzimmer. Ihre bloßen Füße klatschten auf dem Holzfußboden. Sie lief, gefolgt von dem Hund, die halbe Treppe bis zu Allies Zimmer hinauf. Ihre Jüngste schlief; sie hatte die Decke von sich geworfen und schnarchte leise, die Arme angewinkelt. Jenna hastete ins nächste Zimmer. Ihr Herz trommelte wie wild. Sie stieß die Tür auf und wäre beinahe vor Schreck gestorben, als sie das leere Bett sah.
»O Gott, nein«, flüsterte sie. Im selben Moment hallte ein Klopfen an der Tür durchs ganze Haus. Cassie war sicher etwas Entsetzliches zugestoßen! Deswegen kam jemand vom Büro des Sheriffs mitten in der Nacht zu ihr. Angst trieb sie in Windeseile die Treppe hinunter und hielt ihr Herz in eisernem Griff. Lieber Gott, bitte gib, dass nichts passiert ist , betete sie stumm. Dann hörte sie, wie sich knarrend die Küchentür öffnete. Sie hastete weiter.
»Mom?«
Cassies Stimme.
Gott sei Dank!
Jenna wäre beinahe auf den Stufen gestolpert. Critter knurrte und bellte, seine Pfoten scharrten über den Holzboden.
Jenna stürzte in die Küche, gerade als Cassie das Licht einschaltete. »Was geht hier vor? Wieso bist du nicht im Bett?« Dann fiel ihr Blick auf den Mann, der Cassie begleitete: Sheriff Carter. Der strenge Sheriff Carter mit dem kantigen Kinn und dem skeptischen Blick, den sie erst kürzlich zuletzt gesehen hatte.
Der Hund bellte wie wahnsinnig, fletschte den Ordnungshüter an und umkreiste ihn.
»Critter. Still! Still jetzt!«, befahl Jenna.
Mit einem letzten misstrauischen Knurren verzog sich Critter unter den Küchentisch, um von dort aus Carter aus wachsamen, dunklen Augen zu beobachten.
»Entschuldigen Sie«, sagte Jenna und zog den Gürtel ihres Morgenmantels straff. Ihr Blick blieb auf Cassie haften. »Was ist los? Wo zum Kuckuck warst du?«
Carter erwiderte: »Ihre Tochter und ein paar andere Jugendliche waren heute Nacht am Catwalk Point.«
Sie stutzte. Catwalk Point? »Ist da nicht diese Frauenleiche gefunden worden?«
»Genau.« Carter nickte. Todernst. Cassie trat von einem Fuß auf den anderen und sah zu Boden.
»Warum?«,
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