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Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Titel: Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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    Möglich, aber er bezweifelte es. Er vermutete, dass diese Kids nur Unfug im Sinn hatten. Alkohol, Drogen. Sich bekiffen am Schauplatz des größten Verbrechens in Falls Crossing seit Jahrzehnten. Idioten. Carter beschloss, ihnen einen gehörigen Schrecken einzujagen.
    Er gab seine Position durch, hinterließ eine Nachricht für Sparks und fuhr stetig bergauf. Die Reifen rutschten ein bisschen, doch der Allradantrieb brachte ihn durch die steilen Kurven. Die Nacht war ausnahmsweise klar, der Mondschein versilberte die Schneewehen und schwer beladenen Äste. Die Temperaturen bewegten sich immer noch weit unter null, wie schon seit über einer Woche.
    Als er in seinem Chevrolet Blazer die Brücke über den Cougar Creek passierte, sah er, dass der Wasserfall massiv gefroren war. Gischtformationen waren zu spektakulären Eiskristallen erstarrt, während sie den Felshang hinabstürzten.
    Genauso, wie die Wasserfälle der Umgebung in jenem Winter gefroren waren, als David starb. Carter kniff die Augen zusammen, doch er sah nicht die Straße, die sich zwischen schneebeladenen Bäumen hindurchschlängelte. Stattdessen sah er eine andere Zeit und einen anderen Ort, eine Eishölle, in der sein bester Freund den hirnlosen Klugscheißer spielte.
    » Ich sag dir, Mann, das ist die Chance deines Lebens. Wir können die Ersten sein, die diesen Brocken raufsteigen!« David hatte gelacht, als er mit den Zähnen den Riemen seines Handschuhs festzurrte. Er und Shane standen am Fuß des Falls und blickten auf zu den unglaublichen Eisformationen.
    Shane musterte die Felsspitze in fast hundert Meter Höhe. »Ich weiß nicht.«
    Doch David hatte nicht warten können. Sekunden später war er bereits an den Eissäulen hinaufgeklettert, höher und höher.
    »Verdammt noch mal«, hatte Shane geflucht und nach oben geblinzelt, während er seine eigene Ausrüstung in Ordnung brachte. »David, warte!«
    »Kann ich nicht, Mann!«
    »Scheiße.«
    Shanes Herz schlug nahezu einen Trommelwirbel, und trotz der eisigen Kälte schwitzte er unter seinen Hüllen aus Fleece und Daunen.
    David war immer furchtlos gewesen, der tollkühne, der Kerl, der das Leben beim Schwanz packte und es über seinem Kopf schwang. Aber das hier – der Aufstieg auf die Pious Falls – war idiotisch. Carter hatte es gewusst, obwohl er gerade erst sechzehn geworden war.
    » Himmel, Carter, sei kein Weichei!« David arbeitete sich an dem gigantischen Eiszapfen hinauf und rief dabei die Worte zu Shane herab, der am Fuß des gefrorenen Falls stand.
    Shane stand da, den Kopf in den Nacken gelegt, und verfolgte den langsamen, stetigen Aufstieg seines Freundes über die glatte Fläche gefrorener Gischt. Er rutschte auf der massiven Eisplatte aus, die vormals ein großer See am Fuß des Wasserfalls gewesen war. Als er den Blick senkte, bemerkte er zwei tote Forellen, die im Eis unter seinen Füßen eingeschlossen waren und zu ihm emporstarrten.
    » Worauf wartest du noch, du Blödmann? Mach schon!« , rief David über die Schulter zurück, und seine Stimme hallte durch die stille, verharschte Schlucht. » Von diesem Tag kannst du später deinen Enkelkindern erzählen!«
    Diese Worte ließen Carter seit jenem entsetzlichen Tag keine Ruhe.
    Jetzt begann sein Funkgerät zu knistern, was ihn abrupt in die Gegenwart zurückholte. Östlich von Falls Crossing war ein Transformator ausgefallen, sodass mit einem Schlag noch mehr Einwohner ohne Strom waren. Aus dem folgenden Funkverkehr, den er mithörte, schloss er, dass Einsatzgruppen unterwegs waren. »Scheiße«, fluchte Carter. Er fürchtete, dass ein Ende dieses gottverdammten Wetters noch lange nicht absehbar war. Wenn die Kaltfront nicht abzog, würde es zu weiteren Stromausfällen kommen, würden noch mehr Wohngebiete evakuiert werden müssen, noch mehr Fahrzeuge im Schnee stecken bleiben, noch mehr Notaufnahmen überfüllt sein.
    In düsterer Stimmung lenkte er seinen Wagen den letzten Steilhang zum Catwalk Point hinauf.
    Blaue und rote Blinklichter verliehen dem umgebenden Wald eine gespenstische Färbung.
    Montinellos Wagen stand mitten auf der ehemaligen Holzfällerstraße, den Strahl der Scheinwerfer auf drei weitere Fahrzeuge gerichtet – zwei Pick-ups und einen Ford Bronco –, die kreuz und quer neben dem Fundort der Leiche abgestellt waren. Als Shane den Motor ausschaltete, winkte Montinello in Richtung der Wagen, und eine Gruppe zerknirschter Teenager stieg aus. Die üblichen Schulversager , dachte Carter und

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