Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
vorgeladen wurden.
Ein weiterer starker Motor dröhnte durch die Wälder. Helle Scheinwerfer strahlten die Bäume an.
»Oh-oh«, entfuhr es Montinello.
Der Pick-up von BJ Stevens kam schlitternd zum Stehen. Sie ließ den Motor laufen, die Scheinwerfer Lichtsäulen in die Dunkelheit bohren und sprang aus der Fahrerkabine. Wie von der sprichwörtlichen Tarantel gestochen.
In Jeans, Sweatshirt und einer übergroßen Skijacke stapfte sie durch den Schnee. »Was zum Teufel ist hier oben los?«, wollte sie wissen, verschwendete jedoch kaum einen Blick an die Männer, sondern ging schnurstracks auf die Teenager zu. Ohne Make-up, übernächtigt, wutentbrannt hielt sie ihrer Tochter eine Gardinenpredigt.
»Himmelherrgott, Megan, hast du denn keinen Funken Verstand im Kopf? Das hier ist ein Tatort , verdammt noch mal!«
Megan starrte zu Boden.
»Ich bin Polizistin!«
Immer noch keine Reaktion.
»Los, steig in den Wagen. Sofort !«
Als sie ihre widerspenstige Tochter zu dem Pick-up scheuchte, dessen Motor noch immer lief, hielt sie kurz bei den Männern inne. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, gestand sie mit schmalen Lippen, das Gesicht weiß wie der Schnee unter dem Gestrüpp. »Tut mir Leid. Ich wusste gar nicht, dass sie sich aus dem Haus geschlichen hatte.«
»So was kommt vor«, sagte Sparks.
»Ja, nun, aber ich hätte nicht geglaubt, dass ich es erleben würde, und glauben Sie mir, es kommt nicht wieder vor. Geben Sie’s ihr ordentlich! Sie hat es verdient. Gott, wird sie denn nie klug?« BJ verdrehte die Augen zum sternenlosen Himmel.
»Irgendwann werden sie’s«, bemerkte Carter.
»Nicht alle.« BJ ließ sich nicht so leicht beschwichtigen. »So etwas fehlt mir jetzt gerade noch.« Sie warf Carter einen erschöpften Blick zu. »Du weißt ja gar nicht, wie glücklich du dich schätzen kannst, keine halbwüchsige Tochter zu haben.«
Sie stapfte in Richtung Pick-up und sagte: »Es ist mein Ernst, Megan, dieser Mist muss ein Ende haben. Sofort!« Damit öffnete sie die Beifahrertür und wartete, bis ihre schweigende, innerlich kochende Tochter eingestiegen war.
»Ich kann es nicht fassen!«, rief BJ, bevor sie um den Wagen herum zur Fahrerseite ging, wo sie stehen blieb und über den Kühler hinweg einen der Jungen ansah. »Hör mir gut zu, Ian. Damit ist jetzt Schluss. Kapiert?« BJ stieß wütend mit dem Zeigefinger in Richtung der Gruppe in die kalte Luft. »Wenn so etwas noch einmal passiert, wende ich mich an deine Mutter und an deinen Prediger-Vater, und was ich denen zu sagen habe, wird dir nicht gefallen.« Damit drehte sie sich um, stieg in den Pick-up, legte den Rückwärtsgang ein, dann den ersten und fuhr mit röhrendem Motor davon. Unter den Reifen stob der Schnee auf, als sie ihre auf Abwege geratene Tochter nach Hause schaffte.
»Ich möchte jetzt nicht in Megans Haut stecken«, dachte Montinello laut.
Auch nicht in der ihrer Mutter , pflichtete Carter ihm im Stillen bei, während BJs Heckleuchten langsam in der Ferne verschwanden.
Sparks deutete auf Cassie Kramer. »Kannst du sie nach Hause bringen?«, fragte er Carter. »Ich wollte BJ darum bitten, aber sie hat genug um die Ohren.«
»Und sie ist ohnehin schon weg.« Carter nickte. Er war nicht gerade begeistert, aber alle anderen hatten noch mit den übrigen Kids und mit der Sicherung des Schauplatzes zu tun. Zum Glück war das Beweismaterial zum größten Teil bereits sichergestellt.
Er winkte Cassie zu sich heran. »Steig ein«, befahl er und fragte dann nach ihrer Festnetznummer. Bevor sie losfuhren, wählte er die Nummer, wurde jedoch unverzüglich an die Mailbox weitergeleitet. Eine computergenerierte Frauenstimme wies ihn an, eine Nachricht zu hinterlassen, was er auch tat.
»Was ist mit dem Handy?«, fragte er, und wieder rasselte Cassie eine Nummer herunter, die er rasch eintippte. Auch diese Verbindung wurde direkt zu Jenna Hughes’ Mailbox umgeleitet. Eine zweite Nachricht hinterließ er nicht.
Er hatte gehofft, Cassies Mutter vorwarnen und den Schrecken mildern zu können. Falls Jenna bereits wusste, dass ihre Tochter sich unerlaubt entfernt hatte, wollte Carter sie rasch von ihren Sorgen befreien. Wenn nicht, wollte er nicht unangemeldet vor ihrer Tür auftauchen.
Doch er hatte kein Glück.
Allerdings war dies auch keine Nacht, die Glück hätte bringen können.
Er startete den Chevrolet Blazer und warf einen Blick in den Rückspiegel. Der Kleinen ging es gut. Sie saß zusammengekauert in der Ecke seines
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