Sanfte Eroberung
leichtfüßig die Treppe hinunter auf ihn zugelaufen kam. Wieder einmal schaffte sie es, ihn zu überraschen, diesmal, indem sie in Herrenkniebundhose, Stiefeln und einem Leinenhemd erschien. Noch dazu trug sie ihr Haar zu einem langen Zopf geflochten, der ihr über den Rücken fiel, was ihr Wesen eines Wildfangs unterstrich. Und sie wusste sehr wohl, wie sie auf ihn wirkte. Das entnahm er ihrer Miene.
»Guten Tag, Heath«, begrüßte sie ihn, sobald sie unten war.
Da alles an ihr darauf zu lauern schien, dass er etwas gegen ihr Äußeres einwandte, blieb Heath betont verhalten. »Welches ist der Zweck Ihrer Aufmachung, meine Süße? «
An mehreren Röcken kann ich wohl kaum Fechten lernen, nicht wahr? Kniebundhosen erlauben mir mehr Bewegungsfreiheit und Bequemlichkeit. Außerdem sollten sie es Ihnen leichter machen, so zu tun, als sei ich ein Mann. «
Er lüpfte die Brauen. »Warum in aller Welt sollte ich vorgeben, Sie seien ein Mann?«
»Damit Sie mich nicht wie eine schwächliche Frau behandeln.«
Sie irrte sich gründlich, wenn sie glaubte, er könnte sie jemals für einen Mann halten. Diese Hose betonte nur ihre wohlgeformten weiblichen Hüften und Beine, während das Hemd die Wölbungen ihrer Brüste besonders gut zur Geltung brachte.
»Dann kleiden Sie sich nicht skandalös, um mich abzuschrecken?«
Ihr Lachen war tief und entzückend. »Ich gestehe, dass mir dieser Gedanke kam. Sie wünschen keine Marquise, die sich in solch unangemessener Kleidung zeigt, nicht wahr? «
Heath schüttelte den Kopf. Lilys skandalöse Aufmachung schreckte ihn nicht im mindesten. Wenn er ehrlich war, gefiel sie ihm sogar, denn sie bewies, dass sie kühner und rebellischer war, als er es sich zu erträumen gewagt hätte. »Sie werden feststellen, dass ich diesbezüglich recht tolerant bin. Ich habe nicht vor, Ihnen die Garderobe vorzuschreiben, wenn wir verheiratet sind. «
»Aber die feine Gesellschaft wird Wert darauf legen und mich als verruchtes Weibsbild verdammen. «
»Nicht unbedingt. Für den vermögenden Adel gelten andere Maßstäbe. Sollten Sie als meine Marquise Kniebundhosen tragen wollen, würden Sie eher als exzentrisch gelten. «
Seine Bemerkung machte Lily offenbar nachdenklich, also nutzte Heath die Gelegenheit, um anzufügen: »Darüber hinaus würden Sie als meine Gemahlin sehr viel mehr Freiheiten genießen denn als unverheiratete junge Dame. Und ich kann Ihnen versichern, dass das Zusammenleben mit mir nie langweilig würde. Wir könnten jeden Tag Fechten üben, wenn Sie es wünschen.«
Sie kräuselte die Stirn. »Nicht einmal diese reizvolle Aussicht kann mich verlocken, My Lord.«
»Sie sollten mich Heath nennen, schon vergessen?«
»Ach ja, also gut, Heath. Sind das die Florette?«, fragte sie und zeigte auf den langen Lederkasten, den er bei sich trug.
»Ja, meine Übungsflorette. Die Klingen sind stumpf und die Spitzen mit ledernen Sicherheitskappen überzogen.«
»Gut.« Sie strahlte ihn an. »Ich will Sie ja nicht versehentlich aufspießen,
Mit ihrem Lächeln könnte sie ihn jederzeit übertölpeln, dachte Heath, der einmal mehr von diesem bezaubernden Anblick gefangen war.
Er folgte ihr aus der Diele in den hinteren Teil des Hauses, so dass er ihren wundervollen Po betrachten durfte. Der Salon, in den sie ihn führte, war ziemlich groß. Der Fußboden war für die Tanzstunden freigeräumt, die Tische und Stühle an die Seite geschoben und der Teppich aufgerollt worden.
»Ist der Raum hier für meine Stunde geeignet?«, wollte Lily wissen.
»Es wird ausreichen. «
Heath schloss die Tür hinter ihnen und drehte rasch den Schlüssel im Schloss. Dies war eine rare Gelegenheit, mit ihr allein zu sein, und er wollte keine Störungen.
Denn er hatte vor, ihr eine weit eindrucksvollere Lektion zu erteilen als nur die des Fechtens. Zwar war sie von Natur aus leidenschaftlich, doch leider viel zu unerfahren, und ihre Sinnlichkeit musste dringend erweckt werden. Ihr körperliche Freuden nahezubringen, würde ihren Widerwillen mindern, ihn zu heiraten.
Lächelnd stellte Heath den Koffer mit seinen Floretten ab, bevor er sich seines Gehrocks, seiner Weste und Krawatte entledigte.
»Also, wie fangen wir an? «, erkundigte Lily sich, als er den Koffer öffnete.
»Mit den Grundbegriffen. Fußstellung, Handarbeit. Dann kommen Bewegungen, Schlagtechnik und zum Schluss einfache Angriffe und Verteidigungen. In den künftigen Stunden befassen wir uns mit Taktik und Strategie, aber heute bleiben
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