Sanfte Eroberung
war.
Leider musste Lily nun entdecken, dass es ihr aus ihrer Warte unmöglich war, das weitere Geschehen zwischen Ada und ihrem vornehmen Gast zu verfolgen.
Fünf Minuten verstrichen, dann siegte Lilys Ungeduld über ihre Vernunft. Sie stieg die Treppe hinunter und ging langsam über den Korridor zur Salontür. Außer leisem Gemurmel konnte sie nichts hören.
Mit größter Mühe unterdrückte sie den Drang, zu ihnen zu rennen, und blieb stattdessen im Flur stehen, wo sie im Geiste hart mit sich ins Gericht ging. Sie glaubte selbst kaum, dass sie sich derart erbärmlich verhielt. Ihr war vollkommen gleich, ob Heath Ada küsste, sie berührte, sie streichelte oder ihr Wonnen bereitete, wie er sie ihr bereitet hatte ...
Bei der Vorstellung, er könnte die wunderschöne Kurtisane beglücken, musste sie ein Stöhnen unterdrücken, und es dauerte nur einen weiteren Moment, bis sie sich eingestand, dass es sinnlos war, sich etwas vorzumachen. Sie hasste den Gedanken an Heath mit einer anderen Frau.
Als sein tiefes Gemurmel von einem amüsierten leisen Lachen gefolgt wurde, erstarrte Lily. Sie musste Ada davon abhalten, ihn zu verführen - egal, wie sehr sie das Mädch en vorher dazu ermuntert hatte!
Lily wappnete sich für das, was sie vorfinden würde, und versuchte, nicht allzu schnell zur Tür zu laufen. Als sie jedoch beim Salon ankam, war sie schlagartig wie versteinert.
Ada lag auf dem Sofa, auf ein Kissen gelehnt und in sehr verführerischer Pose, während Heath unten am anderen Ende saß und den nackten Fuß des Mädchens in seinem Schoß hielt. Er massierte ihr sanft den Knöchel, nicht unähnlich der Art, wie er es an dem Nachmittag der Gartenparty in der Kutsche mit Lilys getan hatte.
Ein scheußlicher Schmerz durchfuhr Lily, begleitet von einem Anflug heftigster Eifersucht. Beides versuchte sie zu unterdrücken, als sie sich hörbar räusperte.
Ada sah erschrocken auf. »Oh, Miss Loring! Ich habe Sie nicht erwartet.«
Lily rang sich ein Lächeln ab. »Seine Lordschaft wollte mir um elf seine Aufwartung machen, aber er verspätete sich.«
Wie sie bemerkte, schien Heath nicht im Geringsten unbehaglich ob der Situation. Er erhob sich nicht einmal, wie es jeder Gentleman bei ihrem Eintreten normalerweise getan hätte.
»Ada, meine Liebe, was ist mit dir? «, fragte Lily, die ihren Blick streng auf den nackten Fuß der Kurtisane richtete.
»Ich habe ... ich habe mir meinen Knöchel ganz arg verdreht. Aber Lord Claybourne konnte mir allen Schmerz nehmen.« Ada klimperte mit ihren pechschwarzen Wimpern in seine Richtung. »Ich schwöre, Mädchen, wenn solch ein galanter es ist wunderbar für ein galanter Retter herbeieilt! «
»Ja«, bestätigte Lily sehr trocken, »seine Lordschaft genießt es, den Helden zu geben.«
Überdies sah Heath aus, als würde er die Aufmerksamkeit der schönen jungen Frau genießen. »Ich läute nach Ellen, damit sie dir einen kalten Umschlag bringt, wenn du möchtest, Ada.«
Als sie sich in Richtung Klingelzug bewegte, erklärte Heath ruhig: »Die kalte Kompresse sollte in Miss Shaws Schlafzimmer gebracht werden. Ich beabsichtige, sie dorthin zu tragen, da sie nicht laufen kann. «
»Oh, danke, My Lord«, hauchte Ada betont schwächlich. »Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, hätten Sie mich nicht gerettet.«
»Ich konnte Sie ja schlecht leiden lassen«, entgegnete er mit einem sehr freundlichen Lächeln.
Obwohl es Lily zutiefst widerstrebte, musste sie seiner Bitte entsprechen. Bis Ellen ins Zimmer kam, hatte Heath Ada schon in seine Arme gehoben und lächelte ihr zu, während sie sich an ihm festklammerte und bewundernd zu ihm aufsah.
Als er mit seiner Last aus dem Salon schritt, gab Lily Ellen Anweisungen, griff dann Adas Schuh und Strumpf und folgte Heath die Treppe hinauf.
Adas Schlafzimmer befand sich im zweiten Stock ganz hinten auf dem Flur. Lily schaffte es, vor Heath dort zu sein, um ihm die Tür zu öffnen. Er trug die Kurtisane hinein und legte sie vorsichtig auf das Bett. Doch Ada löste ihre Arme nicht von ihm, sondern flüsterte ihm etwas zu, das ihn zum Lachen brachte.
Lily ertappte sich dabei, wie sie mit den Zähnen knirschte, und sie war unsagbar erleichtert, sowie Heath sich von der Schönheit befreite und galant verabschiedete.
Draußen auf dem Korridor jedoch erschrak sie, als er unvermittelt ihren Ellbogen packte. »Wo können wir ungestört reden, mein Engel? «, fragte er in trügerisch freundlichem Ton.
Lily sah ihn unsicher an,
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