Sanfte Eroberung
Eine solche Zärtlichkeit hatte sie bei keinem Mann erlebt, und schon gar nicht hatte sie erwartet, dass sie jemals davon zu Tränen gerührt sein könnte. Sie hatte nicht einmal geahnt, dass es überhaupt so etwas gab. Was sie bisher über Mann und Frau wusste, beschränkte sich größtenteils auf die ständigen Streitereien ihrer Eltern, deren Ehe ein Schlachtfeld gewesen war.
Dagegen hatte Lily sich wehren können, wohingegen sie nichts aufzubieten vermochte, um sich vor so viel Sanftmut zu schützen.
Und so blieb ihr nichts anderes übrig, als sie mit aller Kraft zu verdrängen. Sie rutschte ein Stück von Heath weg, um das Gefühl zu unterdrücken.
Offenbar spürte er, dass sie sich zurückziehen wollte, denn er legte seinen Arm um sie und drückte sie wieder an sich. Lily verkrampfte sich ängstlich, während ihre verräterischen Sinne seine Berührung genossen.
Eine ganze Weile hielt er sie ruhig im Arm, küsste ihr Haar und streichelte ihren Arm, ihren Rücken, ihre Hüfte und ihren Schenkel. Sie fühlte seine Männlichkeit an ihrem Bauch, und obgleich er äußerst erregt war, unternahm er nichts, um für seine Befriedigung zu sorgen.
»Willst du nicht ... mehr tun? «, fragte Lily schließlich unsicher.
»Jetzt nicht«, flüsterte er an ihrem Ohr. »Ich würde gern, glaub mir. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als hier bei dir zu bleiben und dich die ganze Nacht hindurch zu lieben, dir zu zeigen, dass der Liebesakt noch viel schöner sein kann. Aber das werde ich erst tun, wenn du zustimmst, mich zu heiraten.«
Nach seiner jüngsten Lektion wusste sie, dass er schmerzlich erregt sein musste. Und sie hielt es nur für fair, ihm eine Erlösung aus diesem Zustand anzubieten. »Ich könnte ... mich um dich kümmern - so wie in der Kutsche.«
Sie glaubte, ein gequältes Lächeln aus seiner Stimme herauszuhören, als er antwortete: »Danke, ich warte lieber auf den echten Liebesakt, Lily. Heute Abend habe ich dir gezeigt, was ich wollte, und fürs Erste gebe ich mich damit zufrieden. «
Leider war sie nicht zufrieden. Heath hatte ihr beachtliche Wonnen geschenkt, aber sie fühlte sich immer noch ... unvollständig.
Auf ihr Schweigen hin legte er sanft seine Hände an ihre Wangen und zwang sie, ihn anzusehen.
»Ich wollte, dass du Leidenschaft kennenlernst, mein Liebes, und begreifst, was du aufgibst, indem du dich der Ehe verweigerst. Du willst nicht ein Leben lang Jungfrau bleiben, deine Nächte in Einsamkeit vergeuden, allein in deinem keuschen Bett. Und davon hoffe ich, dich schon bald überzeugt zu haben.«
Eines glaubte sie bereits, wie Lily sich eingestand: Sie wollte nicht für immer Jungfrau bleiben - nicht, nachdem sie die atemberaubende Leidenschaft mit Heath erlebt hatte.
Lily schloss die Augen vor dieser Erkenntnis. Heaths Strategie war aufgegangen, denn sie musste einsehen, dass sie die Geliebte dieses Mannes sein wollte.
Selbst wenn sie ihn nicht zu heiraten wünschte, selbst wenn sie seine Zärtlichkeit nicht wollte, verzehrte sie sich nach den magischen Mysterien der Sinnlichkeit, die er ihr enthüllen konnte.
Elftes Kapitel
Ich wollte lediglich seiner Lordschaft Aufmerksamkeit von meiner Person ablenken. Wie hätte ich damit rechnen können, auf diese Weise meine eigene
Eifersucht zu erregen?
Lily an Fanny
Eingelullt von dem sinnlichen Wohlgefühl, schlummerte Lily in Heaths Armen ein. Ihre körperliche Befriedigung ermattete sie zu sehr, als dass ihr Gefühlstumult sie wach zu halten vermochte. Kaum aber weckte er sie in der Nacht, um ihr zuzuflüstern, dass er nicht in ihrem Bett entdeckt werden wollte, und küsste sie zum Abschied, kehrten ihre widersprüchlichen Empfindungen im Verein mit unerwünschten Sehnsüchten zurück.
Lily ärgerte sich über ihre Schwäche, stand auf, zog sich ihr Nachthemd an und kehrte allein in ihr Bett zurück. Dort wälzte sie sich für den Rest der Nacht umher, unfähig, zu vergessen, wie Heath sie berührt hatte, wie er duftete, wie warm und zärtlich er gewesen war. Als sie früh am nächsten Morgen aufstand, war sie übernächtigt und erschöpft. Noch dazu beschimpfte sie sich wegen ihrer erbärmlichen Reaktion auf Heaths geschickte Verführungstaktik.
Nicht bloß hatte er ihr eine Kostprobe von etwas Wundervollem gegeben, sondern überdies erreicht, dass sie sich nach seiner Leidenschaft verzehrte und mehr und mehr versucht war, ihren Flirt sogar noch weitergehen zu lassen.
Während Lily sich wusch und ankleidete, bemühte
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