Sanfte Eroberung
Marmelade bestrich. »Mag sein, aber ich behalte meine Seele lieber für mich. «
»Wie ich hörte, wünscht seine Lordschaft, Sie zu heiraten«, fuhr Ada vorsichtig fort.
»Das behauptet er, aber ich möchte ihn nicht heiraten.«
»Sie möchten keine Marquise werden?« Das Mädchen machte große Augen, als könnte es ein solches Sakrileg nicht verstehen. »Ich würde meinen neuen Gönner auf der Stelle aufgeben, sollte ich glauben, stattdessen Lord Claybourne gewinnen zu können.« Sie seufzte. »Aber ich würde nie einer anderen den Mann stehlen - zumindest nicht einer Dame, die so gut zu mir war wie Sie, Miss Loring.«
»Lord Claybourne ist nicht mein Mann, Ada«, versicherte Lily ihr.
Ein berechnendes Funkeln erhellte Adas Augen. »Dann würde es Ihnen nichts ausmachen, wenn ich versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen? «
Lily überlegte, wie sie es fände, würde die wunderschöne junge Kurtisane sich bemühen, Heath zu verführen. Es gefiele ihr ganz und gar nicht. Doch sie hatte kein Recht, Ada davon abzuhalten, wollte dieses Recht ja nicht einmal.
»Ich erhebe keinen Anspruch auf ihn«, wiederholte Lily.
»Falls es Ihnen also wirklich nichts ausmacht ... könnte ich es versuchen. Nicht dass ich eine Chance hätte. Die meisten feinen Herren sind leicht zu verführen, aber über Lord Claybourne heißt es, er wäre ein glänzender Liebhaber. Ich hörte, dass er eine Dame vor Freude zum Weinen bringen kann. Einen solchen Mann zu erfreuen oder auch nur zu bewegen, mich in Erwägung zu ziehen, wird nicht leicht. Immerhin kann er jede Frau haben, die er will.« Ada schüttelte den Kopf. »Nun, schaffe ich es nicht, schafft es keine.«
Lily musste ihrer Einschätzung zustimmen. Mit ihrem feurigen Haar und ihren üppigen Kurven sollte Ada selbst einen verwöhnten Herrn mit Heaths erlesenem Geschmack reizen - seit sie gelernt hatte, ihr vulgäres Benehmen zu zügeln und beinahe vornehm zu sprechen. Von dieser jungen sinnlichen Sirene könnte Heath sich durchaus angezogen fühlen.
»Ich schätze, du hast Recht«, bestätigte Lily ihr mit einem matten Lächeln.
Ada grinste. » Und wenn ich es nicht schaffe, beweist es, dass er Ihnen ergeben ist.«
»Wie bitte? «
»Na ja, falls er sich so schnell mir zuwendet, wissen Sie, dass er Ihnen nicht dauerhaft treu bleiben wu-rde. Es ist besser, so etwas über einen Mann zu wissen, bevor man ihm das eigene Schicksal in den Schoß schmeißt, sage ich immer.«
»Ja, das ist wahr. Mein Vater war ein unverbesserlicher Wüstling, und ich will gewiss keinen Ehemann, der ihm auch nur entfernt ähnlich ist.«
Zwar bezweifelte sie, dass Heath viel mit ihrem verdorbenen Vater gemein hatte, doch sollte er den Offerten des Freudenmädchens bereitwillig nachgeben, hätte Lily den Beweis, dass er sie nicht so sehr begehrte, wie er stets vorgab.
Und vor allem könnte es Lily von seinem Werben befreien. Stillte eine andere seine körperlichen Bedürfnisse, würde er Lily weniger hartnäckig verführen.
»Du brauchst dich nicht zu sorgen, dass ich dir im Weg stehen könnte, Ada«, murmelte Lily. »Übrigens kommt Lord Claybourne heute um elf zu Besuch. Du darfst ihn gern an meiner Stelle begrüßen.«
»Oh, vielen Dank, Miss Loring! Ich glaube, ich weiß genau, wie ich das anstelle.«
Adas Plan war relativ simpel: Bei Ankunft des Marquess würde sie die Treppe herunterkommen, auf der letzten Stufe fallen und zu seinen Füßen landen, so dass er keine andere Wahl hätte, als ihr aufzuhelfen. Schließlich war Ada Schauspielerin und gedachte, ihre Fertigkeiten klug einzusetzen.
Indessen kamen Lily Bedenken. Obwohl sie nichts gegen Heaths mögliche Verführung eingewandt hatte, fühlte sie sich für den Rest des Morgens seltsam ängstlich. Und sie stellte fest, dass sie die Kaminsimsuhr in Fleurs Salon gar nicht mehr aus dem Blick ließ, sowie es auf elf Uhr zuging.
Als sie schließlich den Klopfer an der Vordertür hörte, schlüpfte sie auf den Korridor hinaus und schlich sich an das obere Treppengeländer, wo Ada für ihre Vorstellung bereitstand.
Alles verlief genau nach dem Plan der Kurtisane. Kurz nachdem Lord Claybourne seinen Hut dem Diener überreicht hatte, knickte Ada auf der unteren Stufe mit dem Knöchel um und fiel sehr grazil aufs Parkett.
Auf ihren zarten Schmerzensschrei hin eilte Heath sofort zu ihr. Und als Ada beteuerte, dass sie sich hinlegen müsste, trug er sie in das nächste Zimmer mit einem Sofa, das zufällig der Salon im ersten Stock
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