Sanfte Selbstbehauptung
Opfer
für Manipulationen, wenn Ihr Selbstvertrauen
schwach ist.
Er wollte, dass ich Mitglied in einem Fitnessklub werde, der ganz in der Nähe aufgemacht hat. Ich sah, dass der Mann nicht allein unterwegs war. Die Leute, die neben mir an der Bushaltestelle standen, wurden von anderen Fitnessklub-Vertretern angesprochen. Ich murmelte etwas von »Nö, das will ich nicht«, aber jetzt kam der Mann erst richtig in Fahrt. Er zeigte mir ein vollgedrucktes Blatt Papier und erklärte, ich bräuchte nur hier auf dem Formular zu unterschreiben, dann könnte ich sofort an den modernsten Geräten trainieren.
Ich antwortete: »Nein danke. Ich hab mein Geld schon investiert.« Aber das hatte keine Wirkung. Jetzt sprach der Mann davon, wie günstig die Klubmitgliedschaft sei. Umgerechnet wäre ein Trainingstag nur so teuer wie eine kleine Pizza.
»Dann nehme ich lieber die Pizza«, sagte ich leise. Meiner Stimme fehlte eindeutig die notwendige Entschlossenheit. Und so redete der Mann weiter auf mich ein.
Nun kam noch eine Frau dazu, die auch zu den Fitness-Vertretern gehörte. Sie war bei den anderen Leuten an der Bushaltestelle schon abgeblitzt. Mittlerweile waren es zwei Leute, die auf mich einredeten. Wahrscheinlich war ich für die beiden das perfekte Opfer. Zu wenig Selbstvertrauen, um mich lauthals zu wehren und mit zu vielen Einkaufstaschen bepackt, um schnell zu flüchten. Der Mann wollte schon wieder wissen, wie ich heiße. Die beiden waren wirklich hartnäckig.
Nur ein Satz genügt
Hartnäckig – dieses Wort brachte mich auf die rettende Idee. Erst jetzt fiel mir ein, was ich in meinen Selbstbehauptungstrainings immer wieder unterrichte: Wenn nichts mehr geht, greif zur einfachsten Form der Hartnäckigkeitsschleife, zu der berühmten Ein-Satz-Variante. Nun wusste ich, wie ich aus der Sache problemlos rauskam. Und jetzt begann mein Krafttraining:
»Nein danke. Ich trete nicht in diesen Fitnessklub ein.« Das war mein Willenssatz und etwas anderes würden die beiden nicht mehr von mir zu hören bekommen.
Manchmal ist es wichtig, das Nein
ständig zu wiederholen, bis es
endlich beim anderen ankommt.
Nun war die Frau dran. Sie erzählte etwas von einem Training für jedes Alter und jeden Gesundheitszustand, mit Pulskontrolle und gezielter Fettverbrennung. Ganz langsam wurden meine Muskeln warm. Ich fühlte mich elastisch und mein Kreislauf kam in Schwung. Ja, da war er wieder mein einziger Willenssatz: »Nein, ich trete nicht in den Fitnessklub ein.« Ich wusste, mit meinem Willenssatz würde ich länger durchhalten als die beiden. Endlich kam mein Selbstvertrauen zurück.
Die Frau: »Sie können jederzeit wieder austreten. Ich biete Ihnen hier ein Probetraining an.«
Ich: »Nein, ich trete nicht in diesen Fitnessklub ein.«
Zeigen Sie Ihrem Gegenüber,
dass Sie notfalls monatelang
beharrlich bleiben können,
ohne sich dabei aufzureiben.
Ich wiederholte meinen Willenssatz noch einmal und dann war’s plötzlich vorbei. Die Frau schüttelte den Kopf und sagte zu dem Mann: »Manche Leute wissen einfach nicht, was gut für sie ist.« Ich hatte meine Zunge schon im Anschlag, um meinen Willenssatz noch einmal abzuspulen, aber die beiden drehten sich um und gingen weg. Schade, ich hätte gern noch weiter trainiert.
Erst später fiel mir ein, dass mein Willenssatz noch etwas zu lang war. Zwei Worte hätten genügt: »Kein Interesse«. Na ja, so ist es eben. Die guten Formulierungen fallen einem immer erst hinterher ein.
Was Sie von einer Telefonansage lernen können
Sicherlich haben Sie schon einmal eine Firma oder eine Service-Hotline angerufen und dann minutenlang in der Leitung geschmort. Eine automatische Ansage erklärte Ihnen, dass im Moment alle Leitungen besetzt sind, dass aber der nächste freie Mitarbeiter Ihren Anruf gern entgegennehmen wird. In der Zwischenzeit hörten Sie Musik. Dann wiederholte sich die Ansage. Und wieder Musik. Und so weiter. Wie lange haben Sie gewartet, bis Sie den Hörer aufgelegt haben?
Eine automatische Telefonansage ist von Natur aus starrköpfig, aber meistens auch freundlich. Sie können sie anbrüllen, ihr drohen oder ihr eine geschickte Frage stellen, sie wird Ihnen immer das Gleiche antworten. Daher auch der weise Sinnspruch: Mit einer Telefonansage diskutiert man nicht. Nun, was eine Telefonansage kann, das können Sie auch.
Immer, wenn Sie bedrängt oder unter Druck gesetzt werden, denken Sie daran, dass es einen einfachen Weg gibt, um sich
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