Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
einzige Frage gestellt.«
Um meine verspannten Muskeln zu lockern, ließ ich meine Schultern kreisen. »Tut mir leid. Aber dieses Theater wegen Bio-Chrome macht mich nervös.« Ich schaute zu Kayla hinüber, die gerade ihr Haar bürstete. »Normalerweise geht es auf der Sommersonnwendfeier ein bisschen fröhlicher zu.«
»Ich fand es eigentlich ganz schön«, sagte sie fröhlich. »Ich habe mit den Leuten geredet, die meine Eltern kannten. Meine Adoptiveltern waren phantastisch, aber vor diesem Sommer hatte ich immer das Gefühl, nirgendwo richtig hinzupassen, versteht ihr? Aber hier fühle ich mich einfach so, als wäre ich nach Hause gekommen.«
Kaylas Eltern waren ums Leben gekommen, als sie noch ein Kind war. Ihre Adoptiveltern waren keine Gestaltwandler. Vor diesem Sommer hatte sie nicht einmal von unserer Existenz gewusst. Es musste ihre ganze Weltsicht ins Wanken gebracht haben. Ich mochte mir gar nicht vorstellen, was für ein Schock es für sie gewesen war.
Ich zog meinen Rucksack hervor, um mir einen Schlafanzug zu suchen. Nachdem ich mich umgezogen hatte, setzte ich mich im Schneidersitz auf mein Bett. Brittany hatte ihr Training beendet und machte sich für die Nacht fertig. Ich fand, es war an der Zeit für ein intimes Gespräch unter Freundinnen. »Hör mal, Kayla … die Jungs würden nie erzählen, wie es ist, wenn man sich verwandelt. Sie machen
ein großes Geheimnis daraus.Wie ist es wirklich? Das erste Mal?«
»Du liebe Güte, was soll ich sagen. Man kann es schlecht erklären.« Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und faltete die Hände. »Es ist so intensiv. Es ist angenehm und schmerzhaft zugleich, und man weiß nicht, was man fühlt, und dann mit einem Mal - Bumm! Es ist, als würde alles explodieren. Plötzlich hat dein Körper eine andere Form, und dein Geist ist viel … wahrnehmungsfähiger.« Sie lächelte verträumt und öffnete die Augen. »Es ist unglaublich.«
»Ich habe gehört, es ist entsetzlich schmerzhaft«, sagte Brittany.
Kayla nickte. »Das ist es - wenn man es allein durchstehen muss wie die Jungs. Aber als Lucas bei mir war, hat er mich abgelenkt, und ich habe den Schmerz nicht so stark gespürt.«
»Meinst du, es wäre schmerzhafter gewesen, wenn du ihn nicht lieben würdest?«, fragte ich.
»Ich würde es nicht gern mit jemandem durchmachen, den ich nicht liebe. Es ist wirklich ziemlich persönlich und intim.«
Nicht gerade das, was ich hören wollte. Ich liebte Connor zwar, aber liebte ich ihn stark genug? Ich meine so sehr, dass mir mein Leben sinnlos erscheinen würde, wenn er meine Liebe nicht erwiderte?
»Dann sitze ich ganz schön in der Klemme«, sagte Brittany. »Entweder muss ich die erste Wandlung allein durchstehen - und vielleicht dabei sterben -, oder ich muss etwas so Intimes mit jemandem durchmachen, den ich nicht liebe,
was ich mir ziemlich eklig vorstelle und schlimmer, als wenn ich allein wäre.«
»Bestimmt macht dir jemand vorher einen Antrag, Brittany«, beharrte ich.
»Mir bleiben nur noch zwei Wochen! Meine Zeit wird knapp. Außerdem will ich nicht irgendeinen Jungen. Ich will einen, der mich so ansieht wie Lucas Kayla ansieht, als wäre sie sein Ein und Alles.«
Kayla lachte. »Sieht Lucas mich wirklich so an?«
»Aber ja, und wie er das tut!«, sagte ich. Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass der starke, schweigsame Lucas sich derart heftig verlieben könnte. Aber wie alle Mädchen, sehnte ich mich nach einem Jungen, der überzeugt war, dass ich sein Schicksal war. Es war sowohl beängstigend als auch romantisch. In den meisten Gesellschaftsformen wird nicht erwartet, dass sich Mädchen in unserem Alter ernsthaft verlieben, aber wir sind anders als die meisten. Unsere Gesellschaft wird durch das Schicksal bestimmt.
»Und du siehst ihn genauso an«, versicherte ich ihr.
Sie lächelte strahlend. »Das tue ich wahrscheinlich. Ich bin vollkommen verrückt nach ihm.«
»Vielleicht hat dein wahrer Gefährte dich noch nicht wahrgenommen, Brittany«, sagte ich aufmunternd, obwohl es in Wahrheit außergewöhnlich war, wenn ein Mädchen so kurz vor der ersten Wandlung noch keinen Antrag erhalten hatte.
»Ja, ganz bestimmt. Und er soll mir in den nächsten zwei Wochen über den Weg laufen? Mach mir doch nichts vor. Ich will jetzt schlafen«, erwiderte Brittany und schaltete das Licht aus.
Sie tat mir so leid, aber mir war auch klar, dass sie mein Mitgefühl nicht wollte. Sie wollte immer beweisen, wie stark sie war.
Ich
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