Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
wissen - tief in meinem Inneren wissen, dass er der Richtige war. Aber ein paar Stunden in seiner Gesellschaft konnten nicht die Ewigkeit auslöschen, die ich mit Connor verbracht hatte, in der Gewissheit, dass er derjenige war, den das Schicksal für mich bestimmt hatte.
Mit Bedauern löste ich mich von Rafe. Sein Blick erforschte alle Details meines Gesichts - Kinn, Lippen, Nase, Augen, Stirn -, als würde er sich wünschen, alles mit Küs- sen zu bedecken.
»Zu früh am Morgen für spontane Küsse?«, fragte er leise.
Ich nickte. Er lächelte schief. Ich berührte seine Lippen. »Es tut mir leid.«
»Das braucht es nicht, Lindsey. Ich habe Geduld. Der Mond hat keine.«
Nach dieser Mahnung schlüpfte er aus dem Schlafsack. Sofort bedauerte ich den Verlust seiner Nähe. Entschlossen verscheuchte ich meine sehnsuchtsvollen Gedanken, setzte mich auf und zog meine Haarbürste aus dem Rucksack. Nachdem ich meine Haarflechten gelöst hatte, machte ich mich daran, mein Haar auszubürsten.
Rafe kehrte zurück und präsentierte eine Packung Donuts mit Schokoglasur.
»Oh, die Sorte mag ich am liebsten«, sagte ich erfreut.
»Ich weiß.«
Ich schaute zu ihm auf. »Woher wusstest du das?«
»Du bist ein Schoko-Freak.« Er zupfte zum Spaß an meinem Haar. »Warum trägst du’s heute nicht offen?«
»Dann sind sie heute Abend völlig zerzaust.«
»Ich helf dir beim Ausbürsten.«
»Nein danke. Vom Fahrtwind wäre alles verknotet. Ich kann’s ja offen tragen, wenn wir uns heute Abend schlafen legen.«
Er lächelte sexy. »In Ordnung.«
Nach einem hastigen Frühstück, packten wie unsere sieben Sachen zusammen, und ich setzte mich hinter Rafe aufs Motorrad. »Kannst du auch meine Träume ausspionieren wie meine Gedanken?«, fragte ich.
Er drehte sich um und zwinkerte mir zu. »Nur wenn ich wach bin.«
Bevor ich ihn fragen konnte, ob er in der vergangenen Nacht gut geschlafen hatte, heulte der Motor auf, und wir rasten wieder durch den Wald.
Es war nicht so hell wie am Tag zuvor. Wenn es regnete, würden wir zu Fuß gehen müssen, um nicht im Schlamm
steckenzubleiben, oder wir müssten warten, bis die Erde wieder trocken war. Ich wusste nicht, was uns mehr wertvolle Zeit kosten würde.
Auf unserer Fahrt nach Norden begleiteten uns die dunklen Wolken wie ein böses Omen. Obwohl wir lediglich den Standort des Loboratoriums erkunden wollten, riskierten wir, dass man uns gefangen nahm. Wenn sie uns für Gestaltwandler hielten, würden sie Experimente mit uns machen. Kein Gesetz würde uns schützen, weil kein Gesetz, abgesehen von unserem eigenen, unsere Existenz anerkannte. Vielleicht würde der Tierschutzverband für uns eintreten und gegen die Tierquälerei demonstrieren - aber wir waren keine Tiere und auch nicht vollkommen menschlich. Unwillkürlich fragte ich mich mal wieder, ob der Zeitpunkt gekommen war, uns offiziell zu outen.
Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang war unser Benzin aufgebraucht. Rafe hatte sein Motorrad so präpariert, dass es mit einer Tankfüllung weiter fahren konnte als die meisten anderen, und ich vermutete, dass es auch einen größeren Tank hatte. Aber selbst der geschickteste Mechaniker konnte nicht auf alle Widrigkeiten vorbereitet sein, schon gar nicht in einer Wildnis mit derartigen Ausmaßen. Unsere missliche Lage schien ihn jedoch keineswegs zu beunruhigen, wahrscheinlich weil er wusste, dass wir uns in der Nähe eines unserer Schlupfwinkel befanden, in denen wir Vorräte lagerten.
Das Gehen machte mir nichts aus. Ich war es gewöhnt, durch die Wälder zu wandern. Einerseits wollte ich schnell vorankommen, andererseits wollte ich mir Zeit lassen. Unsere Schlupfwinkel befanden sich meist in Höhlen und boten
gewisse Annehmlichkeiten. Die heutige Nacht würden Rafe und ich allein in einer davon verbringen. Würde ich stark genug sein, dem Angebot eines weiteren Kusses zu widerstehen? Würde ich wieder in seinen Armen schlafen? Gut versteckt und an einem vollkommen sicheren Ort würde es uns womöglich noch schwerer fallen, der Versuchung standzuhalten.
Ich schaute mich in der vertrauten Wildnis um, die mir plötzlich fremd und gefährlich erschien. »Was ist, wenn sie Fallen aufgestellt haben? Sie ahnen bestimmt, dass wir uns auf die Suche machen, wenn uns jemand von dem Labor erzählt hat.«
»Dann lass uns hoffen, dass ich hineinfalle und nicht du«, sagte Rafe. »Ich kann die Gestalt wandeln und mich heilen. Dich müsste ich zurück in die Zivilisation schaffen.«
»Du
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