Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
sich mit Connor prügelte.
Doch seit der Sonnwendfeier hatte er mir so vieles von sich offenbart: seine Verwundbarkeit, seine Ziele, seine Wildheit - all die Dinge, die ihn einzigartig machten. Hätte ich in diesem Augenblick meine Wahl treffen müssen, hätte ich mich möglicherweise für ihn entschieden.
Nachdem wir alles einigermaßen hergerichtet hatten, wurde ich ein wenig klaustrophobisch. Wir nahmen uns ein paar Müsliriegel und einige Flaschen Saft und gingen nach draußen. Wir stiegen auf einen kleinen Hügel, von dem wir einen wunderschönen Blick auf den mondbeschienenen Wald hatten.
»Noch eine gute Woche«, sagte ich leise und meinte die kurze Zeitspanne, die mir noch bis zum nächsten Vollmond blieb. »Glaubst du, wir haben sie bis dahin zurück?«
Rafe griff nach meiner Hand, die in meinem Schoß
ruhte. Die Geste hatte keinen sexuellen Anklang; er wollte mich nur beruhigen. »Ganz bestimmt.«
Aber obwohl wir dabei waren, unsere Freunde zu retten, musste ich gleichzeitig mein Inneres ergründen und zu einer Entscheidung gelangen.
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte das, was wir in dieser Nacht taten, sehr romantisch gewirkt. Stattdessen saßen wir einfach da und warteten darauf, dass die Zeit verging.
»Rafe?«
»Hmmm?«
Ich holte tief Luft. »Was du für mich empfindest und von mir willst, und was ich angefangen habe, für dich zu empfinden … das alles muss warten, bis wir die anderen gefunden haben. Wir müssen uns darauf konzentrieren, Kayla, Lucas und Connor aus den Händen von Bio-Chrome zu befreien.«
»Verstanden.«
»Gut.«
Als er seine Hand zurückziehen wollte, festigte ich meinen Griff. »Aber wir können uns dennoch gegenseitig Trost und Kraft geben.Wir können füreinander da sein.«
»In Ordnung.«
»Ich will nicht allein schlafen.« Nach dem, was ich an diesem Morgen mit angesehen hatte, wäre ich am liebsten nie wieder allein gewesen.
»Das brauchst du nicht«, sagte er leise.
Genau in diesem Augenblick sah ich eine Sternschnuppe hinabsausen. Es gab so viele Dinge, die ich mir wünschte, aber ich entschied mich für den Wunsch, der die größte Bedeutung für mich hatte.
Ich wünsche mir … ich hoffe, dass wir alle lebend aus diesem Schlamassel herauskommen.
In Rafes starken Armen fand ich den dringend benötigten Schlaf. Als ich die Augen aufschlug, musste ich jedoch feststellen, dass wir nicht mehr allein waren. Mason stand über uns und wirkte größer und bedrohlicher, als ich ihn in Erinnerung hatte. Mit einem silberfarbenen Revolver zielte er auf mich, und ich wusste, dass er silberne Kugeln enthielt - eine der wenigen Waffen, mit denen man uns töten kann.
»Ich kann nicht zulassen, dass ihr sie rettet«, sagte er mit leiser, monotoner Stimme.
Damit richtete er den Revolver auf Rafe und feuerte.
Ich schrie auf.
Arme umschlangen meinen Körper.
»Lindsey, wach auf! Du hast geträumt. Es war nur ein Traum.«
Diesmal öffnete ich tatsächlich die Augen. Rafe hielt mich in den Armen. Zitternd presste ich mich an ihn. »O Gott. Es war entsetzlich. Mason hat dich umgebracht.«
»Mistkerl«, murmelte er grinsend.
»Das ist nicht lustig.«
»Es war nur ein Traum. Mir geht’s gut.«
Aber der Traum war so real gewesen.
»Wie spät ist es?«, fragte ich.
»Zeit, dass wir uns auf den Weg machen.«
Ich nickte, aber keiner von uns machte Anstalten aufzustehen. Ich wünschte mir so sehr, dass alles anders wäre, aber Wünsche allein konnten nichts bewirken. Noch ein paar Minuten blieb ich liegen und zog Kraft aus Rafes Umarmung.
Dann machte ich mich bereit für das, was der Tag uns bringen mochte.
Während ich Proviant für uns zusammenpackte, holte Rafe einen Benzinkanister hervor, tankte sein Motorrad auf und schob es nach draußen. Nachdem ich meinen Rucksack mit Essensvorräten vollgestopft hatte, ging ich ihm nach.
Er saß auf seinem Motorrad und starrte in den Wald.
»Fahren wir mit dem Motorrad?«, fragte ich.
»Nein, das wäre zu laut. Sie würden uns kommen hören. Aber ich will dir ein paar Sachen beibringen, für den Fall, dass du fahren musst.« Er schwang das Bein zurück und stieg vom Motorrad. Er klopfte auf den Fahrersitz und sagte: »Steig auf.«
»Du glaubst doch nicht, dass ich mit dem Ding fahren kann?«
Er seufzte. »Ich glaube, du solltest ein paar Grundkenntnisse erlernen, für den Fall, dass mir etwas passiert und du dich aus dem Staub machen musst.«
Mein Magen krampfte sich angstvoll zusammen. »Dir wird nichts
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