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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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dem dichten Blätterdach Schutz zu finden. Jeremy hatte ihr seine Jacke angeboten, was Charlotte lachend ablehnte, danach warteten sie stumm, bis der Regen vorüber war. Auf dem Rückweg fragte er sie über die Herstellung der Sisalfasern aus, die mittlerweile überall auf der Welt Abnehmer fanden, und unterbreitete ihr gewagte Vorschläge.
    » Wenn wir mehr Land roden und Sisal pflanzen, verwandeln wir die Plantage in eine Goldgrube, da bin ich mir ganz sicher! «
    » Wir haben auch so schon zu wenig Arbeiter « , gab Charlotte zu bedenken, » und außerdem steht die Kaffee-Ernte an. Schauen wir erst mal, wie der Sisal hier überhaupt gedeiht… «
    Sie unterbrach sich, weil Simba ihnen plötzlich in weiten Sprüngen vorauslief und das Eingangsgatter der Plantage mit einem einzigen, hohen Satz übersprang. Charlotte ahnte, was den Hund dazu veranlasst hatte, ihr Puls beschleunigte sich, und sie spähte aufgeregt Richtung Haus. Vor dem Wohnhaus standen mehrere Personen, darunter zwei sehr schlanke, hochgewachsene Männer und ein Mädchen. Einer der Männer war Schammi, was deutlich an seinem langen Kaftan zu erkennen war, der andere ein Weißer in einem hellen Tropenanzug. George! Er stand mit dem Rücken gegen die Hauswand gelehnt, hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und starrte wohl schon eine ganze Weile zu ihr hinüber. Jetzt allerdings musste er sich des Hundes erwehren, der in unbändiger Wiedersehensfreude an ihm hochsprang.
    Jeremy hatte nichts von alledem bemerkt. Simbas Sprung über das Gatter stachelte seinen Ehrgeiz an, er lachte übermütig und wendete seinen Braunen, um ein Stück zurückzureiten und das Hindernis mit einem lässigen Satz zu nehmen. Jonas Sabuni und zwei seiner Kinder, die herbeigelaufen waren, um das Gatter zu öffnen, flüchteten angstvoll in die Wiesen– einen so tollkühnen Reiter wie bwana Brooks hatten sie noch nie gesehen. Doch die triumphierende Miene des jungen Mannes verlor sich schlagartig, als Charlotte achtlos an ihm vorbei zum Wohnhaus hinüberritt.
    » George! Elisabeth! Ihr seid ja schon da! «
    Ihre Tochter befreite sich von dem kleinen Sammi und Ontulwe, die sie zur Begrüßung begeistert umklammert hatten, und stürmte auf sie zu. Das Hängekleid aus hellem Leinen war ihr schon wieder zu kurz geworden. Himmel– sie hatte ihr Kind nur einige Wochen nicht gesehen, und schon war es wieder gewachsen!
    » Lasst mich jetzt endlich los, ich will meine Mama begrüßen! «
    Protestgeschrei mischte sich mit Klaras sanften Ermahnungen, Elisabeth zerrte Charlotte fast vom Pferd und schmiegte sich so innig an die Mutter, dass Charlotte ein schlechtes Gewissen bekam. Wie hatte sie das Mädchen so lange allein lassen können?
    » Mama, stell dir vor: George hat gesagt, ich kann Ärztin werden. Wie findest du das? «
    » Das ist eine großartige Idee, mein Schatz! Gehen wir jetzt erst mal hinein. Johannes Kigobo, Kerefu! Kümmert euch um die Pferde. Martha Mukea, leg ein schönes Tischtuch auf. Der Koch soll die Bohnen und das Ziegenfleisch zubereiten, ich werde ihm von meinem Gewürzvorrat geben… «
    George wartete geduldig, bis sich der Aufruhr ein wenig gelegt hatte, erst dann trat er zu Charlotte und zog sie an sich.
    » Du siehst aus wie ein junges Mädchen « , murmelte er. » Das Landleben bekommt dir gut, mein Schatz. «
    Für einen Augenblick atmete sie den vertrauten Geruch seiner Kleidung und seines Körpers, zitternd vor Verlangen, ihn zu küssen, doch sie waren nicht allein, mussten Rücksicht auf die anderen nehmen. Er teilte ihre Sehnsucht, sie spürte es an seinem schweren Atmen und der Hitze seiner Hand, die langsam, wie zufällig über ihren Rücken bis hinab zur Taille glitt. Ihre Haut prickelte unter dem Stoff ihres Kleides, und sie wandte sich rasch von ihm ab, um ins Haus zu gehen.
    » Was ist mit Ihnen, Mr Brooks? « , rief George, der an der Schwelle stehen geblieben war. » Kommen Sie nicht mit hinein? «
    Jeremy hatte seinen Braunen am Halfter genommen, um ihn in den Stall zu führen, und drehte sich nicht einmal um.
    » Ich will nicht stören… «
    » Was reden Sie da für einen Unsinn! Leisten Sie uns Gesellschaft, Mr Brooks, ich bitte Sie darum! «
    Zögernd willigte der Engländer ein, überließ dem alten Kerefu sein Pferd und folgte George ins Haus.
    Der Abend war heiter, ein fröhliches Zusammensein von Kindern und Erwachsenen, das Klara an die schönen Zeiten in Leer erinnerte, als die Familie zu festlichen Anlässen noch im Haus der

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