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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Tücher, auch keine Lagerstätten– ja, nicht einmal mehr die Maultiere.
    » Sie sind weg! Verdammt noch mal– wieso machen sie sich jetzt davon, wo wir fast am Ziel sind? « , rief Charlotte entsetzt aus.
    Zornig kämpfte sie sich durch den Staub, um den verlassenen Lagerplatz genauer in Augenschein zu nehmen. Sie hatten alles mitgenommen, diese Gauner: die Decken und Zelte, die Waffen, die Buschmesser, das Geschirr und natürlich die Maultiere samt den Sätteln, die sie in Morogoro gekauft hatte. Auch der Besitz der beiden Waschamba und Jeremys Gepäck waren verschwunden– die drei besaßen also nichts mehr, außer dem, was sie auf die Jagd mitgenommen hatten. Sie selbst trug zwar das restliche Geld in einem Lederbeutel um den Hals, aber lebensnotwendige Dinge wie die Streichhölzer, der Rest ihrer Vorräte und der größte Teil der Munition waren verloren.
    » Du blöder Hund! « , schalt sie Simba, der hinter ihr herlief und den Boden beschnüffelte. » Sie haben sich davongemacht, während wir beide im Zelt lagen. Weshalb hast du mich nicht gewarnt? «
    Nein, Simba war kein Wachhund und auch als Jagdhund nicht zu gebrauchen. Wozu war dieser Fellberg überhaupt gut? Abgesehen davon, dass er ständig hinter ihr herlief und anderen mit seiner Größe Angst einflößte, taugte er zu gar nichts.
    » Such! Wohin sind sie geritten? «
    Simba lief im Kreis herum, nieste mehrfach und schaute sie hilflos an. Ein Lachen erklang irgendwo draußen in der Savanne, melodisch und höhnisch zugleich, ein zweites folgte, dann mischte sich ein trauriges Heulen darunter. Die Hyänen waren unterwegs. Vielleicht kehrten Jeremy und die Waschamba mit einem erbeuteten Gnu zurück, und die Aasfresser leckten sich schon die Lefzen.
    » Hörst du, wie sie uns auslachen? « , murmelte Charlotte verärgert und kroch ins Zelt zurück, um ihr Gewehr zu holen. Als sie wieder daraus hervorkam, entdeckte sie in einiger Entfernung einen rechteckigen, dunklen Gegenstand auf dem staubigen Boden. Eine kleine Pappschachtel mit Gewehrpatronen! Vermutlich war sie den Dieben in der Dunkelheit verloren gegangen– hier entlang mussten sie geritten sein.
    Charlotte schäumte vor Wut über diesen hinterhältigen Anschlag. Oh, wie schlau hatten sie es eingerichtet– mit den Maultieren würden sie heute noch Kilossa erreichen, dort konnten sie das Diebesgut verkaufen und anschließend mit der Zentralbahn auf Nimmerwiedersehen davonfahren. Sie, die Bestohlenen, hingegen würden die Strecke zu Fuß zurücklegen müssen, damit waren sie langsamer und außerdem allen möglichen Gefahren ausgesetzt.
    Charlotte lief zu der verlorenen Patronenschachtel hinüber, hob sie auf und schaute nach, ob vielleicht noch mehr Gegenstände zu finden waren. Der Wind heulte und blies kleine rötliche Staubwirbel empor, die wie kreiselnde Derwische über die Savanne tanzten. Schmale Schatten glitten an ihr vorbei wie graue Tücher, die ein Lufthauch vorüberwehte. Sie hörte Simbas warnendes Knurren, drohend sträubte der große Hund sein Nackenfell.
    Lag dort drüben nicht ein Taschenmesser? Eines von den hübschen, wenn auch nicht besonders haltbaren Dingern, die sie Josef Gebauer als Zugabe abgehandelt hatten? Sie lief ein paar Schritte in die Savanne hinein, bückte sich und stellte enttäuscht fest, dass es einfach nur ein Stückchen Holz war, das Wind und Sonne glatt geschliffen hatten. Als sie sich aufrichtete, wurde ihr schwindelig, und sie kämpfte einen Moment lang gegen die aufsteigende Schwärze an. Es musste an diesem seltsamen Licht liegen, das sich jetzt wie ein schwefelgelber Schleier von Osten her über die Savanne legte… Simbas tiefes Bellen brachte sie wieder zu sich. Was war denn nur los mit ihm? Er geiferte, geriet völlig außer sich, als wäre er kurz davor, sich auf einen unsichtbaren Gegner zu stürzen. Charlotte blickte sich suchend um. Wo war überhaupt ihr Zelt? Der Lagerplatz? Eine Windbö hatte alles um sie herum in rötlichen Staub verwandelt und nahm ihr nahezu vollständig die Sicht.
    Simba bellte weiter, und jetzt vernahm sie trotz des Windes ein jämmerliches Winseln, ein klagendes Gelächter. Dann ein Geräusch, das wie Hundegebell klang und doch wieder ganz anders, heller, gefährlicher, mit einem zischenden Schnaufen gemischt. Die Hyänen, dachte sie. Sie sind hungrig und streifen hier umher. Wenn es viele sind, können sie dem armen Simba gefährlich werden.
    Als sich der Wind endlich legte, konnte sie die hundeartigen Raubtiere sehen,

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