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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Usambara « , murrte sie. » Was ist das schon? Nichts als ein paar kleine Hügelchen. Ein Glück, dass wenigstens Tante Klara dort wohnt. «
    Die Bucht von Tanga tat sich hellblau schimmernd vor ihnen auf, flacher Sandstrand, hie und da eine dunkle, abgeschliffene Koralleninsel, weiße Kolonialgebäude mit geschnitzten Arkaden und hohen Fenstern. Rote Dächer glänzten nebelfeucht in der Sonne. Eine Flotte Dhaus, kleine Schiffe mit weißen oder kunterbunt gebauschten Segeln, kam dem Dampfer entgegen, der ein gutes Stück vom Ufer entfernt vor Anker gehen musste, auch Ruderboote glitten über das Wasser auf sie zu. Gleich würde das übliche Gezänk um Passagiere und Gepäck losgehen.
    » Ich glaube, da drüben ist Peter Siegel « , sagte Charlotte überrascht und deutete Richtung Land.
    George blinzelte gegen die Sonne, Elisabeth fest im Arm. » Peter? Wo? «
    » Dort, vor dem Hafengebäude. Siehst du die vielen Arkaden zwischen den beiden weißen Türmen? Von dem geschnitzten Portal in der Mitte führt eine Treppe zum Strand hinunter. Der weiß gekleidete Mann zwischen den Eingeborenen. «
    George hatte scharfe Augen, doch wie Charlotte Peter Siegel aus dieser Entfernung erkennen wollte, war ihm ein Rätsel. Der Weiße trug zwar Bart und Kleidung nach Art der Missionare, doch sein Gesicht wurde von der breiten Hutkrempe beschattet.
    » Ganz sicher ist er das. Seine steife Haltung ist unverkennbar. « George stellte Elisabeth auf den Boden und schärfte ihr ein, sich auf keinen Fall zu weit nach vorn zu lehnen, auch nicht, um nachzusehen, ob die Matrosen vielleicht ein Fallreep eingehängt hatten. Dann winkte er dem Unbekannten zu, der seine Begrüßung jedoch nicht erwiderte.
    Der Abschied von den Mitreisenden, die sie unterwegs kennengelernt hatten, stand an. Viele hatten eine Rundfahrt gebucht, die hinunter zum Kapland und dann auf der Westseite Afrikas über Swakopmund in Deutsch-Südwest wieder zurück in die Heimat führte. Die Schwestern Marwin waren ganz besonders traurig, ihre » liebsten Reisegefährten « zu verlieren, und versprachen, obgleich nun rettungslos in der Minderzahl, die Ehre der britischen Nation hochzuhalten. Schon am gestrigen Abend, als sie miteinander Abschied feierten, hatten sie Geschenke ausgeteilt: ein Taschentuch für George mit fein eingesticktem Monogramm, ein kleines Kästchen, zusammengesetzt aus unzähligen bunten Stoffröllchen, für Charlotte, und für Elisabeths Puppe ein bezauberndes Kleid aus buntem Baumwollstoff mit einer breiten, rüschenbesetzten Passe, das dem Fräulein Mine ganz vorzüglich stand. Während die Passagiere der ersten Klasse in den schwankenden Booten bereits dem Strand entgegengerudert wurden, hielt Jane Marwin immer noch Charlottes Hand fest und bat sie zum wiederholten Mal, doch im kommenden Jahr nach England zu reisen, um sie in Yorkshire zu besuchen.
    » Bezaubernde Mädchen « , scherzte George, als sie endlich zwischen ihrem Handgepäck in einer der kleinen Dhaus saßen und zum Schiff zurückwinkten.
    » Das sind doch keine Mädchen. Eher Großmütter « , wunderte sich Elisabeth.
    » Gewiss. Genau deshalb sind sie ja so liebenswert. «
    Vor dem Hafengebäude hatten sich jetzt jede Menge Menschen verschiedenster Hautfarbe eingefunden, zahlreiche Rikschas für die Passagiere der höheren Klassen standen bereit. Weiße Geschäftsleute begrüßten ihre Bekannten, eine nicht mehr ganz junge Deutsche wurde von ihrem Bräutigam, einem schnauzbärtigen Beamten, abgeholt, zwei Herren aus Bayern, die zu einer Großwildjagd angereist waren, schalten lautstark über die verfluchten Neger, die das Gepäck noch nicht ausgeladen hatten. Sie würden sich noch eine Weile gedulden müssen, da man zuerst die Passagiere, danach deren Gepäck und die Postsäcke und schließlich die aus Deutschland mitgeführten Waren ausschiffte.
    » Er ist es tatsächlich « , stellte George fest. » Komm, gehen wir hinüber. «
    Peter Siegel war nicht zum Strand hinuntergelaufen, um ihnen entgegenzugehen; er stand immer noch am selben Fleck, fächelte sich mit dem Hut Kühlung zu und hob nur sacht den Arm, um auf sich aufmerksam zu machen.
    Die Begrüßung war freundlich, doch nicht überschwänglich. Der Missionar schüttelte ihnen die Hände und erklärte, dass Gottes unerforschlicher Ratschluss sie wieder nach Afrika geführt habe. Der Weisheit und Güte des Herrn müsse sich jeder Mensch anvertrauen. Seine Worte klangen noch pathetischer und inhaltsloser als früher, fand

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