Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
Vom Netzwerk:
zu wissen, wie es dir geht. Ob du gesund bist oder überhaupt noch am Leben… «
    Er lachte leise, presste sie noch dichter an sich und murmelte, er sei längst nicht mehr der verrückte Bursche von damals, der seine Kräfte mit der tödlichen Weite der Sahara messen wolle. Er sei ein erfahrener Waldläufer und habe auch in der Steppe Erfahrung, sein Leben sei zäh wie das einer Katze, die siebenmal sterben müsse, bis der Tod sie endlich besiege.
    Sie fragte sich, ob er wieder fiebern würde. Das war ganz normal, war immer schon so gewesen– alle Expeditionsteilnehmer erkrankten früher oder später am Fieber, die meisten sogar mehrfach, und manch einen erwischte es so hart, dass er die Expedition abbrechen musste. Im besten Falle wurde er dann in eine von Weißen bewohnte Gegend geschafft, wo bessere klimatische Bedingungen herrschten, im schlimmsten dagegen…
    » Außerdem bin ich nicht der einzige Arzt der Truppe « , fuhr George fort, doch Charlotte bezweifelte, dass er sich den Händen seiner Kollegen anvertrauen würde, solange er sich noch irgendwie auf den Beinen beziehungsweise im Sattel halten konnte. Sie würden auf Maultieren und einheimischen Eseln reiten, müssten also höchstens kurze Strecken zu Fuß gehen. Außerdem bestand immer auch die Möglichkeit, sich von den Schwarzen tragen zu lassen. Jede Reisegruppe führte zu diesem Zweck Tücher oder auch Stühle mit sich. Trotzdem schauderte es Charlotte bei dem Gedanken, dass es so weit kommen könne.
    Aber sie hatte ja von vornherein gewusst, dass er es nicht lange an einem Ort aushielt. Nur hatte sie geglaubt, sein ruheloses Leben teilen zu können. Sie starrte hinaus aufs Meer, versuchte, im Dunst die Konturen der Küste zu erkennen, doch sie sah nur eine graue, verwaschene Linie, die genauso gut ein Nebelstreif oder einfach eine Sinnestäuschung sein konnte.
    George deutete ihr Schweigen auf seine Weise und schnitt nun vorsichtig das Thema Elisabeth an, die sich in der Mission vielleicht zuerst fremd fühlen würde. Charlotte hörte ihm nur mit halbem Ohr zu. Er sagte ihr nichts Neues, auch ihr war klar, dass sie ihr Kind nicht so lange allein lassen konnte. In der ersten rauschhaften Freude des Aufbruchs hatte sie angenommen, die Expedition des Herzogs von Mecklenburg könne höchstens ein, zwei Monate dauern. Aber ein ganzes Jahr? » Lassen wir die Sache einfach auf uns zukommen « , schlug er vor. » Vielleicht kannst du ja einen Teil der Reise mitmachen. Mit der Uganda-Bahn bis zum Viktoria-See und von dort mit dem Schiff bis Entebbe und Bukoba. Das ist eine wundervolle Strecke, es würde mir gefallen, sie mit dir gemeinsam zu erleben. «
    » Aber von Bukoba aus beginnt ja erst die richtige Expedition. «
    » Es ist ja nur ein Vorschlag, mein Schatz. Du selbst wirst entscheiden, was du tust. Und ich weiß, dass du die richtige Entscheidung fällen wirst. «
    Der Steward bot ihnen Kaffee und belegte Brote auf einem Tablett an, doch beide lehnten dankend ab. Dafür griffen andere Passagiere zu, es wurde zwar in einer guten Stunde zu Abend gegessen, doch sie hatten gestern nicht viel zu sich nehmen können und mussten das deshalb nachholen. Es gab Passagiere– besonders ältere Ehepaare–, die ungeduldig auf jede Mahlzeit warteten und deren Gespräche sich hauptsächlich um die genossenen Speisen drehten.
    » Vielleicht sollten wir einmal schauen, was unsere Kleine macht « , schlug George vor, als Charlotte schwieg.
    » Vermutlich hat sie schon alle Siegestrophäen abgeräumt. Da könnte es nicht schaden, wenn sie sich an einem ernsthaften Gegner messen muss. «
    Er grinste unternehmungslustig und schien sich bei der Aussicht auf ein ausgelassenes Spiel in einen unbeschwerten Knaben zu verwandeln, doch er täuschte sie nicht. Seine grauen Augen blickten besorgt, er wusste ihr Schweigen zu deuten.
    Charlotte schob die Decken beiseite und erhob sich, ein Signal für andere Passagiere, den frei werdenden Platz einzunehmen. Man hatte noch keine Liegestühle aufgestellt, es hieß, das Schiffspersonal müsse zuvor die ausrollbaren Sonnenjalousien ersetzen, die der Sturm abgerissen hatte.
    Wortlos ging sie an Georges Seite, der jetzt eilig dem Sportdeck zustrebte und die freundlichen Zurufe einiger Mitreisender erwiderte. Sie selbst nickte nur zerstreut und lächelte, als genieße sie diesen ruhigen Nachmittag an der Seite ihres Ehemannes. In Wirklichkeit verspürte sie tiefe Enttäuschung. Wozu hatte diese Aussprache geführt? George hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher