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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Charlotte.
    » Wo ist denn Tante Klara? « , wollte Elisabeth wissen. » Und euer häss… euer heiß geliebter…Sohn? «
    Peter Siegel richtete seine braunen, ein wenig umflorten Augen auf Elisabeth, die sich erschrocken auf die Lippen gebissen hatte. Dieses Mädchen ist frech und verwöhnt, schien sein Blick zu sagen, er habe es ja immer schon gewusst. » Klara ist mit Samuel in Hohenfriedeberg geblieben. Eine solche Reise wäre für sie viel zu anstrengend. Auch ich selbst bin nur hierhergefahren, weil ich einige Waren in Empfang nehmen und zur Mission bringen muss. «
    » Nun, was für eine glückliche Fügung, dass du uns bei dieser Gelegenheit gleich mitnehmen kannst « , antwortete George mit leiser Ironie, während Charlotte betreten schwieg. Wenn sie gerade eben noch geglaubt hatten, Peter Siegel sei eigens gekommen, um sie zu begrüßen und nach Hohenfriedeberg zu geleiten, dann waren sie jetzt eines Besseren belehrt.
    » Ja, eine glückliche Fügung « , stimmte Peter zu, der ihre Betroffenheit nicht zu bemerken schien.
    Trotz seiner seltsam kühlen Art tat der Missionar Charlotte leid. Peter Siegel wirkte abgemagert, die Nase trat scharf aus seinem bärtigen Gesicht hervor, die Lippen waren schmal und trocken. Er hatte etwas von einem traurigen Raubvogel an sich.
    Was war aus dem ehrgeizigen Prediger geworden, der ihr damals in Naliene voller Stolz seine neu gegründete Mission gezeigt hatte? » Das kleine Paradies « , wie Charlotte es genannt hatte, war bei dem Überfall der aufständischen Schwarzen während der sogenannten maji-maji- Revolte vernichtet worden; Peter Siegel hatte eine schwere Kopfverletzung davongetragen, von der er sich offenbar nie mehr ganz erholt hatte. Geduldig ließen sie seine Klagen über die Hitze und das ungesunde Küstenklima über sich ergehen und erfuhren, dass er bereits zwei Tage auf den Reichspostdampfer Feldmarschall hatte warten müssen, da das Schiff mit Verspätung eingetroffen sei. Nun wolle er auf dem schnellsten Wege zurück in die Mission.
    Es wurde nichts aus ihrem schönen Plan, zuerst einige Tage in Tanga zu verbringen und dort in aller Ruhe eine Möglichkeit zu suchen, ihre Kisten zu lagern. Es gab einige Möbelstücke, unter anderem auch das Klavier, die sie auf keinen Fall hinauf in die Usambara-Berge schaffen wollten. Aber da Peter Siegel zur Eile drängte, vertrauten sie ihren Besitz Hals über Kopf einem indischen Geschäftsmann an, der ihnen für den Transport vom Hafen zu seiner Lagerhalle nebst Einlagerung einen völlig überhöhten Preis abnahm. Als sie gehetzt und unzufrieden zum Hafen zurückkehrten, wartete Klaras Ehemann schon ungeduldig auf sie. Zehn junge Afrikaner, die er aus Usambara mitgebracht hatte, standen bereit, die Waren für die Mission zum Bahnhof zu tragen.
    » Du willst heute noch nach Mombo? «
    » Es sind nur fünf Stunden Zugfahrt. Von Mombo aus schaffen wir es mit ein bisschen Eile zur Mission Wuga und steigen gleich morgen früh hinauf in die Berge. «
    Diese Hast gefiel Charlotte überhaupt nicht, sie gehörte nicht zu Afrika, wo alle Menschen Zeit im Überfluss hatten.
    » Wir werden noch ein paar Träger anmieten müssen, um euer Gepäck zum Bahnhof zu schaffen. Ich frage mich, weshalb drei Leute so viele Koffer benötigen… «
    » Wir sind vier, Onkel Peter. Du hast Fräulein Mine nicht mitgezählt. «
    Jetzt bedauerte Charlotte ernsthaft, nicht auf George gehört zu haben, der kopfschüttelnd vorgeschlagen hatte, in ein paar Tagen nach Hohenfriedeberg nachzukommen und Peter Siegel voranreisen zu lassen. Zumal der Missionar ohnehin nicht ihretwegen nach Tanga gekommen sei. Doch sie hatte den Schwager nicht brüskieren wollen, und außerdem wartete Klara ganz sicher voller Ungeduld auf sie.
    Der Weg vom Hafen zum Bahnhof war zwar mit Randsteinen eingefasst und geschottert, dennoch waren immer wieder breite Pfützen zu umgehen, und wer sich nicht vorsah, versank im rötlichen Schlamm. Der Maultierkarren eines indischen Händlers war vom Weg abgekommen und zur Seite gekippt, wobei einige der Bündel und Töpfe in den Matsch gefallen waren. Der Inder hatte sämtliche orientalische Gelassenheit verloren, schimpfte lauthals und drohte seinen schwarzen Angestellten alle möglichen Strafen an, falls die Waren verdorben sein sollten. Direkt vor ihnen ging eine Gruppe junger Afrikaner, unternehmungslustige Burschen mit kahl geschorenen Schädeln, die Baumwollhosen mit einem Strick um die Taille gebunden, darüber ein wehendes

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