Sanfter Mond über Usambara
Papiere ihres Mannes gesichtet, er habe doch immer alles allein machen wollen, sie wisse nicht einmal, wie hoch die Schulden seien. Sie hänge zwar an diesem Land, in das ihr Mann all seine Hoffnung gesetzt hatte, aber von der Plantagenwirtschaft verstünde sie nichts. Vielleicht könne Charlotte ihr einen guten Verwalter nennen?
» Im Moment wüsste ich niemanden– aber so schwer wird es nicht sein, eine geeignete Person zu finden. Es sollte keiner dieser Abenteurer sein, sondern ein ernsthafter Mensch, der schon einige Erfahrungen gesammelt hat… «
Sie hielt inne und überlegte kurz, dann entschied sie kurz entschlossen, alles auf eine Karte zu setzen.
» Hören Sie, Ida, ich möchte Ihnen helfen, deshalb werde ich Ihnen ein Angebot unterbreiten. «
Es war nicht das, was sie eigentlich vorgehabt hatte, aber im Augenblick erschien es ihr als eine gute Lösung.
» Ich kaufe Ihnen einen Teil des Besitzes ab– sagen wir die Hälfte. Dann können Sie Ihre Schulden begleichen und haben sogar noch Geld übrig, um einen Verwalter und neue Arbeiter zu bezahlen. Was halten Sie davon? «
In diesem Augenblick erschien die schwarze Angestellte mit dem heulenden Jüngsten in der Tür. Ida Manger schob ihren älteren Sohn vom Schoß, um sich dem kleinen Willi zu widmen, der große Bruder war darüber verärgert und ließ seinen Unmut an Schnapsi aus. Der Hund ließ sich zwei Tritte gefallen, dann knurrte er den Angreifer drohend an. Ida schrie auf und zerrte ihren Sprössling am Hosenbund zurück, der dabei das Gleichgewicht verlor und rücklings auf den Fußboden stürzte. Ohrenbetäubendes Gebrüll erfüllte den kleinen Raum, während sich die junge Witwe verzweifelt bemühte, Ruhe und Ordnung zu schaffen. » Die Kinder sind völlig außer Rand und Band « , stöhnte sie, » und dieser Hund ist eine Plage. Mein Mann hat ihn damals unbedingt mit nach Afrika nehmen wollen, doch da war der Kerl noch ein süßer kleiner Welpe. Niemand hätte geglaubt, dass ein solcher Riese aus ihm wird, er frisst uns die Haare vom Kopf und hat schon drei Enten erlegt… «
Charlotte streichelte den rotbraunen Riesen und musste sich das Schmunzeln verkneifen. Drei Enten– nun ja, wie sie Karl Manger einschätzte, hatte er an Futter gespart, unter dem dichten Fell des Hundes fühlte sie nicht viel mehr als Muskeln und Knochen.
» Es war schön, Sie kennenzulernen, Ida, aber ich muss bis zum Abend zurück in Hohenfriedeberg sein. Wenn Sie möchten, überlegen Sie sich meinen Vorschlag. Aber auch sonst bin ich jederzeit bereit, Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. «
Der letzte Satz ging im neu aufbrandenden Kindergeschrei unter. Willi zappelte im Arm seiner schwarzen Kinderfrau, weil er zu seiner Mama wollte, doch der kleine Tierquäler machte ihm diesen Platz streitig. Man konnte den Kindern ihre Verstörtheit unter diesen Umständen nicht verübeln, und auch Ida Manger stand ganz sicher noch unter Schock. Plötzlich schämte sich Charlotte, dass sie versucht hatte, der armen Frau ihr Land abzuhandeln. Ach, sie hatte Klara so gern helfen wollen, aber was wäre das für eine Hilfe gewesen, die aus dem Unglück anderer Menschen erwuchs?
» Bleiben Sie doch noch, Charlotte, die Kinder werden sich gleich beruhigt haben. Ich lasse Ihnen ein Essen herrichten. Sie können doch hier auf der Plantage übernachten, wir stellen ein Bett für Sie im Wohnzimmer auf… «
» Ich komme wieder, das verspreche ich. Aber heute muss ich leider zurückreiten, meiner Cousine geht es schlecht. «
Ida Manger fragte nicht, was Charlottes Cousine fehlte, momentan fehlte ihr die Kraft, sich auch noch für die Sorgen anderer Leute zu interessieren. Immerhin begleitete sie ihren Besuch bis vors Haus und nahm die Gelegenheit wahr, die beiden Frauen anzufahren, die immer noch bei ihren Blechschüsseln saßen.
» Sie sollten längst die Mahlzeit kochen. Alles muss man ihnen sagen, nichts tun sie von selbst. Ach, meine Liebe, es ist so schrecklich, von diesen Kreaturen umgeben zu sein. Wann werden Sie wiederkommen? Nächste Woche? Das wäre wundervoll! Ich werde Tee kochen lassen und Nusskekse backen, so wie ich sie aus meiner Kindheit kenne. «
Johannes Kigobo und Jonas Sabuni saßen mit dem alten Mann vor dem Nebengebäude und rauchten. Sie hatten Pferd und Maultiere unter einem Baum angebunden, damit sie ein wenig Schatten bekamen, und ihnen Haferkörner gegeben. Vor den Tieren standen Wassereimer, die diese jedoch längst geleert hatten.
» Kein guter
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