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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Mann « , sagte Johannes Kigobo, als er neben dem grauen Stein mit Karl Mangers Namen abstieg, um das Gatter zu öffnen. » Gott muss viel Gnade haben für seine Seele. «
    » Sprichst du von dem Plantagenbesitzer? « , fragte Charlotte neugierig.
    » Nicht schlecht reden von totem Mann « , sagte Jonas Sabuni und verzog sorgenvoll das Gesicht.
    Johannes Kigobo spuckte aus und schnitt eine angewiderte Grimasse.
    » Bibi Johanssen hat gesehen, wie alter Mann humpelt? « , fragte er Charlotte. » Bwana hat ihn mit Stock geschlagen, da ist Bein gebrochen und Hüfte war krank. Kein guter Mann. Jesus muss geben viel von seinem Blut für Sünden von bwana Manger. «
    Als sie die Stelle passierten, an welcher der Deutsche zu Tode gekommen war, bückten sich alle drei und rissen Blätter von den Büschen, um den Geistern ihren Wegzoll zu entrichten. In diesem Augenblick bemerkte Charlotte eine Bewegung hinter ihnen im aufgewirbelten Staub des Weges. » Geh nach Hause! « , rief sie laut.
    Der rotbraune Hund setzte sich zwischen die beiden Fahrrinnen und bedachte sie mit einem vorwurfsvollen Blick.
    » Du kannst nicht mitkommen! Verschwinde! «
    Schnapsi regte sich nicht, doch als sie weiterritten, folgte er ihnen. Jonas Sabuni stieg ab und sammelte Steine auf, um sie nach dem Tier zu werfen. Der Hund jaulte, als er getroffen wurde, dann drehte er sich um und trottete zurück.
    » Geh Enten jagen! « , rief Charlotte hinter ihm her.
    Sie verließen die Fahrstraße und ritten eine Weile durch den Wald, dann folgten sie einem ausgetrockneten Bachbett und erklommen einen der größeren Hügel. Seine Kuppe war mit Gras und niedrigen Büschen bewachsen, so dass man weit über die Landschaft sehen konnte. Charlotte ließ den Blick über die bläulichen Berge im Westen schweifen und schaute dann hinunter ins Tal, wo die Äcker und Kaffeefelder von Neu-Kronau lagen. Wie ein hellgrünes Meer bogen sich die Gerstenähren im Wind, Kartoffelpflanzen und Gemüse standen in langen Reihen, und an den Hängen wuchsen die buschigen, jungen Kaffeebäumchen zwischen hohen Bananenstauden. Sie spürte, wie ihr Herz rascher schlug. In zwei Jahren schon würde man die ersten Kaffeebeeren ernten können. Ob all diese bewaldeten Hügel noch zur Plantage gehörten? Es war zu vermuten. Aber im Grunde konnte ihr das gleichgültig sein.
    » Da! « , rief Jonas Sabuni und deutete mit dem Finger auf einen Busch. Charlotte konnte gerade noch den rotbraunen, dicken Kopf sehen, dann war er verschwunden.
    » Verflixter Kerl! Er ist uns doch gefolgt. «
    » Ja. Schlau und leise wie simba. «
    Der Hund hielt mit ihnen Einzug in die Missionsstation Hohenfriedeberg, wo er großes Aufsehen und nicht wenig Ängste erregte. Charlotte war gezwungen, ihn mit in ihr Zimmer zu nehmen, wo sie ihn mit Brot und dickem Maisbrei fütterte– eine Mahlzeit, die er gierig verschlang. Danach streckte er sich neben ihrem Bett aus und begann leise zu schnarchen.

Juli 1907
    » Meine liebe Freundin Charlotte Johanssen,
    Sie werden gewiss erstaunt sein, dass ich mich auf dies e Weise bei Ihnen in Erinnerung rufe. Ich hatte so sehr gehofft, Sie noch einmal als meinen Gast begrüßen zu dürfen, dochich wartete wochenlang vergebens auf Ihren Besuch. Nun haben sich die Ereignisse überschlagen, und ich bedarf Ihres Rates mehr denn je. Sie sind eine erfahrene, kluge Frau, liebe Charlotte, Sie haben das gleiche Schicksal erlebt, das auch mich getroffen hat, und wenn diese Gründe nicht schon genug wären, so möchte ich noch hinzufügen, dass ich von Anfang an eine große Zuneigung zu Ihnen gefasst habe. Deshalbvertraue ich mich Ihnen vorbehaltslos an und hoffe auf Ihre Hilfe.
    Vor einigen Tagen überraschte mich ein Schreiben meines älteren Bruders Georg. Erzählte ich Ihnen nicht, dass er schon in unserer Kindheit stets mein Beschützer war? Und so ist es geblieben. Er schickte mir drei Fahrkarten für die Reise nach New York und weiter in den Süden bis Steamboat Rock, sie müssen ihn ein Vermögen gekostet haben. Georg will meine Kinder und mich in seine Familie aufnehmen, wir werden in Iowa eine neue Heimat finden. Sie glauben ja nicht, wie erlöst ich war, als ich diese Post erhielt, denn die Sorgen um unsere Zukunft hatten sich wie ein riesiger Berg vor mir aufgetürmt.
    Zuvor allerdings muss ich Neu-Kronau veräußern, und da ich wenig erfahren in solchen Dingen bin, hoffe ich auf Ihre Unterstützung. Stellen Sie sich vor– dieser scheußliche Mensch aus Tanga hat mir durch

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