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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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schon kalt …«, sagte die Mutter und holte die Thermosflasche hervor.
    »Ja, kalt«, bestätigte sie, nachdem sie einen Schluck genommen hatte. »Wollen Sie?«, fragte Sie Besletow.
    »Hast du vielleicht etwas Wärmeres?«, fragte Sascha, der widerwillig an seiner Zigarette zog.
    »Ich sagte doch, er ist schon kalt …« – die Mutter verstand zuerst nicht. »Ach ja, das habe ich – glaube ich – auch. Ja … Wodka. Wollt ihr Wodka?«
    »Wollen wir, wollen wir …«, sagte Sascha genervt und nahm die Flasche. »Gib mir das Messer.«
    Er stieß an, indem er mit der geöffneten Flasche leicht an den Sarg klopfte. Trank direkt aus der Flasche. Besletow schenkte er das Glas ein. Der trank die Hälfte, begann zu husten. Den Rest schüttete er aus.
    Es wurde ihm noch übler und kälter.
    Sie nahmen das kalte Seil, wie Tote.
    »Herrgott, ist das mühsam …«, gestand sich Sascha plötzlich ein und begann fast zu weinen.
    Wie Idioten krochen sie vielleicht noch sieben Minuten lang weiter und blieben erneut stehen.
    »Keine Kraft mehr…«, sagte Sascha laut. Er sah sich um und stellte fest, dass sie nur etwa dreißig Meter von der Stelle, an der sie gerade Wodka getrunken hatten, fortgekommen waren.
    »Wir werden hier erfrieren«, sagte Besletow leise. »Wir müssen ins Dorf gehen.«
    »Sonst krepieren wir hier«, wiederholte er und verstummte, er atmete heiser. In seinem Kehlkopf röchelte es, aber er hatte nicht einmal mehr Kraft, abzuhusten.
    »Man müsste ein Lagerfeuer machen«, flüsterte Sascha. Ihn schüttelte es heftig. Er setzte sich, nahm Schnee in die Hand, hob sie zu den Lippen, entschloss sich aber nicht, das Weiße, Knisternde und Kalte in den Mund zu stecken.
    Die Mutter zitterte. Sie setzte sich auf den Sarg, senkte den Kopf.
    »Mam, tut dir das Herz weh?«, fragte Sascha.
    Sie deutet ihm mit der Hand, innezuhalten. Saß eine Minute nur da.
    »Sascha, nimm …«, sie sprach nicht fertig. Sie öffnete den Mund, atmete schnell.
    »Mam?«, fragte Sascha noch einmal vorsichtig.
    Sie schwieg eine weitere Minute. Der Sohn stand daneben, hasste sich selbst, den Schnee, das Blau, die Dunkelheit.
    Aber am Atem der Mutter merkte Sascha, dass ihr ein bisschen besser geworden war.
    »Begrabt mich jetzt gemeinsam mit dem Vater …«, sagte sie mit etwas belebterer Stimme.
    Mit schwachen Händen durchwühlte sie die Tasche und kramte eine Tablette hervor, warf sie in den Mund, nahm Schnee, kostete davon und schluckte schwer.
    Niemand konnte mehr sprechen.
    Sie setzen sich alle auf den Sarg und saßen Rücken an Rücken. Die Mutter reglos, Sascha schüttelte den Kopf. Besletow zitterte heftig.
    Am Himmel tauchten einige Sterne auf, ganz winzige.
    Sascha verstand plötzlich den Ausdruck »stechende Sterne«. Dieses Verstehen kam irgendwo aus dem Inneren – es zu erklären und zu analysieren, dazu war Sascha nicht imstande, dafür fehlten jetzt sowohl der Wille, als auch der Wunsch.
    Die Kälte fraß die letzten Kräfte auf. Nur noch schlafen … sich auf dem Sarg einrollen …
    Besletow kroch vom Sarg herunter, war auf allen vieren. Er übergab sich. Er spuckte lange aus.
    Die Mutter begann leise zu heulen.
    »Lasst uns hier alle krepieren«, sagte Sascha.
    Besletow blieb noch lange auf allen vieren, schwankte, dann setzte er sich geradewegs in den Schnee.
    Sascha holte das Feuerzeug heraus, leuchtete die Uhr an. Zwei Uhr Nacht. Sie waren länger als zehn Stunden gegangen. Wer hätte das gedacht …
    Na gut, sie waren nicht gegangen. Die letzten eineinhalb Stunden hatten sie auf diesen hundert Metern verbracht, durch den Schnee torkelnd …
    »Wer geht ins Dorf?«, fragte Sascha.
    »Du San«, sagte die Mutter. »Wir versuchen hier ein Feuer zu machen. Oder geht besser zusammen. Ich halte hier Wache.«
    »Sonst stehlen sie ihn …«, flüsterte Sascha.
    Er konnte die Mutter nicht alleine zurücklassen. Nicht gehen konnte er nicht. Und Besletow alleine schicken, konnte er auch nicht.
    »Wie dumm das alles ist, Herrgott!«, wollte er schreien.
    »Ich habe alles verwechselt. Mich ganz und gar geirrt. Aber wo? An welcher Stelle habe ich mich geirrt?«
    »Sasch …«
    »Was, Mam? Ich gehe jetzt.«
    »Still!«
    Die Mutter horchte auf.
    Besletow hatte sich erhoben, stand da, schwankte, und blickte in die Dunkelheit.
    Eine Minute später waren ungleichmäßiges, verängstigtes Stampfen, Lärm von Kufen und das trockene, unverhohlene Fluchen eines gesunden, kräftigen Mannes zu hören, der ein Pferd antrieb.
    »Das ist

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