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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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einige Tassen, vor dem Fenster gab es keine Vorhänge, auf dem Fensterbrett stand ein Krug mit Wasser.
    Sascha setzte sich an den Tisch und schaute Jana an: gesenkter Kopf, eine dunkle Strähne.
    »Aber sie spürt den Blick …«
    Sie drehte sich tatsächlich zu ihm um. Und lächelte sogar ganz leicht.
    »Wir können gleich essen«, sagte sie.
    »Trotzdem trinken wir Schampanskoje. Einfach so, ohne besonderen Anlass«, sagte Sascha.
    Er ging die Flasche holen, die er im Vorzimmer neben dem Schuhregal abgestellt hatte. Er wusch zwei Tassen ab, ohne Eile öffnete er geräuschlos den Sekt, schenkte ruhig ein. Er gab Jana die Tasse und begann, ohne anzustoßen, aus seiner zu trinken.
    Jana schaute einige Sekunden lang, wie das Getränk schäumte, und nippte auch; sie stand neben dem Herd.
    »Schampanskoje mit Buchweizengrütze«, sagte sie schließlich.
    »Wunderbar«, entgegnete Sascha.
    Sie stellte zwei Teller mit Essen auf den Tisch. Dann setzte sie sich, mit dem Rücken zum Fenster. Die trockene Rinde des Roggenbrotes schnitt sie in kleine Scheiben. Sie sagte, er solle sich bedienen, und begann sofort selbst zu essen, blickte dabei auf den Teller.
    Jana war nicht fremd, nein – Sascha verstand es plötzlich ganz deutlich, während sie in eine Art Trübsinn verfiel, der allerdings nicht durch Saschas Anwesenheit hervorgerufen worden war.
    Das Schweigen änderte seinen Charakter, es passte sogar, obwohl es durch das undeutliche Gedröhne des Fernsehers hinter der Wand und das leichte, kaum hörbare Zischen des Schampanskoje unterbrochen wurde, den Sascha sich selbst und dann Jana nachschenkte.
    Er stocherte ein wenig in der Grütze herum – hatte aber keinen Appetit. Er trank stattdessen. Und plötzlich trank auch Jana gierig. Sie bat, nachzuschenken.
    Sascha stand auf, schaute zum Fenster. Draußen war es trüb und unfreundlich.
    Der Krug mit dem Wasser stand auf dem Fensterbrett.
    Jana, die mit dem Rücken zu Sascha saß, trank den Schampanskoje aus, stellte die leere Tasse auf den Tisch und schob den leeren Teller von sich weg.
    Sascha sah das, betrachtete Janas Nacken.
    In der Hand hielt er den Krug, den er einen Augenblick vorher vom Fensterbrett genommen hatte, um seine offenkundig blöde Frage »Wozu steht das Ding hier?« zu unterstreichen. Für sich selbst überraschend, machte er einen halben Schritt auf Jana zu und schüttete ihr das Wasser über den Kopf.
    Vermutlich war es eine dumme Aktion. Sie aber stand vom Stuhl auf, lächelte ein bisschen heller als noch eine Minute davor und hielt die Handflächen, die vom Lachen zu zittern schienen, unter ihre Haare, von denen Wasser floss.
    »Was für ein Rüpel«, sagte Jana grinsend. »Was für ein unglaublicher Rüpel …«
    Sie ging ins Badezimmer. Kehrte von dort mit einem Handtuch auf dem Kopf zurück und lächelte noch immer.
    »Ich gehe ins Badezimmer, verstanden?«, sagte sie fröhlich.
    Sascha suchte nach einem Scherz, oder zumindest nach einer scherzhafte Reaktion als Antwort: »Ich habe nicht verstanden« – was er sogleich verwarf. »Ich denke darüber nach« – was er auch verwarf; weiter fiel ihm nichts ein und als Antwort nickte er nur, wie ein Hündchen, das nicht wusste, was es eigentlich wollte.
    Er ließ sich vor dem Fernseher nieder, zappte herum, wie üblich erwartete er nichts als sinnlose Häppchen Banalität und Unkultur. Wie üblich – das ging jetzt nicht, also machte Sascha den Ton aus. So war es besser.
    Im Badezimmer rauschte das Wasser.
    » Komme was komme , es ist egal … die Parzen … welche Parzen? Ich vergesse es immer … ›Altersschwache Parzen, spinnt nur …‹ – ›Du, Spinnrad, dreh dich …‹«
    Es war ihm wirklich egal.
    Jana kam in Bademantel und Unterwäsche aus dem Bad, trocknete wütend ihren Kopf mit einem rot-weiß gestreiften Frotteehandtuch …
    Ohne Make up wurde sie noch einfacher und lieblicher, weicher und reiner. Und die feinen, vom Wasser weißen Finger …
    Sascha ging ins Badezimmer. Er schaut sich im Spiegel an, blinzelte.
    »Ich habe ja heute Morgen schon einmal geschaut. Fünfhundert Kilometer entfernt von hier. Ich dachte: Was für einer bin ich? Zuverlässig, unzuverlässig …«
    Er drehte das Wasser auf, wischte sich mit der feuchten Hand übers Gesicht.
    Jana richtete ihm ein Bett auf dem Boden und sich selbst auf dem Diwan. Sie wurde gerade fertig, als Sascha herauskam. Er schaute, lächelte sanft, als sie sich bückte, um die Bettdecke glatt zu streichen.
    Nur das Licht am

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