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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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Nachttischchen leuchtete, die Deckenlampe war ausgeschaltet.
    Neben dem Diwan stand die Flasche Schampanskoje – Jana hatte sie dort hingestellt. Offenbar hatte sie daraus auch noch getrunken.
    Sie schaltete das Licht am Nachtischchen aus. Im Halbdunkel setzte sie sich mit dem Rücken zu Sascha, zog den Bademantel rasch aus … Sascha schaut auf ihren schmalen, fast knabenhaften Rücken; BH trug sie keinen. Achtlos warf sie den Mantel auf den Sessel neben dem Diwan und kroch unter die Decke, sie deckte sich bis unters Kinn zu.
    Die Augen zur Decke gewandt, sah sie die dunkle Silhouette des aufrecht stehenden Sascha und drehte sich zur Wand, als wollte sie ihm ermöglichen, sich ohne Scham auszuziehen. Und sich neben den Diwan zu legen.
    Er setzte sich aber auf den Diwan und legte ihr die Hand auf den Nacken. Er strich mit der Handfläche über den Rücken, hielt knapp unter den Schulterblättern inne, und spürte, wie Gänsehaut über Janas Körper lief.
    »Ist dir kalt?«, fragte er.
    Anstatt zu antworten, dreht sie sich abrupt um – allerdings nicht zu Sascha, sondern zur Schampanskoje-Flasche, die auf dem Boden stand. Ungeschickt trank sie einige Schlucke direkt aus der Flasche. Sie stellte sie auf den Boden zurück, fiel auf den Rücken, und Sascha sah ihre weit geöffneten, verlorenen Augen, die sich darbietende kleine Brust. Zärtlich schob er die Handfläche unter Janas Hals, beugte sich nach vorne und küsste vorsichtig ihre Lippen, er berührte sie dabei kaum. Er nahm den Geruch des Schampanskoje wahr und dann Janas flinke Katzenzunge und ihre kleinen Zähne.
    Sie küssten sich sanft, nachdenklich, geradezu akkurat, wie Blinde – die gegenseitig ihre Lippen studieren.
    Er streichelte Jana, sie war schlank, äußerst schmal, und nach der Dusche noch ein wenig feucht; eine kalte, leichte Feuchtigkeit, nur an einer Stelle erwies sich diese Feuchtigkeit als sehr heiß und unerwartet ausgiebig: Er spürte es zwischen den Fingern … Sie atmete vorsichtig ein.
    Sascha zog das Hemd aus, streifte die Hosen ab, seine Kleidung warf er auf den Boden. Es schien, als würde ihn Jana erstaunt anschauen – ein klar geschnittener Kopf auf dem kleinen Polster.
    Er legte sich seitlich zu Jana, nahm sie an den Schultern, und drehte sie zu sich herum. Sie gab sich hin, ihre Gesichter waren jetzt einander zugewandt, und mit dem freien Arm umarmte sie Sascha unerwartet fest an der Schulter, so wie sich Kinder umarmen. Sie drückte sich mit dem Bauch, der Brust an ihn … an Bauch und Brust, küsste Saschas Wangen, den Hals, das Kinn.
    Sie warf ihr leichtes Bein über Saschas Oberschenkel – und entblößte sich ganz. Er senkte sich mit dem ganzen Körper nur ein wenig, hielt Jana an ihren kleine Hinterbacken, und das … Sie schauten sich in der Dunkelheit gegenseitig an und schlossen die Augen nicht. Sascha kam es sogar so vor, als würden sich Janas Augen immer weiter öffnen. Es war, als würde er sie überrumpeln, und dann war er immer mehr und mehr erstaunt.
    »Möchtest du noch Schampanskoje?«, fragte Sascha in der Dunkelheit; warum auch immer war er heiser geworden.
    »Nein«, antwortete sie in einem Tonfall, als hätte sie noch nie Schampanskoje gekostet.
    »Du hast doch vorher getrunken.«
    »Ich musste erst eine Entscheidung treffen … Ich hatte Angst.«
    Sascha trank den Schampanskoje aus, stellte die Flasche weg. Schloss die Augen, auch wenn er wusste, dass er nicht einschlafen würde. Das war bei ihm öfter so.
    Jana schlief hingegen sehr schnell ein. Sie schlief unruhig, zuckte zusammen oder atmete hastig. Sascha streichelte ihr mehrmals über den Rücken, beruhigte sie.
    »Kostja, warum schläfst du nicht?«, fragte Jana plötzlich, ungefähr eine halbe Stunde später, obwohl sie in der Sekunde davor ganz offenbar geschlafen hatte.
    Sascha lächelte. Jana drehte sich, wie es schien, ohne zu erwachen, rasch zur Wand, streckte den Hintern weg. Er umarmte sie am Bauch.
    »Kostja …«, wiederholte Sascha ironisch für sich selbst. Dann küsste er Jana in den Nacken.
    Er döste mehrfach ein, aber es war ihm noch nie gelungen, mit einem Menschen, der noch eine halbe Stunde vorher im Grunde ein völlig Fremder gewesen war, leicht und schnell einzuschlafen. Und der plötzlich ein Vertrauter war. Es mag ja sein, nicht für lange, aber … Sascha nahm das genau – ein Vertrauter. Kann man danach wirklich sofort einschlafen?
    Sascha stand kurz nach sechs auf und ging ins Badezimmer. Er dreht das Wasser an, es

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