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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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Schlüsselbund aus der Tasche und bat Sascha, die Lampe zu halten, die er aus der anderen Tasche geholt hatte. Er öffnete die alte und knarrende Kellertür.
    »Lampe«, befahl er.
    »Geht’s dir gut, du bewahrst sie im Keller auf?«, fragte Sascha.
    »Wo soll ich sie sonst lagern, zu Hause? Oder auf der Datscha?«
    »Du hättest sie irgendwo eingraben können.«
    »In der Stadt geht das nirgendwo, und aus der Stadt hinauszufahren … Plötzlich brauchst du sie einmal ganz schnell. Ihr wollt ja auch nicht das ganze Leben Tomaten werfen?«
    Sascha antwortete nicht. Ganz offensichtlich wollte er das nicht mehr …
    Oleg zog noch eine weitere Lampe aus der Tasche, sie leuchteten jetzt mit beiden. Trotzdem konnte man kaum etwas erkennen. Sie gingen hintereinander durch einen engen, stickigen und stinkenden Gang, unter den Füßen knackte irgendetwas unangenehm. Rechterhand verliefen heiße Rohre, die mit Stofffetzen umwickelt waren. Links waren offenbar weitere Räumlichkeiten geplant gewesen – auf dem Boden lagen Unmengen an weiteren stinkenden Fetzen, die keiner mehr brauchte. Eine Leiche kannst du dort verstecken.
    Sascha hörte ganz eindeutig ein Quietschen.
    »Da quietscht irgendwer«, sagte er zu Oleg.
    »Weiß der Teufel, was«, antwortete Oleg gleichgültig und begann sogleich zu fluchen: »Ach, so eine Scheiße!«
    »Was ist?« Sascha bewegte sich hinter Olegs Rücken, suchte mit der Lampe den Boden ab.
    »Eine Ratte«, sagte Oleg angewidert. »Wahrscheinlich quietschen die Ratten so. Sie haben sich vermehrt, die Biester. Seitdem die Kantine im Haus eröffnet wurde. Früher gab es keine …«
    Sie gingen weiter. Sascha versuchte, vor seine Füße zu leuchten – er wollte auf keine Ratte treten.
    Oleg schimpfte: »Dahin, leuchte nach vorne. Du gehst hinter mir, wirst schon nirgendwo reinfallen … Hier muss es sein. Da – leuchte mit beiden Lampen.«
    Oleg fing an, einen Haufen Gerümpel wegzuräumen – er verschob einen aufrecht stehenden Diwan und beschädigte ihn, schmiss irgendwelche kaputten Möbel herum. Er nahm vom Gürtel einen Pionierspaten ab, stieß ihn in die Erde, hörte jenes Geräusch, das er zu hören erhofft hatte, begann schnell zu graben und zog einen Sack heraus. Er öffnete ihn behutsam. Der mit Öl getränkte Lappen glänzte im Licht der Lampe. Und der schwarze Lauf; PM, eine Makarow-Pistole.
    Oleg nahm das Magazin heraus, untersuchte es, strich mit dem Finger darüber – es war voll.
    »Es gibt noch vier Magazine als Vorrat«, sagte er und schob das Magazin in den Griff.
    Sascha leuchtete mit den Lampen und hörte ganz deutlich ein nahes, lautes und vielstimmiges Quietschen.
    »Warum quietschen die so?«, fragte er feindselig.
    »Fuck, woher soll ich das wissen? Schauen wir mal.«
    Oleg entsicherte die Pistole, zog den Verschluss zurück, ließ die Patrone in die Patronenkammer gleiten. Er hob die Hand mit der Knarre – es war, als würde er sich damit spielen.
    »Mach heller«, bat er fast fröhlich, beinahe schon in animalischer Erwartung von etwas, das das Blut in den Adern stocken ließ.
    Sie gingen noch einige Meter in Richtung Gequietsche und blieben dann dort stehen, wo das Geräusch besonders laut war.
    Sascha richtete das Licht der Lampe darauf, innerlich war er unruhig, als befürchte er, etwas Außergewöhnliches zu sehen …
    Und er bekam es zu sehen.
    Oleg stieß gegen irgendeinen verbogenen Karren, das Quietschen wurde heftiger und böser, und im Licht der unruhigen Lampe war mindestens ein Dutzend von zitternden Rattengesichtern zu sehen. Die Ratten liefen nicht davon.
    Sascha beruhigte seine nervös zitternden Hände, und richtete die Lampe möglichst konzentriert auf den Ursprung des Geräusches.
    »Fick die Mutter!«, stieß Oleg aus. »Was für ein Scheiß!«
    Sascha schluckte den Rotz hinunter.
    »Geh näher ran«, befahl Oleg boshaft. »Näher, habe ich gesagt!«
    Sascha machte einen Schritt nach vorne, das Licht verschwand zur Seite, kehrte zurück und fand das Gesuchte, das Ekelhafte, das Laute.
    Die Ratten – es waren weit mehr als zehn – wackelten mit den Schwänzen, einige andere auch mit den Flanken. Ihre Schwänze bildeten ein kompaktes Knäuel, von der Größe einer Faust, und an dieser Faust hing jede Menge Schmutz, Matsch, und dreckiger Flaum. Die Vorderpfoten der Ratten arbeiteten, doch sie konnten nicht weg, weil sie sich gegenseitig behinderten.
    Die Hinterpfoten der Ratten, sah Sascha, nervös zitternd, waren ausgetrocknet, reglos.
    Die

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