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Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Titel: Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D.Vinge
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verfaßt wie die Herkunft und das Aussehen ihrer Verfasser. Die Spielzeuge, die sich die Kinder wünschten, waren so seltsam und fremdartig wie die Wohnungen, in denen Claus sie ablieferte. Sogar die Spielzeughäuser, die die Elfen anfertigten, nahmen immer exotischere Formen an. Jedes Jahr wurden neue Spiele kreiert, um dem wachsenden Verstand der Kinder gerecht zu werden, und die Puppen wurden nun in vier verschiedenen Farben hergestellt, mit runden blauen oder braunen mandelförmigen Augen, mit schwarzen, blonden und braunen Haaren, mit Locken, Zöpfen und Knoten. Die Entdeckung, daß die Welt der Kinder von einer unbegrenzten Vielfalt war, gehörte zu den erfreulichen Erfahrungen, die Claus bei seinen Reisen machte. Sie riefen in ihm Erinnerungen an die nebelhaft ferne Zeit wach, als er noch ein Bauer gewesen war, der nicht ahnte, wie groß und bunt die Welt war, die hinter seinem Dorf begann.
    Es gab aber auch Veränderungen, die ihm nicht gefielen. »Der Fortschritt mag ja eine feine Sache sein; doch die Art, wie sich die Leute verändern, ist keine so feine Sache«, sagte er eines Abends zu Anya, kurz vor dem Start zu seinem nächsten Weihnachtsflug. Er saß bei seiner zweiten Portion Nachtisch, und Anya, die schon längst mit dem Essen fertig war, leistete ihm am Tisch Gesellschaft. Sie nickte zustimmend und betrachtete dabei die Knöpfe an seinem hellgelben Hemd, das ihm wie eine Wurstpelle auf dem Leib saß. In jüngster Zeit war ihr aufgefallen, daß er seine rote Lieblingsweste immer offen trug und seine grüne Lieblingsjacke nicht mehr zuknöpfen konnte. Es freute sie zwar, daß ihm nach so vielen Ehejahren ihr Essen immer noch schmeckte, doch daß er dabei seine gute Figur verlor, machte sie traurig.
    »Die Leute trauen einander nicht mehr wie früher«, fuhr Claus unglücklich fort. »Vor ein paar Jahren noch waren alle Türen unverschlossen. Nun werden sie abgeschlossen, aus Angst vor Dieben.«
    Anya hob die Augenbrauen. »Wie kommst du dann in die Wohnungen hinein?« fragte sie.
    Claus zuckte mit den Achseln. »Wenn es geht, durch die Fenster. Doch meistens durch die Schornsteine, und das paßt mir gar nicht. Das Einsteigen gefällt mir nicht . . .«Er sah sich hoch oben auf einem mit eisernen Spitzen bewehrten victorianischen Satteldach stehen, um sich mit seiner stattlichen Figur durch einen engen Kamin zu zwängen . . . »Und das Aussteigen gefällt mir noch weniger.«
    Er seufzte, weil er nun an die Teller mit Weihnachtsgebäck denken mußte, die ihn auf den Kaminsimsen erwarteten, wenn er die Geschenke unter den buntgeschmückten Baum gestellt hatte. Dieser kleine Imbiß war inzwischen zur Tradition geworden, und er wußte, daß die Kinder, die für ihn den Teller hinstellten, schrecklich enttäuscht sein mußten, wenn er ihre Plätzchen verschmähte. Und jedesmal, wenn er in den Kamin zurückkletterte, um das Haus zu verlassen, wurde es ein bißchen schwieriger. Und wenn es dann zu schwierig wurde, war er gezwungen, seine Zauberkraft anzuwenden, damit er durch die Kamine die Wohnungen betreten und wieder verlassen konnte.
    Anya biß sich auf die Zunge, da sie im Begriff gewesen war, ihm etwas Unangenehmes zu sagen. Doch dann verlor sie den Mut und nickte nur verständnisvoll. Vielleicht ergab sich morgen eine passende Gelegenheit, dieses heikle Thema anzuschneiden.
    Am nächsten Tag nahm ihr die Vorsehung die Sache gnädig aus der Hand. Als Santa seine Runde durch die Spielzeugfabrik machte, kam Dooley mit einer englischen Zeitung zu ihm. Und während die anderen Elfen sich neugierig um die beiden versammelten, räusperte sich Dooley und begann laut vorzulesen:
    »In der Nacht vor dem Weihnachtsfest
    rührt sich im ganzen Haus
    nicht eine Maus.«
    Santa lachte vergnügt, als ihm Dooley diese neue poetische Würdigung seiner jährlichen Reise vorzutragen begann. Anya trat neben ihn und nahm seinen Arm. Lächelnd sah sie hinauf in sein Gesicht. »Was ist es denn?« fragte sie.
    »Es ist ein Gedicht über mich«, sagte er. »Wie ich hörte, soll es ein großer Hit sein.« Er lächelte stolz und vergaß in seiner Eitelkeit das Sprichwort vom Hochmut, der vor dem Fall kommt. Er wandte sich wieder Dooley zu, der die zweite Strophe vorlas:
    »Er hat dicke Backen, und sein Bauch ist voller Schnee, und fängt er an zu lachen, schwabbelt er wie eine Schüssel voll Himbeergelee. «
    Claus erstarrte, und mit seinem Lächeln verschwand jede Farbe aus seinem Gesicht. »... Was war das?« schnaubte er

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