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Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Titel: Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D.Vinge
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diesem Gaunertrick lockten sie den Leuten das Geld aus der Tasche, und wer auf diese Betrüger hereinfiel, war ein Schwachkopf. Es gab keinen Santa Claus.
    Nochmals warf er einen sehnsüchtigen Blick durch die Scheibe auf die warme, appetitlich duftende und mit Flittergold geschmückte Imbißstube von McDonald’s. Dann vergrub er seine frierenden Hände in den Hosentaschen und schlenderte langsam die Straße hinunter.
    Nur ein paar Häuserblocks entfernt saßen sich Cornelia und die Kinderschwester, Miss Tucker, an einem mit Kerzen erleuchteten Abendbrottisch gegenüber.
    Sie beendeten gerade ein Mahl, mit dem man leicht ein halbes Dutzend ihrer hungrigen Nachbarn hätte sättigen können. Die silbernen Schüsseln und. Platten aus kostbarem Porzellan, die auf dem Mahagonitisch kaum Platz fanden, waren noch reichlich mit Kartoffeln, Gemüse und Scheiben aus zartem Roastbeef gefüllt. Das wurde alles in die Mülltonne gekippt, wenn die beiden vom Tisch aufstanden. Aufgewärmte Reste kamen in diesem Haushalt nicht auf den Tisch.
    Miss Tucker tunkte mit frischem Brot den Rest der Soße von ihrem Teller auf und sagte zufrieden: »Ich bringe keinen Bissen mehr hinunter.« Sie hatte sich mindestens dreimal den Teller nachgefüllt, erinnerte sich Cornelia.
    »Ich auch nicht«, sagte Cornelia und sah ein wenig bedrückt auf ihr kaum angerührtes Essen. Wußte der Himmel, warum — aber in letzter Zeit hatte sie überhaupt keinen Appetit. Seufzend sah sie zum Wohnzimmerfenster hinüber. Sie fühlte, wie ihre Augen aus unerfindlichen Gründen dorthin gezogen wurden. Dann erschrak sie, als sie das Gesicht des Jungen hinter der Scheibe bemerkte, den sie vor einigen Wochen unten auf der Straße beobachtet hatte. Er sah durch das Fenster in den warmen, hellerleuchteten Raum, und dann wurden seine braunen Augen in dem dünnen, hageren Gesicht ganz groß vor Sehnsucht, als er den mit Speisen überladenen Tisch erblickte. Und als er so an dem Tisch entlangsah, begegnete er plötzlich ihrem Blick, der auf ihn gerichtet war. Rasch nahm er den Kopf wieder vom Fenster weg.
    Miss Tucker stand vom Tisch auf, doch zum Glück hatte sie den Jungen wohl nicht mehr bemerkt, denn sie sagte: »Ich werde meinen Kaffee in der Bibliothek trinken, weil jetzt die Vorstellung vom Masterpiece Theater im Fernsehen übertragen wird.« Sie glättete ihre Haare, die sie zu einem strengen, altjüngferlichen Knoten aufgesteckt hatte. »Und du, meine Liebe, solltest dir jetzt noch einmal deine lateinischen Verben vornehmen.« Sie segelte aus dem Zimmer wie ein vollbeladenes Schiff, das in See sticht.
    Cornelia blieb einen Moment lang unbeweglich auf ihrem Stuhl sitzen, bis sie sicher war, daß Miss Tucker nicht mehr ins Zimmer zurückkam. Dann nahm sie einen unbenutzten Teller und füllte ihn bis zum Rand mit den Speisen, die sie beim Abendessen übriggelassen hatten. Sie ging mit dem Teller aus dem Zimmer und schlich sich an der Köchin vorbei, die ihr in der Küche den Rücken zudrehte und Weinflaschen aus dem Speiseaufzug holte. Ihr Stiefonkel hatte den Keller zu einem Weinlager ausbauen lasse.
    Unbemerkt erreichte Cornelia den Dienstboteneingang an der Rückseite des Hauses und öffnete die Hintertür. Sie sah hinaus in den dunklen Hof und rief leise: »Pssst«
    Joe, der sich in den Büschen versteckt hatte, schob seinen Kopf nur so weit heraus, daß er die Tür und das Mädchen auf der Hintertreppe sehen konnte. Dann duckte er sich wieder, weil er nicht wußte, was das Signal zu bedeuten hatte.
    »Pssst, kleiner Junge!« rief sie abermals.
    Joe verzog das Gesicht und blieb, wo er war. Er ärgerte sich, daß sie ihn einen »kleinen Jungen« genannt hatte. Das dämpfte seine Neugierde.
    Cornelia war überzeugt, daß der Junge noch in der Nähe sein mußte und sie gehört hatte. Und als er sich nicht zeigen wollte, hielt sie den Teller in das Licht, das über der Hintertür brannte, und stellte ihn dann ganz langsam, daß er ihre Bewegungen verfolgen konnte, auf die Hintertreppe. Dann drehte sie sich um, ging ins Haus und schloß die Tür fest hinter sich.
    Joe, der immer noch in seinem Versteck verharrte, starrte verwundert zum Haus hinüber. Was hatte das zu bedeuten? Hatte sie ihm tatsächlich einen Teller voller Essen vor die Hintertür gestellt? Und warum? Er kaute unschlüssig auf seiner Unterlippe, denn er hatte zu viele hinterhältige Tricks und Verräterei erlebt und mochte nicht recht glauben, daß man ihm etwas Gutes tun wollte. Aber als der Wind

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