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Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Titel: Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D.Vinge
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hinauf zu dem Porträt ihres Stiefonkels, das hoch oben an der entfernten Wand des Zimmers hing wie ein Heiligenschrein. Sie drehte sich wieder zum Fenster um. Doch da war niemand mehr im Hauseingang gegenüber — der Junge war fort . . .
     
    Auf dem Nordpol dachte Santa in diesem Augenblick mehr an die Neuordnung seiner kleinen, verzauberten Gemeinde als an die Ungerechtigkeiten der größeren Welt dort draußen. Er hatte Fleck und Puffy zu sich gerufen, die beiden vorrangigen Kandidaten für die neu zu besetzende Stelle seines offiziellen Assistenten. Santa saß in seinem gut gepolsterten Schaukelstuhl, neben dem Dooley stand, und hörte sich an, welche Vorstellungen die beiden Elfen von der Aufgabe hatten, ihm seine Arbeitsbürde zu erleichtern. Anya stand an der Tür und hörte ebenfalls aufmerksam zu.
    »Ein Assistent«, sagte Fleck schrill und atemlos vor Aufregung. »Euer Assistent?!« Seine Augen leuchteten auf. Das war die Gelegenheit, auf die er so viele Jahre gewartet hatte . . . die Chance, mit der er ein für allemal den anderen Elfen — und sich selbst — beweisen konnte, daß er so gut war, wie er das schon immer von sich geglaubt hatte. »Mit allem Respekt, Sir, habe ich ein paar Ideen, mit denen ich dieses Dorf total umkrempeln werde!«
    Santas Stirn furchte sich leicht. »So etwas habe ich mir eigentlich nicht vorgestellt«, sagte er. Insgeheim hatte er immer noch seine Zweifel, was diese Assistentenstelle betraf.
    Fleck, der sein Zaudern bemerkte, setzte hastig hinzu: »Ich spreche nicht von mir, sondern von modernen Arbeitsmethoden! Ich spreche von einem Fließband! Ich spreche mit der Stimme der Zukunft! Ich plädiere für schnelleres, rascheres . . .«
    »... und schlampigeres Arbeiten«, unterbrach ihn Puffy skeptisch. Er hatte Flecks fortschrittlichen Ideen noch nie getraut . . . freilich nicht immer aus den lautersten Gründen.
    Fleck unterbrach sich und starrte seinen Rivalen mit unverhohlener Abneigung an. »Nur weil es dir an Elfenbewußtsein fehlt, mußt du nicht glauben, daß es mir ebenso geht, Puffy. Ich habe keine Angst, am Althergebrachten zu rütteln!« rief er, die Hände in die Hüften gestemmt.
    Puffy sah ihn gar nicht erst an, sondern hielt den Blick fest auf Santa Claus gerichtet. Er diente sich ihm mit einem Lächeln an und sagte: »Sir, ich habe stets Eure traditionellen Herstellungsmethoden bewundert. Ich versichere Euch, daß ich mit der gleichen Sorgfalt wie Ihr auf Qualität und Ausführung achten werde . . .«
    Santa hob die Hände und unterbrach seinen wortreichen Redefluß mit einem energischen Kopf schütteln. »Bitte, keine Wahlversprechungen, Jungs. Ich möchte Taten sehen. Der Bessere von euch bekommt den Posten.« Er hob die Augenbrauen und sah erst dem einen und dann dem anderen Elfen in die Augen. Mit einem respektvollen Nicken fügten sie sich. Doch als sie sich zur Tür umdrehten, warfen sie sich herausfordernde Blicke zu.
    In den nächsten Wochen herrschte in den Fabrikhallen der Elfen eine größere Emsigkeit denn je zuvor. Von morgens bis abends summte es in den Werkstätten wie in einem Bienenkorb. Doch nun war es kein Wettlauf der Elfen mit dem Terminkalender, sondern ein Wettbewerb untereinander.
    Puffy setzte ganz auf die klassische traditionelle Art der handgeschnitzten und handbemalten Spielzeugfabrikation, wie Santa Claus sie selbst hervorragend vertreten hatte. Er prüfte wie Claus jedes Werkstück der Elfen und besserte hier ein Spielzeug aus und machte dort einen Pinselstrich. Wie Santa Claus legte er besonderen Wert auf Qualität, auch wenn das auf Kosten der Menge ging.
    Im Westflügel der Fabrik war Fleck zur selben Zeit mit einer Handvoll treuer Gefolgsleute emsig beschäftigt, eine neue, arbeitssparende, vollautomatisierte Produktionsstätte einzurichten, wofür Fleck seine ganze Improvisationskunst und alle Materialien verwendete, deren er habhaft werden konnte. Das Ergebnis war ein Fließband, über das Henry Ford den Kopf geschüttelt hätte: es sah aus, als hätte es Rube Goldberg aus Teilen eines technischen Baukastens, Abfällen einer Spielzeugfabrik und Klebeband hergestellt. Doch da es nach Flecks hastig gezeichneten Konstruktionsskizzen und nach seinen genialen mechanischen Ideen gebaut wurde, war es in Rekordzeit fertiggestellt — und funktionierte, gemessen an dem altmodischen Produktionsverfahren der Elfen, mit einer geradezu erschreckenden Tüchtigkeit.
    »Und was treibt es an?« fragte Honka, als das Fließband fertig war.

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