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Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte

Titel: Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D.Vinge
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ihm den appetitlichen Geruch von Roastbeef zutrug, vergaß er sein Mißtrauen. Nur das Essen zählte, das er sich dort holen konnte. Und dann stahl er sich leise und vorsichtig, damit er nicht unversehens in eine Falle tappte, durch die Büsche zur Hintertreppe.
    Cornelia stand regungslos im Flur und preßte das Ohr gegen die Türfüllung. Sie wartete auf einen Laut dort draußen, der ihr sagte, daß der Junge sich das Essen auch holte. Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie leise, aber deutliche Schritte hörte, die zögernd die verschneite hölzerne Hintertreppe heraufkamen. Sie hörte ein leises Scharren, als der Teller aufgenommen wurde, und preßte das Ohr gegen die Tür, die Hände fest ineinander verschränkt, damit sie nicht der Versuchung erlag, zu applaudieren. Mit einem vergnügten Grinsen stahl sie sich dann leise wieder durch die Küche ins Eßzimmer zurück und suchte ihre Schulbücher heraus. Selbst das Pauken von lateinischen Verben war plötzlich keine langweilige Sache mehr.
    Draußen im Gebüsch hinter dem Haus grinste auch Joe über das ganze Gesicht, als er die erste warme Mahlzeit seit vielen Tagen in sich hineinschlang. Selbst altbackenes Brot mit Erdnußbutter wäre für ihn ein Festmahl gewesen; aber Roastbeef und Soße — das war wie ein Geschenk des Himmels. Er wußte nicht, wer das kleine Mädchen war, oder warum es ihn mit Essen versorgt hatte; doch er bedankte sich im stillen bei ihm, daß er heute nacht nicht hungrig einschlafen mußte. Vielleicht träumte er sogar von ihm . . .
     
    Auf dem Nordpol hatte sich Santas Werkstatt in einen hochtechnisierten Fabrikbetrieb verwandelt, in dem wie immer eine elfenemsige Geschäftigkeit herrschte. Neumodische vollautomatisierte Maschinen und Flecksche Fließbänder füllten nun die Räume und setzten mit unpersönlicher Geschwindigkeit und Regelmäßigkeit Spielzeuge zusammen. Fleck, der sich als einziger mit den Dingern auskannte, wanderte in seiner roten Assistentenschürze zwischen seinen Maschinen herum und erinnerte ein bißchen an einen verrückten Wissenschaftler. Er sonnte sich in seinem neuen Prestige und fühlte sich so wohl, wie er das in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet hätte. Honka folgte Fleck wie sein Schatten, hing gebannt an dessen Lippen und sonnte sich im Abglanz von Flecks Würde. Fleck betrachtete dieses neue, unterwürfige Verhalten seines Freundes als eine Selbstverständlichkeit, die seiner neuen Stellung zukam. Er war sogar so weit gegangen, ein großes Schild über seine Maschinen zu hängen, auf dem »FLECKS SPIELZEUGE« stand. Offenbar war ihm die Sache so sehr zu Kopf gestiegen, daß er sogar vergaß, wer wirklich für die Spielzeuge verantwortlich war oder warum sie eigentlich hergestellt wurden. Die anderen Elfen mußten ihm allerdings, wenn auch widerwillig, zugestehen, daß er ihnen das Leben erleichtert hatte.
    Auch am Weihnachtsabend, als die Elfen anfingen, seine Spielsachen in Santas bodenlosen Sack zu stecken, machte sich Fleck als Aufsichtsperson wichtig. Im nächsten Jahr, dachte er stolz, würde sogar dieser bodenlose Sack zu klein sein, um alle Spielzeuge zu fassen, die er mit seinen Maschinen fabrizierte. Niemand — am wenigsten Fleck selbst — ahnte, daß in allen Spielzeugen, die zum Versand vorbereitet wurden, der gleiche schlampige Verarbeitungsfehler steckte wie in den ersten Probestücken, die ihm seinen neuen Posten eingetragen hatten. Fleck hatte zwar alle Produktionsvorgänge überwacht, aber nur darauf geachtet, daß immer schneller und mehr produziert wurde. In dieser Hinsicht hatten ihn seine Maschinen nicht enttäuscht. Zudem hatte er ein grenzenloses Vertrauen zu seinen Konstruktionen, und überhaupt produzierten sie in solchen Massen, daß man gar nicht jedes Produkt auf (bestimmt nicht vorhandene) Fehler untersuchen konnte.
    Und so kam es, daß zahllose Spielsachen mit lockeren Schrauben, mangelhaften Verbindungen und nicht paßgerechten Teilen in Santas Sack wanderten — mit tausend verschiedenartigen, verhängnisvollen, versteckten Fehlern, die man ihnen von außen nicht ansah.
    Glücklich und vollkommen ahnungslos, lenkte Santa Claus an diesem Abend sein Gespann und seinen Schlitten aus dem Tunnel und flog von der Startrampe hinauf in den Himmel zu einer neuen Weihnachtsreise.
    Weil Santa sich diesmal nicht so abrackern mußte wie früher, war er besonders gut gelaunt und so zuversichtlich wie lange nicht mehr. Denn dank Flecks mechanischen Fähigkeiten konnte er

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