Santiago liegt gleich um die Ecke
Geheimnis ihres glaubenstreuen Lebens liegt Schwester Blandines missionarische Sendung für heute. Sie tat nichts AuÃergewöhnliches, aber das alltäglich ihr Aufgegebene tat sie auÃergewöhnlich gut. Als Lehrerin und Erzieherin, als Ordensfrau, als Mensch, der durch Krankheit und Leiden hindurch den Weg der Hoffnung geht und weist, ist sie ermutigendes Vorbild. Die Seligsprechung am 1. November 1987 durch Papst Johannes Paul II. lässt Schwester Blandines Licht noch mehr vor den Menschen leuchten, damit sie »den Vater preisen, der im Himmel ist« (Mt 5,16). Die Kirche feiert das Fest der seligen Schwester Blandine am 18. Mai. «
Ich fühle mich wie ein Kind, das in einem Kaufhaus vergessen wurde. Ich brauche eine Weile, das alles zu verdauen. Alles zu begreifen, obwohl ich es längst verstanden habe. Das ist tatsächlich die Botschaft, die ich gesucht hatte. Der fehlende Mosaikstein. Mein Archaeopteryx. » Sie tat nichts AuÃergewöhnliches, aber das alltäglich ihr Aufgegebene tat sie auÃergewöhnlich gut. « Das zieht mir den Boden unter den FüÃen
weg. Ist das cool! Das ist die »Entscheidenmüssen«-Nummer von vor drei Tagen, nur für Fortgeschrittene! Der amtliche Stempel! Das Sahnehäubchen! Es ist so einfach: Man muss gar nichts besonderes können, um von den Leuten geliebt zu werden. Nur das tun, was man ohnehin tun muss. Und das einfach nur so gut wie möglich. Man könnte auch sagen: Mit Herzblut. Denn nur, was mit Herzblut getan wird, ist es wert, getan zu werden. Alles andere ist egal. Wird sich finden. Habâ Geduld. Das also ist tatsächlich die Botschaft, die der Jakobsweg noch für mich parat hatte! Wie besoffen wanke ich aus der Kapelle. Bin tief getroffen. Habe einen Pfeil im Herzen â und hoffe, dass er Wurzeln schlägt. Sehe kaum die StraÃe vor mir. Fasse immer noch nicht, was sich mir da offenbart hat. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass da noch etwas nach mir greift. Komisch. Als ich schon fast wieder am Dom bin, beschleicht mich endgültig der Gedanke, dass in dieser Kapelle noch etwas auf mich wartet. Ich drehe um und gehe zurück.
Der Gottesdienst ist vorbei â ein paar der Leute, die ich in der Kirche gesehen habe, kommen mir entgegen. Eine Nonne, die mich vorhin schon beäugt hatte, mustert mich, als würde ich Grabsteine klauen wollen. Aus irgendeinem Grund geht sie weiter. Der kleine Saal ist völlig leer, aber man spürt die Messe noch, es ist, als hätten die Leute Schatten in der Luft hinterlassen. Es riecht nach ausgeblasenen Kerzen. Ich finde einen kleinen Altar, an dem noch welche brennen, zünde selbst eine an und stelle sie zu den anderen. Schaue mir den winzigen Sarkophag näher an und streiche sogar mit der Hand drüber, aber ich spüre nichts. Kein Geist erscheint, ich kriege keinen Herzinfarkt, nicht mal meine Finger werden warm. Ist wohl doch nur eine Kiste mit Knochen drin. Ich stehe eine Weile herum. Nix. Schreibe etwas ins Gästebuch.
Immer noch nix. O. K. â dann hat mein Gefühl mich eben am Ende doch getrogen. Egal â die Lektion am Schaukasten wird mich noch etliche Wochen tragen. Vielleicht mein Leben. Eher gelangweilt stöbere ich noch in dem Ständer neben dem Ausgang, in dem allerlei Faltblättchen für Besucher stecken. Das unscheinbarste davon ist so groà wie eine Postkarte und ganz weiÃ. Ich ziehe es hervor. Seine Vorderseite trägt nur eine einzige Textzeile.
DIE LIEBE BLEIBT
In der Nähe der Porta Nigra finde ich ein Café, in dem ich meinem Tagebuch ein paar wichtige Seiten hinzufüge. Der Wirt möchte gerne eine Videoleinwand in Betrieb nehmen, bekommt es aber aus irgendwelchen Gründen nicht hin. Ich bin froh darüber. In mir ist eine ganze Lagerhalle voller Stille, ich möchte nicht, dass die ausgerechnet von einer FuÃballübertragung ausgefüllt wird. Ich habe mein letztes Puzzlestück. Jetzt wird nichts mehr kommen. Es ist vorbei. Ich bin angekommen. Jetzt bin ich wirklich angekommen.
Jetzt weià ich, dass die beiden Fragen, die nach dem, was man zurücklässt und dem, was ich sein will, die ganze Zeit zwei Seiten eines Blatt Papiers waren. Der rote Faden geht so: Ich muss versuchen, alles mit meinem Herzen zu tun. Dann kommt die Liebe ganz von selbst. Und die ist es, die bleibt. Ich kann noch so sehr versuchen, ein toller WasweiÃich zu sein â nur das, was ich von Herzen
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