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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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abzuholen, kicherte er unverhohlen.
    »Lass das! Wenn, dann könnten wir über dich lachen!«, fuhr ihn Madame Rossini an. »Ha! Wie du wieder aussiehst!«
    Gott, ja! Wie er wieder aussah! Das sollte wirklich verboten werden, so gut auszusehen - in albernen dunklen Kniehosen und einem bestickten flaschengrünen Rock, der seine Augen zum Leuchten brachte.
    »Du hast doch keine Ahnung von Mode, Junge! Sonst hättest du die Smaragdbrosche angezogen, die zu diesem Outfit gehört. Und dieser unpassende Degen - du sollst einen Gentleman darstellen, keinen Soldaten!«
    »Da haben Sie sicher recht«, sagte Gideon und kicherte immer noch. »Aber wenigstens sehen meine Haare nicht so aus wie diese Drahtschwämmchen, mit denen ich meine Töpfe sauber mache.«
    Ich bemühte mich um einen hochnäsigen Gesichtsausdruck. »Mit denen
du
deine Töpfe sauber machst? Verwechselst du dich da nicht mit Charlotte?«
    »Wie bitte?«
    »Die putzt doch seit Neuestem für dich!«
    Gideon sah etwas verlegen aus. »Das ist . . . so nicht . . . ganz richtig«, murmelte er.
    »Ha, das wäre mir an deiner Stelle jetzt auch peinlich«, sagte ich. »Geben Sie mir bitte den Hut, Madame Rossini.« Der Hut - ein riesiges Ungetüm mit blassrosa Federn - war auf jeden Fall weniger schlimm als diese Haare. Dachte ich jedenfalls. Ein Blick in den Spiegel zeigte, dass das ein bedauernswerter Irrtum war.
    Gideon kicherte wieder los.
    »Können wir dann?«, fauchte ich.
    »Pass gut auf mein Schwanenhälschen auf, hörst du?«
    »Mache ich doch immer, Madame Rossini.«
    »Von wegen«, sagte ich draußen im Korridor. Ich zeigte auf das schwarze Tuch in seiner Hand. »Keine Augenbinde?«
    »Nein - das sparen wir uns. Aus bekannten Gründen«, erwiderte Gideon. »Und wegen des Hutes.«
    »Glaubst du immer noch, ich würde dich demnächst um eine Ecke locken und dir ein Brett vor den Kopf hauen?« Ich rückte meinen Hut zurecht. »Übrigens, darüber hab ich noch einmal nachgedacht. Und inzwischen glaube ich, dass es für das Ganze eine einfache Erklärung gibt.
    »Die da wäre?« Gideon zog die Augenbrauen hoch.
    »Du hast es dir im Nachhinein eingebildet. Während du ohnmächtig dalagst, hast du nämlich von mir geträumt und hinterher hast du deshalb die ganze Sache einfach mir in die Schuhe geschoben!«
    »Ja, diese Möglichkeit ist mir auch schon in den Sinn gekommen«, sagte er zu meiner Überraschung, griff nach meiner Hand und zog mich vorwärts. »Aber - nein! Ich weiß, was ich gesehen habe.«
    »Und warum hast du dann niemandem davon erzählt, dass es - angeblich - ich war, die dich in eine Falle gelockt hat?«
    »Ich wollte nicht, dass sie noch schlechter von dir denken, als sie es ohnehin schon tun.« Er grinste. »Und - hast du Kopfschmerzen?«
    »So viel hatte ich gar nicht getrunken . . .«, sagte ich.
    Gideon lachte. »Nee, klar. Im Grunde warst du stocknüchtern.«
    Ich schüttelte seine Hand ab. »Können wir bitte über was anderes reden?«
    »Ach, komm schon! Ein bisschen werde ich dich doch wohl damit aufziehen dürfen. Du warst so süß gestern Abend. Mr George dachte wirklich, du wärst total erschöpft, als du in der Limousine eingeschlafen bist.«
    »Das waren höchstens zwei Minuten«, sagte ich peinlich berührt. Wahrscheinlich hatte ich gesabbert oder sonst was Schreckliches getan.
    »Ich hoffe, du bist sofort ins Bett gegangen.«
    »Hm«, machte ich. Ich erinnerte mich nur noch dunkel, wie meine Mum mir alle vierhunderttausend Haarnadeln aus den Haaren gezogen und dass ich schon geschlafen hatte, bevor mein Kopf auf dem Kissen angekommen war. Aber das wollte ich ihm nicht sagen, er hatte sich schließlich noch mit Charlotte, Raphael und den Spaghetti amüsiert.
    Gideon blieb so abrupt stehen, dass ich gegen ihn prallte und prompt vergaß zu atmen.
    Er drehte sich zu mir um. »Hör mal . . .«, murmelte er. »Ich wollte das gestern nicht sagen, weil ich dachte, du bist zu betrunken, aber jetzt, wo du wieder nüchtern und kratzbürstig bist wie eh und je...« Seine Finger streichelten vorsichtig über meine Stirn und ich war kurz davor zu hyperventilieren. Anstatt weiterzusprechen, küsste er mich. Ich hatte die Augen schon geschlossen, bevor seine Lippen meinen Mund berührten. Der Kuss berauschte mich viel mehr, als es der Punsch gestern Abend getan hatte, er ließ meine Knie weich werden und tausend Schmetterlinge in meinem Bauch aufflattern.
    Als Gideon mich wieder losließ, schien er vergessen zu haben, was er sagen wollte. Er

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