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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Tee.
    Ich konnte meinen Mund nicht öffnen, ohne dass Rührei hinausgefallen wäre, also glotzte ich nur erschrocken, während Nick und Caroline an meiner Stelle fragten: »Warum das denn?«
    »Weil«, sagte Tante Glenda und wackelte dabei eigenartig mit dem Kopf, »weil Charlotte alles das kann, was Gwendolyn können müsste, um ihrer Aufgabe einigermaßen gerecht zu werden. Und nun, aufgrund der - wie wir uns alle lebhaft vorstellen können - chaotischen Ereignisse der letzten beiden Tage, wünscht man in Temple, dass Charlotte ihrer Cousine hilft, sich auf ihre nächsten Zeitsprünge vorzubereiten.« Sie sah aus, als ob ihre Tochter gerade die Olympiade gewonnen hätte. Mindestens.
    Auf die nächsten Zeitsprünge? Wie bitte?
    »Wer ist denn dieser dürre rothaarige boshafte Besen?«, erkundigte sich Xemerius. »Ich hoffe für dich, dass es sich nur um entfernte Verwandtschaft handelt.«
    »Nicht, dass diese Bitte für uns überraschend kam, aber wir haben dennoch überlegt, ob wir ihr nachkommen sollen. Schließlich bestehen für Charlotte eigentlich keinerlei Verpflichtungen mehr. Aber«, an dieser Stelle seufzte der dürre, rothaarige, boshafte Be. . . äh . . . Tante Glenda theatralisch, »Charlotte ist sich der Wichtigkeit dieser Mission sehr wohl bewusst und selbstlos bereit, ihren Anteil zum Gelingen beizutragen.«
    Meine Mutter seufzte ebenfalls und bedachte mich mit einem mitleidigen Blick. Charlotte strich sich eine Strähne ihres glänzenden roten Haares hinter das Ohr und klimperte mit ihren Wimpern in meine Richtung.
    »Hä?«, machte Nick. »Was soll Charlotte denn Gwenny beibringen?«
    »Oh«, sagte Tante Glenda und ihre Wangen färbten sich rosig vor lauter Eifer. »Da gibt es wohl eine Menge, aber es wäre absurd zu denken, dass Gwendolyn in so kurzer Zeit nachholen kann, was sich Charlotte über viele Jahre angeeignet hat, ganz zu schweigen von der - nun - doch eher ungerechten Verteilung natürlicher Talente in diesem Fall. Man kann nur versuchen, das Allernötigste zu vermitteln. Vor allem anderen mangelt es Gwendolyn wohl auf geradezu tragische Weise an Allgemeinwissen und den der jeweiligen Epoche angepassten Manieren - wie ich hörte.«
    Frechheit! Von wem sollte sie das denn gehört haben?
    »Ja und Manieren braucht man auch dringend, wenn man allein in einem verschlossenen Kellerraum rumsitzt«, sagte ich. »Es könnte einem ja eine Kellerassel dabei zusehen, wie man sich in der Nase popelt.«
    Caroline kicherte.
    »Oh, nein, Gwenny, tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber in der nächsten Zeit wird es ein
bisschen
kniffliger für dich.« Charlotte schenkte mir einen Blick, der wohl mitfühlend sein sollte, aber eher hämisch und schadenfroh wirkte.
    »Deine Cousine hat recht.« Schon immer hatte ich ein bisschen Angst vor Lady Aristas durchdringendem Blick gehabt, aber jetzt zuckte ich regelrecht darunter zusammen. »Auf allerhöchste Order wirst du viel Zeit im achtzehnten Jahrhundert verbringen«, sagte sie.
    »Und zwar unter Menschen«, ergänzte Charlotte. »Menschen, die es sehr seltsam finden würden, wenn du nicht mal wüsstest, wie der König heißt, der das Land regiert. Oder was ein Retikül ist.«
    Ein bitte was?
    »Was ist ein Retikül?«, fragte Caroline.
    Charlotte lächelte fein. »Lass es dir von deiner Schwester erklären.«
    Ich starrte sie verärgert an. Warum bereitete es ihr nur immer eine so große Freude, mich dumm und unwissend dastehen zu lassen? Tante Glenda lachte leise.
    »Ist 'ne Art Handtasche, 'n blöder Beutel, meist mit überflüssigem Stickkram gefüllt«, sagte Xemerius. »Und Taschentüchern. Und Riechsalzfläschchen.«
    Ah!
    »Ein Retikül ist ein überholter Ausdruck für Handtasche, Caroline«, sagte ich, ohne den Blick von Charlotte zu lassen. Sie zuckte überrascht mit den Lidern, behielt aber das feine Lächeln bei.
    »Auf allerhöchste Order? Was sollte das denn heißen?« Meine Mutter hatte sich an Lady Arista gewandt. »Ich dachte, wir wären uns einig gewesen, dass Gwendolyn aus der ganzen Sache herausgehalten wird, so gut es geht. Dass sie lediglich zum Elapsieren in ungefährliche Zeiten geschickt wird. Wie können sie jetzt beschließen, sie einer solchen Gefahr auszusetzen?«
    »Das ist nicht deine Sache, Grace«, sagte meine Großmutter kühl. »Du hast wirklich schon genug Unheil gestiftet.« Meine Mutter biss sich auf ihre Lippen. Ihr zorniger Blick wanderte einmal zwischen mir und Lady Arista hin und her, dann schob sie kurzerhand

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