Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
ihren Stuhl zurück und stand auf. »Ich muss zur Arbeit«, sagte sie. Sie drückte Nick einen Kuss aufs Haar und sah hinüber zu Caroline und mir. »Viel Spaß in der Schule. Caroline, denk an den Schal für den Handarbeitsunterricht. Wir sehen uns heute Abend.«
    »Arme Mum«, flüsterte Caroline, als meine Mutter den Raum verlassen hatte. »Gestern Abend hat sie geweint. Ich glaube, es passt ihr gar nicht, dass du dieses Zeitreise-Gen hast.«
    »Ja«, sagte ich. »Das ist mir auch schon aufgefallen.«
    »Aber da ist sie ja nicht die Einzige«, sagte Nick und warf einen vielsagenden Blick auf Charlotte und Tante Glenda, die immer noch lächelte.
     
    Noch nie hatte ich beim Betreten des Klassenraumes so viel Aufmerksamkeit erhalten wie heute. Das lag daran, dass die Hälfte meiner Mitschüler gesehen hatte, wie ich am Nachmittag zuvor von einer schwarzen Limousine abgeholt worden war.
    »Noch werden Wetten entgegengenommen«, sagte Gordon Gelderman. »Super Quote für Nummer eins: Der lässige, schwule Typ von gestern ist ein Fernsehproduzent und hat Charlotte und Gwendolyn für eine Show gecastet, aber Gwendolyn hat gewonnen, Möglichkeit Nummer zwei: Der Typ ist euer schwuler Cousin und betreibt einen Limousinenservice, Möglichkeit Nummer drei . . .«
    »Ach, halt die Klappe Gordon«, fauchte Charlotte, warf das Haar zurück und setzte sich auf ihren Platz.
    »Ich finde, du könntest uns schon erklären, wieso du mit dem Typ rumgemacht hast, aber Gwendolyn anschließend mit ihm in die Limousine gestiegen ist«, sagte Cynthia Dale in einschmeichelndem Tonfall. »Leslie wollte uns weismachen, er sei Gwendolyns Nachhilfelehrer!«
    »Klar, ein Nachhilfelehrer kommt ja auch mit einer Limousine angefahren und hält mit unserer Eiskönigin Händchen«, sagte Gordon und sah Leslie böse an. »Hier liegen ganz klar armselige Verschleierungsversuche vor.«
    Leslie zuckte mit den Schultern und grinste mich an. »Was Besseres ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen.« Sie ließ sich auf ihren Stuhl sinken.
    Ich sah mich nach Xemerius um. Das letzte Mal hatte ich ihn auf dem Schuldach hocken sehen, von wo aus er mir fröhlich zugewinkt hatte. Er hatte zwar Anweisung, sich während des Unterrichts von mir fernzuhalten, aber ich glaubte nicht, dass er sich daran halten würde.
    »Der grüne Reiter scheint eine echte Sackgasse zu sein«, sagte Leslie in gedämpftem Tonfall. Im Gegensatz zu mir hatte sie in der Nacht nicht viel geschlafen, sondern wieder Stunden im Internet verbracht. »Eine berühmte kleine Jadefigur aus der Ming-Dynastie heißt so, aber die steht in einem Museum in Peking, dann gibt es noch ein Standbild auf einem Marktplatz in einer deutschen Stadt namens Cloppenburg und zwei Bücher mit diesem Titel, einen Roman von 1926 und ein Kinderbuch, das aber erst nach dem Tod deines Großvaters erschienen ist. Das war alles, bisher.«
    »Ich hatte gedacht, es könnte vielleicht ein Gemälde sein«, sagte ich. In Filmen waren die Geheimnisse auch immer hinter oder in Gemälden versteckt.
    »Fehlanzeige«, sagte Leslie. »Wenn es ein blauer Reiter wäre, sähe die Sache schon ganz anders aus . . . Ich habe DER GRUENE REITER auch mehrmals durch einen Anagrammgenerator gejagt. Aber - na ja, falls ERDIGER EUTER REN etwas bedeuten sollte, erschließt es sich mir nicht. Ich habe mal ein paar ausgedruckt, vielleicht klingelt es ja bei dir da irgendwo?« Sie reichte mir ein Blatt.
    »ERREGEND IRE RUTE«, las ich. »DEGEN IRRE ER TREU. Hm, hm, lass mich überlegen . . .«
    Leslie kicherte. »Mein Liebling ist: ENDE EIER ER GURRT. Oh, Mr Eichhörnchen ist im Anmarsch!«
    Sie meinte Mr Whitman, der den Klassenraum wie üblich mit dynamischen Schritten betrat. Seinen Spitznamen hatte er von uns wegen seiner riesigen braunen Augen verpasst bekommen. Damals hatten wir allerdings noch keine Ahnung gehabt, wer er wirklich war.
    »Ich warte immer noch darauf, dass wir wegen gestern einen Disziplinarverweis bekommen«, sagte ich, aber Leslie schüttelte den Kopf.
    »Geht nicht«, gab sie knapp zurück. »Oder soll Direktor Gilles etwa erfahren, dass sein Englischlehrer ein wichtiges Mitglied in einer unheimlich geheimen Geheimgesellschaft ist? Denn genau das würde ich sagen, wenn er uns verpetzt. Oh, Shit, er kommt hierher. Und er guckt schon wieder so - überheblich!«
    Mr Whitman kam tatsächlich auf uns zu. Er legte den dicken Ordner, den er gestern im Mädchenklo konfisziert hatte, vor Leslie auf den Tisch. »Ich dachte mir, du

Weitere Kostenlose Bücher