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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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»Im Gegensatz zu dir habe ich keine andere Möglichkeit - durch den Bannspruch des Magiers bin ich an dieses Dasein gebunden. Du aber könntest jederzeit dein jämmerliches Geisterleben aufgeben und dorthin gehen, wohin Menschen kommen, wenn sie gestorben sind.«
    »Ich bin aber nicht gestorben, du dumme Miezekatze!«, rief James. »Ich bin lediglich krank und liege mit schrecklichen Fieberfantasien im Bett. Und wenn wir jetzt nicht auf der Stelle ein anderes Thema anschneiden, gehe ich wieder!«
    »Schon gut«, sagte ich, während ich die Pfütze, die Xemerius hinterlassen hatte, mit dem Tafelschwamm aufzuwischen versuchte. »Machen wir also weiter. Der Knicks vor dem gleichgestellten Herrn . . .«
    Xemerius schüttelte den Kopf und flatterte über unsere Köpfe hinweg zur Tür. »Also, ich steh dann mal Schmiere. Zu peinlich, wenn dich jemand hier beim Knicksen erwischen würde.«
    Die Mittagspause war nicht lang genug, um alle Kniffe zu lernen, die James mir beibringen wollte, aber am Ende konnte ich auf drei verschiedene Arten und Weisen knicksen und mir die Hand küssen lassen. (Eine Sitte, von der ich sehr froh war, dass sie heute in Vergessenheit geraten ist.) Als meine Mitschüler zurückkamen, verabschiedete sich James mit einer Verbeugung und ich flüsterte ihm noch schnell ein Dankeschön zu. »Und?«, fragte Leslie.
    »James hält Xemerius für eine komische Katze aus seiner Fieberfantasie«, informierte ich sie. »Ich kann daher nur hoffen, dass das, was er mir beigebracht hat, nicht auch von Fieberfantasien verzerrt ist. Ansonsten wüsste ich jetzt, was ich mache, wenn ich dem Herzog von Devonshire vorgestellt werde.«
    »Oh, gut«, sagte Leslie. »Und was machst du?«
    »Tief und ausdauernd knicksen«, sagte ich. »Fast so ausdauernd wie vor dem König, aber ausdauernder als vor einem Marquess oder einem Grafen. Es ist eigentlich ganz einfach. Ansonsten immer brav die Hand abknutschen lassen und dabei lächeln.«
    »Sieh einer an - dass James doch noch mal für was gut sein kann, hätte ich nicht gedacht.« Leslie blickte sich anerkennend um. »Du wirst sie alle verblüffen im 18. Jahrhundert.«
    »Hoffen wir das mal«, sagte ich. Aber den Rest des Unterrichts konnte nichts meine gute Laune trüben. Charlotte und die blöde Plusterlippe würden staunen, dass ich nun sogar den Unterschied zwischen Durchlaucht und Erlaucht kannte, obwohl sie alles versucht hatten, mir das so kompliziert wie nur irgend möglich zu erklären.
    »Ich habe da übrigens eine Theorie zur Magie des Raben entwickelt«, sagte Leslie nach Schulschluss, auf dem Weg vom Klassenraum zu unseren Spinden. »Die ist so einfach, dass noch keiner darauf gekommen ist. Wir treffen uns morgen Vormittag bei euch und ich bringe alles mit, was ich zusammengetragen habe. Wenn meine Mum nicht wieder einen Familienputztag geplant hat und Gummihandschuhe an alle verteilt. . .«
    »Gwenny?« Cynthia Dale schlug mir von hinten auf den Rücken. »Kannst du dich noch an Regina Curtiz erinnern, die bis letztes Jahr mit meiner Schwester in eine Klasse ging? Die ist jetzt in einer Klinik für Magersüchtige. Willst du da auch landen?«
    »Nein«, sagte ich verdutzt.
    »Okay, dann iss das!
Sofort!«
Cynthia warf mir ein Karamellbonbon zu. Ich fing es auf und wickelte gehorsam das Papier ab. Aber als ich mir das Bonbon in den Mund schieben wollte, fiel Cynthia mir in den Arm. »Halt! Du willst das also wirklich essen? Dann machst du überhaupt gar keine Diät?«
    »Nein«, sagte ich wieder.
    »Dann hat Charlotte gelogen. Sie hat behauptet, du kommst nicht zum Mittagessen, weil du so dürr werden willst wie sie ... Her mit dem Bonbon. Du bist ja gar nicht magersuchtgefährdet.« Cynthia warf sich das Bonbon selber in den Mund. »Hier, die Einladung zu meinem Geburtstag. Es ist wieder eine Kostümparty. Und dieses Jahr ist das Motto
Es grünt so grün.
Du darfst auch deinen Freund mitbringen.«
    »Äh . . .«
    »Weißt du, ich hab Charlotte das Gleiche gesagt, mir ist egal, wer von euch beiden diesen Typen mitbringt. Hauptsache, er kommt überhaupt auf meine Party.«
    »Sie spinnt«, flüsterte Leslie mir zu.
    »Das habe ich gehört«, sagte Cynthia. »Du darfst Max auch mitbringen, Leslie.«
    »Cyn, wir sind schon seit einem halben Jahr nicht mehr zusammen.«
    »Oh, das ist jetzt blöd«, sagte Cynthia. »Es sind irgendwie dieses Mal zu wenig Jungs da. Entweder ihr bringt welche mit oder ich muss ein paar Mädchen wieder ausladen. Aishani zum Beispiel, aber

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