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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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drin.
    Einundfünfzig null drei null vier eins Punkt sieben acht n Komma null null null acht vier neun Punkt neun eins o.
    Es war schon fast Mitternacht, als wir uns quer durch das Haus in die Bibliothek geschlichen hatten, das heißt, nur Leslie und ich schlichen, Xemerius war vorausgeflogen.
    Dort suchten wir in den Regalen bestimmt eine Stunde nach neuen Hinweisen. Das einundfünfzigste Buch in der dritten Reihe . . . Einundfünfzigste Reihe, dreißigstes Buch, Seite vier, Zeile sieben, achtes Wort... aber egal, in welcher Ecke wir anfingen zu zählen - nichts machte Sinn. Schließlich zogen wir wahllos Bücher heraus und schüttelten sie, in der Hoffnung, weitere Zettel zu finden. Fehlanzeige. Aber Leslie war trotzdem zuversichtlich. Sie hatte sich den Code auf einen Zettel geschrieben, den sie andauernd aus ihrer Hosentasche nahm und anschaute. »Das bedeutet irgendetwas«, murmelte sie unaufhörlich vor sich hin. »Und ich werde auch herausfinden, was.«
    Danach waren wir endlich ins Bett gegangen. Mein Wecker hatte mich morgens unsanft aus meinem traumlosen Schlaf gerüttelt - und von dem Zeitpunkt an hatte ich fast nur noch an die Soiree gedacht.
    »Da kommt Monsieur George, um dich abzuholen«, riss mich Madame Rossini aus meinen Gedanken. Sie reichte mir ein Täschchen, mein
Retikül,
und ich überlegte, ob ich nicht noch in letzter Sekunde das Gemüsemesser dort hineinschmuggeln sollte. Entgegen Leslies Rat hatte ich nämlich davon Abstand genommen, es mir mit Tape an den Oberschenkel zu kleben. Bei meinem Glück hätte ich mich nur selber verletzt, und wie ich im Ernstfall unter meinem Rock das Tape vom Bein friemeln sollte, war mir ohnehin ein Rätsel. Als Mr George den Raum betrat, drapierte Madame Rossini einen breiten, aufwendig bestickten Schal um meine Schultern und küsste mich auf beide Wangen. »Viel Glück, mein Schwanenhälschen«, sagte sie. »Bringen Sie sie nur heil wieder zurück, Monsieur George.«
    Mr George lächelte ein bisschen gequält. Er kam mir nicht ganz so rundlich und gemütlich vor wie sonst. »Das liegt leider nicht in meiner Hand, Madame. Komm, mein Mädchen, es gibt da ein paar Leute, die dich kennenlernen wollen.«
    Es war bereits früher Nachmittag, als wir eine Etage weiter nach oben in den Drachensaal gingen. Das Anziehen und Frisieren hatte über zwei Stunden gedauert. Mr George war ungewöhnlich schweigsam und ich konzentrierte mich darauf, auf der Treppe nicht auf den Saum des Kleides zu treten. Ich musste an unseren letzten Besuch im 18. Jahrhundert denken und daran, wie schwierig es werden würde, in dieser sperrigen Garderobe Männern mit einem Degen zu entkommen.
    »Mr George, können Sie mir bitte das mit der florentinischen Allianz erklären?«, fragte ich, einer plötzlichen Eingebung folgend.
    Mr George blieb stehen. »Die florentinische Allianz? Wer hat dir denn davon erzählt?«
    »Im Grunde niemand«, sagte ich mit einem Seufzer. »Aber ab und zu bekomme ich schon etwas mit. Ich frage auch nur, weil ich . . . Angst habe. Es waren die Typen der Allianz, die uns im Hyde Park überfallen haben, richtig?«
    Mr George sah mich ernst an. »Vielleicht, ja. Wahrscheinlich sogar. Aber du musst keine Angst haben. Ich glaube nicht, dass ihr heute mit einem Angriff rechnen müsst. Wir haben zusammen mit dem Grafen und Rakcozy alle nur erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.«
    Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Mr George fiel mir ins Wort: »Also gut, weil du sonst keine Ruhe gibst: Tatsächlich müssen wir davon ausgehen, dass es im Jahr 1782 einen Verräter bei den Wächtern gibt, vielleicht derselbe Mann, der auch schon in den Jahren vorher Informationen preisgegeben hat, die zu den Anschlägen auf das Leben des Grafen von Saint Germain in Paris, in Dover, in Amsterdam und in Deutschland geführt haben.« Er rieb sich über seine Glatze. »In den Annalen ist dieser Mann aber nicht namentlich erwähnt. Obwohl es dem Grafen gelungen ist, die florentinische Allianz zu zerschlagen, wurde der Verräter in den Reihen der Wächter niemals entlarvt. Eure Besuche im Jahr 1782 sollen das nun ändern.«
    »Gideon meint, Lucy und Paul hätten etwas damit zu tun.«
    »Tatsächlich gibt es einige Hinweise, die diese Vermutung nahelegen.« Mr George zeigte auf die Tür zum Drachensaal. »Wir haben aber jetzt keine Zeit, noch mehr ins Detail zu gehen. Egal, was auch passiert: Halt dich an Gideon. Solltet ihr getrennt werden, versteck dich irgendwo, wo du sicher auf

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