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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Taufe.«
    Der
Pfarrer?
    »Ihr werdet heute nicht aus dem Keller in die Vergangenheit springen, sondern aus einer Kirche in der North Audley Street«, erklärte mir Mr George. »Damit ihr nicht so viel Zeit damit verliert, zu Lord Bromptons Haus zu gelangen.«
    »Auf diese Weise minimieren wir auch die Gefahr eines Angriffs auf dem Hin- oder Rückweg«, sagte einer der fremden Männer, wofür er einen ärgerlichen Blick von Falk de Villiers einfing.
    »Der Chronograf ist schon vorbereitet«, sagte er. Er zeigte auf eine Truhe mit silbernen Tragegriffen, die auf dem Tisch stand. »Draußen warten zwei Limousinen. Meine Herren ...«
    »Viel Erfolg«, sagte der, den ich für den Innenminister hielt. Giordano seufzte noch einmal schwer.
    Dr. White, einen Medizinkoffer (wofür?) in der Hand, hielt die Tür auf. Mr Marley und Mr Whitman ergriffen jeweils einen Griff der Truhe und trugen sie hinaus, so feierlich, als handle es sich um die Bundeslade.
    Gideon war mit ein paar Schritten an meiner Seite und reichte mir seinen Arm. »Na, kleine Penelope, dann wollen wir dich mal der feinen Londoner Gesellschaft vorstellen«, sagte er. »Bereit?«
    Nein. Ich war kein bisschen bereit. Und Penelope war wirklich ein fürchterlicher Name. Aber mir blieb wohl keine andere Wahl. Ich blickte so gelassen wie möglich zu Gideon auf. »Bereit, wenn du es bist.«
     
    … gelobe ich Ehrenhaftigkeit und Höflichkeit,
    Anständigkeit und Mitleid,
    Widerstand gegen das Unrecht,
    Hilfe für Schwache,
    Treue gegenüber dem Gesetz,
    Bewahren der Geheimnisse,
    Einhalten der Goldenen Regeln,
    von jetzt an bis zu meinem Tode.
     
    (Text aus der Vereidigung der Adepten)
     
    Chroniken der Wächter, Band 1,
    Die Bewahrer des Geheimnisses.
     

10
    Am meisten fürchtete ich mich vor einer neuerlichen Begegnung mit dem Grafen von Saint Germain. Bei unserem letzten Treffen hatte ich seine Stimme in meinem Kopf gehört und seine Hand hatte meine Kehle umfasst und zusammengedrückt, obwohl er mehr als vier Meter von mir entfernt gestanden hatte.
Ich weiß nicht genau, welche Rolle du spielst, Mädchen oder ob du überhaupt wichtig bist. Aber ich dulde nicht, dass man gegen meine Regeln verstößt.
    Es war anzunehmen, dass ich in der Zwischenzeit gegen einige seiner Regeln verstoßen hatte - man musste mir allerdings zugestehen, dass ich mich damit auch nicht auskannte. Das erfüllte mich mit einem gewissen Trotz: Da sich niemand die Mühe gemacht hatte, mir irgendwelche Regeln zu erklären oder gar zu begründen, mussten sie sich auch nicht wundern, wenn ich mich nicht daran hielt.
    Ich fürchtete mich aber auch vor allem anderen - insgeheim war ich nämlich überzeugt davon, dass Giordano und Charlotte recht hatten: Ich blamierte mich sicher ganz fürchterlich in der Rolle der Penelope Gray und jeder würde merken, dass mit mir etwas nicht stimmte. Für einen Moment fiel mir nicht mal mehr der Ort in Derbyshire ein, aus dem sie stammte. Irgendwas mit B. Oder P. Oder D. Oder . . .
    »Hast du die Gästeliste auswendig gelernt?« Mr Whitman neben mir trug auch nicht dazu bei, meine Aufregung zu mindern. Warum zur Hölle sollte ich die Gästeliste auswendig lernen? Mein Kopfschütteln quittierte Mr Whitman mit einem leisen Seufzer.
    »Ich kann sie auch nicht auswendig«, sagte Gideon. Er saß mir in der Limousine gegenüber. »Es verdirbt einem doch den ganzen Spaß, wenn man immer schon vorher weiß, wem man begegnen wird.«
    Ich hätte gern gewusst, ob er auch so aufgeregt war. Ob seine Hände schwitzten und sein Herz so schnell klopfte wie meins. Oder war er so oft ins 18. Jahrhundert gereist, dass das schon nichts Besonderes mehr für ihn war?
    »Du beißt dir noch die Lippe blutig«, sagte er.
    »Ich bin ein bisschen . . . nervös.«
    »Das merkt man. Würde es helfen, wenn ich deine Hand hielte?«
    Ich schüttelte vehement den Kopf.
    Nein, das würde alles nur noch schlimmer machen, du Idiot! Abgesehen davon, dass ich, was dein Verhalten mir gegenüber betrifft, inzwischen sowieso völlig auf dem Schlauch stehe! Nicht zu reden von unserer Beziehung im Allgemeinen! Außerdem guckt Mr Whitman jetzt schon wie ein besserwisserisches Eichhörnchen!
    Fast hätte ich aufgestöhnt. Ob es mir besser gehen würde, wenn ich ihm ein paar von meinen Ausrufezeichengedanken laut an den Kopf werfen würde? Ich überlegte einen Moment, ließ es dann aber bleiben.
    Endlich waren wir da. Als Gideon mir vor der Kirche aus dem Wagen half (in einem solchen Kleid benötigte

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