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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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den Rücksprung warten kannst.«
    Ich nickte. Aus irgendeinem Grund bekam ich einen ganz trockenen Mund.
    Mr George öffnete die Tür und ließ mir den Vortritt. Mit meinem weiten Rock kam ich gerade so an ihm vorbei. Der Raum war voller Menschen, die mich anstarrten, und prompt schoss mir vor Verlegenheit das Blut ins Gesicht. Außer Dr. White, Falk de Villiers, Mr Whitman, Mr Marley, Gideon und dem unsäglichen Giordano standen fünf weitere Männer mit dunklen Anzügen und ernsten Gesichtern unter dem riesigen Drachen. Ich wünschte, Xemerius wäre hier gewesen, um mir zu sagen, wer von ihnen der Innenminister und wer der Nobelpreisträger war, aber Xemerius hatte einen anderen Auftrag erhalten. (Nicht von mir - von Leslie. Aber dazu später.)
    »Meine Herren? Darf ich Ihnen Gwendolyn Shepherd vorstellen?« Das war wohl eher eine rhetorische Frage, von Falk de Villiers in feierlichem Ton vorgetragen. »Sie ist unser Rubin. Die letzte Zeitreisende im Kreis der Zwölf.«
    »Heute Abend unterwegs als Penelope Gray, Mündel des vierten Viscount of Batten«, ergänzte Mr George und Giordano murmelte: »Die wahrscheinlich ab dem heutigen Abend als
die Dame ohne Fächer
in die Geschichte eingehen wird.«
    Ich warf einen schnellen Blick zu Gideon hinüber, dessen weinroter, bestickter Gehrock tatsächlich wunderbar zu meinem Kleid passte. Zu meiner großen Erleichterung trug er keine Perücke, sonst wäre ich vermutlich vor lauter Anspannung in hysterisches Gelächter ausgebrochen. Aber an seinem Anblick war gar nichts Lächerliches. Er sah einfach perfekt aus. Seine braunen Haare waren im Nacken zu einem Zopf gebunden, eine Locke fiel wie aus Versehen in seine Stirn und kaschierte geschickt die Wunde. Wie so oft konnte ich den Ausdruck in seinem Gesicht nicht wirklich deuten.
    Nacheinander musste ich den unbekannten Herren die Hand schütteln, jeder nannte mir seinen Namen (ging zum einen Ohr herein und zum anderen wieder hinaus, Charlotte hatte ja so recht, was meine Gehirnkapazität anging) und ich murmelte jeweils etwas wie »Freut mich sehr« oder »Guten Abend, Sir«. Alles in allem handelte es sich um recht ernste Zeitgenossen. Nur ein einziger von ihnen lächelte, die anderen guckten, als stünde ihnen eine Beinamputation unmittelbar bevor. Der, der lächelte, war bestimmt der Innenminister, Politiker waren einfach freigiebiger mit ihrem Lächeln, das brachte der Beruf so mit sich.
    Giordano musterte mich von Kopf bis Fuß und ich wartete auf einen Kommentar, aber stattdessen seufzte er nur übertrieben laut. Falk de Villiers lächelte auch nicht, aber wenigstens sagte er: »Das Kleid steht dir wirklich ganz hervorragend, Gwendolyn. Die echte Penelope Gray wäre sicher glücklich, wenn sie so gut ausgesehen hätte. Madame Rossini hat großartige Arbeit geleistet.«
    »Das stimmt! Ich habe ein Porträt von der echten Penelope Gray gesehen. Kein Wunder, dass sie ihr Lebtag unverheiratet im hintersten Winkel von Derbyshire verbrachte«, entfuhr es Mr Marley. Gleich darauf wurde er feuerrot und starrte peinlich berührt auf den Boden.
    Mr Whitman zitierte Shakespeare - jedenfalls nahm ich stark an, dass es Shakespeare war, Mr Whitman war geradezu besessen von Shakespeare.
»Nun denn, wofür sind Reize wohl zu achten, die einen Himmel mir zur Hölle machten? -
Oh, das ist doch kein Grund zu erröten, Gwendolyn.«
    Ich sah ihn ärgerlich an. Blödes Eichhörnchen! Wenn, dann war ich vorher schon rot gewesen, sicher nicht seinetwegen. Abgesehen davon hatte ich das Zitat gar nicht verstanden -es konnte genauso gut ein Kompliment wie eine Beleidigung sein.
    Unerwarteterweise erhielt ich Unterstützung von Gideon.
»Der Eingebildete überschätzt sich im Verhältnis zu seinem eigenen Wert«,
sagte er freundlich zu Mr Whitman. »Aristoteles.«
    Mr Whitmans Lächeln wurde ein wenig schmallippiger.
    »Mr Whitman wollte eigentlich nur ausdrücken, wie toll du aussiehst«, sagte Gideon zu mir und prompt schoss mir wieder das Blut wieder in die Wangen.
    Gideon tat so, als würde er das nicht bemerken. Aber als ich ein paar Sekunden später wieder zu ihm hinüberblickte, lächelte er zufrieden vor sich hin. Mr Whitman dagegen schien sich ein weiteres Shakespeare-Zitat nur schwer verkneifen zu können.
    Dr. White, hinter dessen Anzugbeinen sich Robert versteckt hatte und mich mit großen Augen anschaute, blickte auf seine Uhr. »Wir sollten jetzt allmählich aufbrechen. Der Pfarrer hat um sechzehn Uhr eine

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