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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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ordentlich um sich herumlegte und seinen Bericht begann.
    Charlotte und Raphael waren zuerst Eis essen gewesen, dann ins Kino gegangen und schließlich hatten sie sich bei einem Italiener mit Gideon getroffen. Leslie und ich hatten alles ganz ganz genau wissen wollen, vom Titel des Films über den Belag der Pizzas bis zum allerletzten gesprochenen Wort. Laut Xemerius hatten Charlotte und Raphael tatsächlich immer hartnäckig aneinander vorbeigeredet. Während Raphael gern über die Unterschiede zwischen englischen und französischen Mädchen und ihr Sexualverhalten diskutiert hätte, sei Charlotte immer wieder auf die Literaturnobelpreisträger der letzten zehn Jahre zurückgekommen, was dazu geführt habe, dass Raphael sich zusehends gelangweilt und vor allem auffällig damit beschäftigt habe, anderen Mädchen hinterherzublicken. Und im Kino habe Raphael (zu Xemerius' großer Verwunderung) keinerlei Anstalten gemacht, Charlotte irgendwie zu begrapschen, im Gegenteil, nach ungefähr zehn Minuten sei er tief und fest eingeschlafen. Leslie meinte, das sei das Sympathischste, das sie seit Langem gehört habe, und ich war ganz ihrer Ansicht. Dann wollten wir natürlich unbedingt wissen, ob Gideon, Charlotte und Raphael beim Italiener auch über mich gesprochen hätten, und Xemerius hatte uns (etwas widerwillig) folgenden empörenden Dialog wiedergegeben (den ich für Leslie sozusagen simultan übersetzte):
    Charlotte: Giordano ist sehr besorgt, dass Gwendolyn morgen alles falsch machen wird, was sie falsch machen kann.
    Gideon: Kannst du mir bitte mal das Olivenöl reichen?
    Charlotte: Politik und Geschichte sind für Gwendolyn einfach Geheimnisse mit sieben Siegeln und Namen kann sie sich auch nicht merken - das geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Sie kann nichts dafür, ihr Gehirn hat einfach nicht genügend Aufnahmekapazität. Es ist zugestopft mit den Namen von Boygroupmitgliedern und elend langen Besetzungslisten von kitschigen Liebesfilmen.
    Raphael: Gwendolyn ist deine Zeitreise-Cousine, oder? Ich habe sie gestern in der Schule gesehen. Es ist doch die mit den langen dunklen Haaren und den blauen Augen, oder?
    Charlotte: Ja und mit diesem Muttermal an der Schläfe, das aussieht wie eine Banane.
    Gideon: Wie ein kleiner Halbmond.
    Raphael: Wie heißt noch mal die Freundin? Die Blonde mit den Sommersprossen? Lilly?
    Charlotte: Leslie Hay. Etwas mehr Gehirnkapazität als Gwendolyn, dafür ist sie ein gutes Beispiel dafür, dass Halter ihren Hunden ähnlich sehen. Ihrer ist ein zotteliger Golden-Retriever-Mischling. Er heißt Bertie.
    Raphael: Ach wie süß!
    Charlotte: Du magst Hunde?
    Raphael: Vor allem Golden-Retriever-Mischlinge mit Sommersprossen.
    Charlotte: Verstehe! Na, du kannst ja mal dein Glück versuchen. Besonders schwer wirst du es nicht haben. Leslie hat einen noch größeren Verschleiß an Jungs als Gwendolyn.
    Gideon: Tatsächlich? Wie viele . . . äh . . . Freunde hatte Gwendolyn denn schon?
    Charlotte: Ach Gott. Puh. Das ist mir jetzt irgendwie peinlich. Ich will nichts Schlechtes über sie sagen, es ist nur so, dass sie da ziemlich wahllos ist, vor allem, wenn sie was getrunken hat. In unserer Klasse hat sie so ungefähr alle einmal durch und bei den Jungs aus den Klassen über uns ... Tja, ich habe irgendwann den Überblick verloren. Den Spitznamen, den sie ihr gegeben haben, will ich lieber auch nicht wiederholen.
    Raphael: Schulmatratze?
    Gideon: Kannst du mir bitte mal das Salz reichen?
    Als Xemerius an dieser Stelle seiner Erzählung angelangt war, hatte ich sofort aufspringen, zu Charlotte hinunterlaufen und sie erwürgen wollen, aber Leslie hatte mich festgehalten und gemeint, Rache solle man immer kalt genießen. Mein Argument, meine Motivation sei nicht Rache, sondern pure Mordlust, hatte sie nicht gelten lassen. Außerdem hatte sie gesagt, wenn Gideon und Raphael nur ein Viertel so klug wie gut aussehend seien, würden sie Charlotte ohnehin kein Wort glauben.
    »Ich finde, Leslie sieht wirklich ein bisschen aus wie ein Golden Retriever«, hatte Xemerius gesagt und unter meinem vorwurfsvollen Blick schnell hinzugefugt: »Ich mag Hunde, das weißt du doch! Es sind so kluge Tiere.«
    Ja, Leslie war wirklich klug. Sie hatte nämlich unterdessen dem Grünen-Reiter-Buch sein Geheimnis entlockt. Allerdings war das mühsam abgezählte Ergebnis ein bisschen enttäuschend. Es war lediglich ein weiterer Zahlencode mit zwei Buchstaben und dazu noch komischen Strichen

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