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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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ich dann ins Englische. Man konnte ja nie wissen, was man in einer fremden Sprache so mir nichts, dir nichts sagte, noch dazu, wenn man mit ihr auf Kriegsfuß stand.
    »Meine Männer und ich werden Euch zu Lord Bromptons Haus geleiten«, sagte Rakoczy.
    Gruseligerweise war von diesen Männern nichts zu sehen, aber ich hörte sie in der Dunkelheit atmen und sich bewegen, als wir hinter Rakoczy her durch das Kirchenschiff hinüber zur Tür gingen. Auch draußen auf der Straße konnte ich niemanden entdecken, obwohl ich mich mehrmals umschaute. Es war kühl und es fiel leichter Sprühregen, und wenn es schon Straßenlaternen gab, dann waren sie in dieser Straße heute Abend alle kaputt. Es war so dunkel, dass ich nicht mal Gideons Gesicht neben mir richtig erkennen konnte, und überall schienen die Schatten lebendig zu werden, zu atmen und leise zu klirren. Ich klammerte meine Hand fest um Gideons. Wehe, er ließ mich jetzt los!
    »Das sind alles meine Leute«, raunte Rakoczy. »Gute, kampferprobte Männer aus den Kuruzzen. Wir werden Euch auch auf dem Rückweg sicher geleiten.«
    Wie beruhigend.
    Es war nicht weit zu Lord Bromptons Haus, und je näher wir kamen, desto weniger düster wurde es. Das Herrenhaus in der Wigmore Street schließlich war hell erleuchtet und sah richtig anheimelnd aus. Rakoczys Männer blieben im Schatten zurück, er allein geleitete uns bis ins Haus, wo in der großen Eingangshalle, von der eine pompöse Treppe mit geschwungenem Geländer in den ersten Stock führte, Lord Brompton höchstpersönlich auf uns wartete. Er war noch genauso dick, wie ich ihn in Erinnerung hatte, und im Licht der vielen Kerzen glänzte sein Gesicht fettig.
    Die Halle war bis auf den Lord und vier Lakaien leer. Die Diener warteten, ordentlich neben einer Tür aufgereiht, auf weitere Anweisungen. Von der angekündigten Gesellschaft war nichts zu sehen, doch Stimmengewirr und einige Takte einer geklimperten Melodie drangen gedämpft an mein Ohr.
    Während Rakoczy sich mit einer Verbeugung zurückzog, wurde mir klar, warum Lord Brompton uns gleich hier persönlich in Empfang nahm, bevor uns jemand zu Gesicht bekommen konnte. Er versicherte, wie überaus erfreut er sei und wie sehr er unser erstes Treffen genossen habe, aber dass es - »ähem, ähem« - klüger sei, ebendieses Treffen seiner Frau gegenüber nicht zu erwähnen.
    »Nur um Missverständnissen vorzubeugen«, sagte er. Dabei zwinkerte er ununterbrochen, als hätte er etwas ins Auge bekommen, und küsste mindestens dreimal meine Hand. »Der Graf hat mir versichert, dass Ihr aus einer der besten Familien Englands stammt, ich hoffe, Ihr verzeiht mir meine Unverschämtheiten bei unserem amüsanten Gespräch über das 21. Jahrhundert und meine
absurde
Idee, Ihr könntet Schauspieler sein.« Wieder zwinkerte er übertrieben.
    »Das ist sicher auch unsere Schuld«, sagte Gideon glatt. »Der Graf hat ja alles versucht, um Euch auf diese falsche Fährte zu setzen. Wo wir gerade unter uns sind: Er ist ein wunderlicher alter Herr, nicht wahr? Meine Ziehschwester und ich sind schon an seine Scherze gewöhnt, aber wenn man ihn nicht so gut kennt, ist der Umgang mit ihm oft ein wenig befremdlich.« Er nahm mir den Schal ab und reichte ihn einem der Lakaien. »Nun - wie dem auch sei. Wir hörten, dass Euer Salon über ein ausgezeichnetes Pianoforte und eine wunderbare Akustik verfügt. Wir haben uns jedenfalls sehr über Lady Bromptons Einladung gefreut.«
    Lord Brompton verlor sich ein paar Sekunden lang im Anblick meines Dekolletes, dann sagte er: »Und sie wird ebenfalls entzückt sein, Eure Bekanntschaft zu machen. Kommt, die anderen Gäste sind alle schon da.« Er reichte mir seinen Arm. »Miss Gray?«
    »Mylord.« Ich warf Gideon einen Blick zu und er lächelte ermutigend, während er uns in den Salon folgte, den man durch eine geschwungene Flügeltür direkt von der Eingangshalle erreichte.
    Unter Salon hatte ich mir so etwas wie ein Wohnzimmer vorgestellt, aber der Raum, den wir jetzt betraten, konnte es fast mit unserem Ballsaal zu Hause aufnehmen. In einem großen Kamin an einer der Längsseiten loderte ein Feuer und vor den Fenstern mit den schweren Vorhängen stand ein Spinett. Mein Blick glitt über zierliche Tischchen mit ausladenden Beinen, Sofas mit bunten Mustern und Stühlen mit goldenen Armlehnen. Das Ganze wurde durch Hunderte von Kerzen angestrahlt, die überall hingen und standen und dem Raum ein so wunderbar magisches Glitzern verliehen, dass ich für

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