Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
misstraut.
„Ja, er ist der Dorfälteste und meinte, es wäre von äußerster Wichtigkeit, dass ich Niamh zu ihm bringe. Allein.“
Nun klingt auch Cedrics Stimme kühl und schneidend.
Verzweifelt und ratlos blicke ich zwischen den beiden hin und her.
„Edan, wir werden mit ihm gehen“, entscheide ich schließlich und freue mich innerlich, als Edan entsetzt nach Luft schnappt.
„Du kennst ihn nicht!“
Anstatt ihm zu antworten werfe ich ihm lediglich einen Blick zu, der sagt: „Dich kannte ich auch nicht und doch bin ich mit dir durch das halbe Land gereist.“
Zu meiner Zufriedenheit scheint er ihn völlig richtig zu deuten, denn er brummt missmutig und setzt sich in Bewegung.
„Dann kommt endlich. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
Ich lege meine linke Hand auf den Ring, den ich noch immer am rechten Ringfinger trage und bete zur Göttin dass die beiden sich nicht gegenseitig umbringen.
Das Mondlicht malt die Berge silbern. Entspannt sitze ich am Rand des Kraters in dem der See wellenlos glitzert. Der runde Mond und die hellen Sterne spiegeln sich in ihm wieder, sodass die Szenerie noch heller erstrahlt. Am Ufer kann ich Edan erkennen wie er sich gerade seiner Klamotten entledigt um in dem eisigen Wasser zu baden. Allein der Anblick bereitet mir Gänsehaut. Wir sind den ganzen Tag bergauf gelaufen, denn Edan weigert sich, das Lith zu rufen, solange Cedric anwesend ist. Ich würde ihn wegen seines Starrsinns am liebsten schütteln.
„Darf ich dich etwas fragen, Niamh?“
Seine angenehme Stimme sorgt dafür, dass ich mich von Edans Anblick losreiße und gespannt in Cedrics goldene Augen blicke, in denen sich die Nacht widerspiegelt.
„Ja?“
„Wie steht ihr eigentlich zueinander? Du und Edan?“
Ich blinzle verwirrt und streiche mir mit einer Hand durch mein moosgrünes Haar.
„Also, naja...“
„Verzeih, ich wollte nicht ungebührlich erscheinen.“
Er lässt sich in einigem Abstand neben mir nieder und blickt ebenfalls in den Krater, wenn auch nicht zu Edan.
„Schon in Ordnung“, beruhige ich ihn und wende ihm wieder mein Gesicht zu.
„Weißt du, ich habe den Auftrag, dich unbedingt allein ins Dorf zu bringen. Und irgendetwas an ihm wirkt... falsch.“
Zornentbrannt springe ich auf.
„Du kennst ihn doch gar nicht! Wie kannst du nur so etwas behaupten?“
Blitzartig schießt seine Hand nach vorne und umschließt mein Handgelenk.
„Bitte setz dich wieder.“
Widerstrebend leiste ich der Aufforderung folge. Immerhin weiß Cedric nicht, dass Edan ein Halbdämon ist. Irgendetwas muss ihn allerdings verraten haben.
„Wie kommst du darauf, dass etwas nicht stimmen könnte?“, frage ich betont gleichgültig. Mein Herz flattert wie die Flügel eines gefangenen Kolibris.
„Ich habe das Gefühl, als würde ich ihn kennen. Er scheint aus meinem Dorf zu stammen, doch dort habe ich ihn noch nie gesehen. Das ist ungewöhnlich, denn wir sind eine recht kleine Gemeinde.“
Nachdenklich kaut er auf seiner vollen Unterlippe herum und ich stelle mir vor, wie es wäre, ihn zu küssen.
Entsetzt über meine eigenen Gedanken konzentriere ich mich wieder auf Edan.
„Er hat sein Heimatdorf vor langer Zeit verlassen“, sage ich nur.
„Aha.“
Eine Weile sitzen wir so da und lauschen den Geräuschen des Gebirges. Wind, der durch die Schluchten pfeift, klare Quellen die hervorsprudeln und Eulen, die auf der Jagd nach Beute sind.
Als ich heimlich zu Cedric schiele merke ich, dass er mich schon die ganze Zeit über anstarrt. Nervös greife ich in meine Haare und fange an, mit einer Strähne zu spielen. Meine Füße lasse ich baumeln bis sich ein kleiner Stein aus der Felswand löst und unnatürlich laut in die Tiefe donnert.
Cedrics eindringlicher Blick macht mich nervös. Er scheint wirklich gespürt zu haben, dass mit Edan etwas nicht stimmt.
„Es wäre besser, wenn wir ihn nicht mit ins Dorf nehmen.“
Da ist er. Der Satz, auf den dieses Gespräch unweigerlich hinauflaufen musste.
Da ich nicht weiß, was ich darauf entgegnen soll, nicke ich.
„Gut.“
Er erhebt sich, hält allerdings kurz inne und streift mit seiner Hand über mein Haar. Nur eine kurze Berührung, mehr nicht.
„Pass auf dich auf.“
„Was wollte er von dir?“
Verblüfft wende ich mich Edan zu.
„Wie bist du so schnell hier hoch gekommen?“
„Ich sah ihn bei dir sitzen und bekam Angst, dass er dich die Klippe hinunterstoßen könnte.“
Skeptisch runzle ich die Stirn.
„Edan du
Weitere Kostenlose Bücher