Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
Worten.
„... es hatte zwei Köpfe und spie Feuer wie die Berge im Norden!“
Enttäuscht ist Cedric versucht, sich abzuwenden, denn eigentlich hatte er gehofft, dass es Neuigkeiten von jenem Mischlingsblut gibt, auf das er wartet. Nichts.
„Auf seinem Rücken befanden sich zwei Ilyea, größer als dieses Haus da.“
Sie deutet auf ein noch halbwegs intaktes Bauwerk und Cedric wird hellhörig. Ihm ist klar, dass die alte Frau maßlos übertreibt, aber in jeder Geschichte steckt bekanntermaßen ein Fünkchen Wahrheit.
„Wo hast du sie gesehen?“, schreit ein zahnloser Mann und Cedric ist ihm dankbar, dass er ihm die Frage abnimmt.
„Am nördlichen Stadttor.“
„Aber das heißt ja...“
„Der tote Wald...“
„Woher sollen sie sonst kommen...?“
Das aufgeregte Gemurmel lässt er schnell hinter sich und betritt wieder die Gaststätte. Er hat keine Zeit zu verlieren. In Windeseile packt er seine Sachen zusammen, begleicht die Rechnung beim Wirt und eilt zum Stadttor.
Dort begegnen ihm nur zwei Wanderer, die ihre Umhänge wie er tief ins Gesicht gezogen haben. Kein Monster in Sicht.
Eine der Gestalten ist klein und offensichtlich nervös.
„Entschuldigt.“
Überrascht bleiben die Reisenden stehen.
„Kann ich behilflich sein?“
„Nein danke.“
Verblüfft zieht Cedric eine der wohlgeschwungenen Augenbrauen hoch, als er den Dialekt seines Heimatdorfes wieder erkennt.
Eigentlich sollte er derjenige sein, der das Mischlingsblut ins Dorf begleitet. Dass ihm bereits ein anderer Berg-Ilyea zuvorgekommen ist, verwirrt ihn und macht ihn gleichermaßen neugierig.
Mutig geht er auf den Größeren der beiden zu und flüstert:
„Ich kann euch ins Bergdorf bringen. Ich habe Verpflegung genug. Folgt mir.“
Dann schreitet er ohne sich umzusehen durch das zerfallene Tor. Die beiden Neuankömmlinge folgen ihm.
„Können wir ihm vertrauen?“
Ich beäuge die Gestalt unter dem schwarzen Umhang misstrauisch, der wir schon seit einiger Zeit folgen.
„Ich denke, er gehört den Berg-Ilyea an. Also ja.“
„Wie kommst du darauf?“
„Sein Dialekt.“
Aufmerksam warte ich auf eine weitere Erklärung, aber Edan schweigt.
„Muss ich dir jede Erklärung aus der Nase ziehen?“, fluche ich so leise wie möglich, damit der Fremde mich nicht hört.
„Achte darauf, wie er das ‚ch’ ausspricht. Das ist für Berg-Ilyea sehr charakteristisch.“
„Und woher willst du das wissen?“, frage ich genervt nach.
„Niamh, ich bin zur Hälfte einer. Schon vergessen?“
Jetzt klingt er wütend und ich ziehe den Kopf zwischen die Schultern. Zum einen aus Angst, zum anderen weil ich beleidigt bin und mich unsagbar dumm fühle.
Den restlichen Weg schweige ich, bis der Berg-Ilyea schließlich stehen bleibt und sich zu uns umdreht.
„Genug mit der Geheimniskrämerei.“
Mit einer fließenden Bewegung hat er sich die Kapuze vom Kopf gezogen. Das erste, was mir auffällt, ist die verblüffende Ähnlichkeit mit Edan. Goldene Haare, bernsteinfarbene Augen und ein perfekt geschnittenes Gesicht. Allerdings ist er ein wenig größer als Edan und hat ein breiteres Kreuz. In seinen Augen funkelt kein Geheimnis, sondern sie wirken ehrlich und vertrauensvoll.
„Ich bin Cedric.“
Ein Schritt genügt, um die Distanz zwischen uns zu überwinden. Höflich hält er mir seine Hand entgegen und ich ergreife sie zögerlich. Sie ist warm und stark.
„Niamh“, hauche ich atemlos und verwirrt.
„Die Strahlende“, erwidert Cedric und ein zauberhaftes Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Ich grinse zurück und schlage meine Kapuze zurück, damit er es sehen kann.
„Und wie ich sehe, passt der Name zu dir.“
Meine Wangen röten sich leicht und ich merke, wie in seine Augen ein schelmisches Funkeln tritt.
„Edan.“
Energisch stellt er sich zwischen uns und ergreift Cedrics Hand.
„Schön, deine Bekanntschaft zu machen.“
Seine Stimme ist kälter als Eis. Nervös trete ich von einem Bein auf das andere.
„Möchtest du nicht deinen Mantel abnehmen, das ist unhöf...“
„Nein, ich fühle mich so wohler“, schneidet Edan mir das Wort ab. In diesem Moment wünsche ich mir, dass meine Blicke töten könnten.
„Wie ich sehe, bist du eine Halbilyea.“
Die Sanftheit, mit der er das letzte Wort ausspricht, lässt mich erschaudern.
„Ja.“
„Dann bist du die, auf die ich gewartet habe. Mein Vater erwartet dich bereits.“
„Dein Vater?“, fragt Edan nach und macht kein Geheimnis daraus, dass er Cedric
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