Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
könnt.“
Er wirft Edan einen vernichtenden Blick zu und dieser lässt sichtlich die Schultern hängen.
Zielsicher gehe ich auf ihn zu und lege meine Hand an sein Kinn, damit er mir in die Augen sieht.
„Wir wissen beide, dass es besser wäre, wenn du hier bleibst. Allein wegen deiner Vergangenheit. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt.“
Nachdem er einige Augenblicke darüber nachgedacht hat, scheint er zu dem gleichen Entschluss zu kommen und nickt.
„Sehr schön. Dann lasst uns jetzt Essen.“
Demonstrativ setze ich mich auf den staubigen Boden.
„Cedric, du hast die Verpflegung.“
„Äh... Ja.“
Noch immer perplex darüber, dass ich so plötzlich die Führung übernommen habe, braucht er quälend lange, bis er mir endlich Wasser und Brot gereicht hat. Gierig schlinge ich die karge Mahlzeit herunter und lehne mich dann zurück, um auf die anderen zu warten.
„Wir werden alleine ins Dorf gehen. Edan wartet hier. Sollten wir länger weg sein, so möchte ich, dass er gut versorgt ist. Wärst du so freundlich, ihm in diesem Stein eine Höhle zu hinterlassen, in der er vor dem eisigen Wind geschützt ist?“
Ich bitte absichtlich Cedric um diesen Gefallen, damit er von dem Gedanken abkommt, dass Edan ein Berg-Ilyea ist.
Nachdem dies erledigt ist und wir Edan mit unseren restlichen Vorräten sowie genug Feuerholz ausgestattet haben, verspreche ich ihm, dass ich täglich nach ihm sehen werde. Ich spüre sein Unbehagen darüber, mich mit einem Fremden alleine zu lassen und genieße die Vorstellung, dass er sich um mich sorgt, bis die bittere Realität wieder zuschlägt: Er möchte nur nicht, dass ich ihm davonlaufe.
Mit einem zarten Kuss auf die Wange verabschiede ich mich und folge Cedric in sein Heimatdorf.
Unbändige Neugier überfällt mich und ich dränge ihn dazu, schneller zu laufen. Ich möchte endlich die sagenumwobenen Höhlen der Berg-Ilyea sehen.
Als er schließlich seine Hand gegen eine unscheinbare Wand drückt, wippe ich ungeduldig hin und her. Der massive Fels bewegt sich und gibt einen dunklen Eingang frei. Er tritt zur Seite und winkt mich zu sich heran.
Auf einmal bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich dem Fremden trauen kann. Mit zögerlichen Schritten komme ich näher und spähe in die Dunkelheit.
„Ist das nicht ein bisschen...düster?“
„Warte einen Moment“, flüstert er mir verschwörerisch ins Ohr. Noch ehe das letzte Wort seine Lippen verlassen hat, schimmert die Finsternis plötzlich in tausenden Farben. Fackeln sind an den Wänden angebracht und ihr Licht bricht sich in dem Regenbogengestein an den Wänden.
„Tritt schnell ein.“
Gemeinsam betreten wir den Gang und Cedric schließt die Öffnung hinter uns, sodass wir jetzt allein mit den farbigen Lichtern sind, die über unsere Gesichter tanzen.
Cedric weißt mich mit einem kleinen Lächeln darauf hin, dass ich meinen Mund besser schließen sollte, denn in diesen Höhlengängen gäbe es viele Fliegen.
Pikiert drehe ich mich von ihm weg und streife mit meiner Hand über das Gestein. Es fühlt sich angenehm kühl und glatt an. Farbige Streifen ziehen sich durch den silbrig glänzenden Felsen und verlaufen unregelmäßig ineinander.
„Komm.“
Er fasst meine Hand und zieht mich den Gang entlang. Je länger wir laufen, desto weiter entfernen sich die Wände von uns. Der Gang wird höher und breiter, bis er schließlich in einer gigantischen Höhle mündet, in dessen Mitte eine lodernde Flamme brennt. Sie ist doppelt so hoch wie ich und ihr Licht reicht bis zur weit entfernten Decke in welche glitzernde Edelsteine eingelassen sind. Smaragde, Saphire und Rubine glitzern um die Wette. Um das Feuer sind riesige Bernsteine aufgestellt, in deren Innern ich zu meinem Entsetzen die Körper von Ilyea ausmache. Unbehaglich spreche ich Cedric darauf an.
„Unsere großen Herrscher und mächtigen Krieger werden so beerdigt und ausgestellt. Du findest sie überall im Reich. Hier stehen die Kämpfer, die unser Land erfolgreich gegen die Dämonen verteidigt haben.“
Ehrfürchtig nähere ich mich den Gräbern und betrachte die erstarrten Figuren. Sie alle tragen eine eiserne vergoldete Rüstung, auf ihren Schildern ist der heilige Armreif abgebildet. Ich hebe meine Hand, um den Bernstein zu berühren, doch Cedric hält mein Armgelenk fest.
„Tu das nicht.“
Mit einem Nicken trete ich zurück und merke erst jetzt, dass in dem Raum noch andere Berg-Ilyea sind. Sie sind unterschiedlich alt und groß, tragen
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