Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
Lage bin, das Diadem ohne ihre Erlaubnis zu berühren. Diese Bedrohung scheint ihr gar nicht zu gefallen und sie fletscht wütend die Zähne, um mir zu zeigen, dass sie notfalls Gewalt anwenden wird, um ihr Heiligtum zu beschützen. Ich habe nur ein erschöpftes Lächeln für sie übrig.
„Beruhige dich, Enya.“
Sanft legt der Dorfälteste ihr seine Hand auf die Schulter, doch sie schüttelt sie ab.
„Ich hätte nicht hierher kommen dürfen!“
Mit wehendem Haar verlässt sie den Saal und lässt uns alleine. Betretendes Schweigen macht sich breit bis ein Diener uns eine kleine Zwischenmahlzeit serviert.
Fluchend und Haare raufend stürmt Enya die leeren Gänge entlang. Alea brachte sie noch vor dem Treffen nach draußen, da sie sich in den engen Gängen zunehmend unwohler fühlte und Enya das durchaus nachvollziehen konnte.
Die Meer-Ilyea war versucht, sich auf den Rücken des Pegasus zu schwingen und für immer hier zu verschwinden. Doch irgendetwas hielt sie davon ab.
Nicht nur ihr Pflichtgefühl ihrem Vater gegenüber, dem sie versprochen hatte, ihr bestes zu geben, sondern auch Neugier. Die Wald-Ilyea mit den saphirblauen Augen musste Wurzeln in Enyas Dorf haben und sie wüsste zu gerne, woher sie stammt. Einer der Meer-Ilyea muss abtrünnig geworden sein und das Gesetz gebrochen haben, anders kann diese Wesen nicht entstanden sein. Enya vergisst ihre guten Manieren und spuckt angewidert auf den Boden.
Kurz darauf begegnet sie einem Berg-Ilyea, der sie abschätzig anschaut. Sie strafft ihre Schultern und geht mit hocherhobenem Kopf an ihm vorbei.
Dieses Halbblut macht ihr schwer zu schaffen. Sie trägt den Ring bei sich und sammelt ohne erkennbaren Grund die anderen Schmuckstücke ein. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr und Enya möchte unbedingt herausfinden, was das ist.
Noch während ich eine saftige Beere zu meinem Mund führe überfällt mich plötzlich ein merkwürdiges Übelkeitsgefühl. Ohne zu überlegen greife ich mir einen der steinernen Töpfe und übergebe mich.
Sofort ist Cedric neben mir und streicht mir meine Haare aus dem Gesicht.
„Alles in Ordnung?“
Ich winke schwach ab und entleere meinen Magen komplett. Erst als sich nicht mehr alles dreht lehne ich mich zurück und atme tief durch. Sofort hält mir Cedric einen Becher voller Wasser unter die Nase und ich trinke gierig.
„Geht es wieder?“
Ich nicke und ringe mir ein schwaches Lächeln ab.
„Vermutlich zu viel gegessen. Nach Tagen der Wanderung und unregelmäßiger Nahrungszufuhr fühlt sich mein Magen wohl überfordert.“
Die Zwei scheinen nicht komplett überzeugt, fragen aber nicht weiter nach, wofür ich ihnen dankbar bin. Ich habe keine Ahnung, woher die plötzliche Übelkeit kommt und erhebe mich zitternd, um mich wieder ins Bett zu legen. Auf einmal bin ich unsagbar müde.
Cedric bietet mir schneller seinen Arm an, als mir lieb ist, und trotzdem greife ich dankbar zu und lasse mich in mein Zimmer führen. Noch auf dem Weg dorthin breche ich ohnmächtig zusammen.
Teil 3
In den nächsten Tagen ist mir so schlecht, dass es mir unmöglich ist, mein Bett zu verlassen. Cedric besucht mich jeden Tag, um mich mit Nahrung und Trinken zu versorgen. Auch Edan muss er für mich besuchen und ihm sagen, dass ich das Bett nicht verlassen kann.
Zu meiner Enttäuschung kehrt Cedric ohne Nachricht von dem Halbdämon zurück.
„Ist Enya eigentlich noch hier?“, frage ich eines Tages, als ich mich halbwegs dazu im Stande fühle den Mund zu öffnen, ohne mein eben eingenommenes Essen wieder zu verlieren.
Cedric nickt und reicht mir meinen Wasserbecher. Beruhigt nehme ich einen Schluck und gebe ihn wieder zurück.
„Sie will nicht gehen, ehe mein Vater zustimmt, das Diadem in Sicherheit zu bringen. Er ist der festen Überzeugung, dass es bei dir am besten aufgehoben wäre.“
Mir entfährt ein ironisches Lachen.
„Aber sein eigenes Schmuckstück möchte er mir nicht anvertrauen.“
„Es ist nicht allein seine Entscheidung“, verteidigt Cedric seinen Vater und kräuselt wütend die Oberlippe.
Ich vergrabe mich tiefer in den Laken und schließe die Augen.
„Wieso muss ich gerade jetzt krank werden?“
Jeder meiner Aufsteh-Versuche ist zum Scheitern verurteilt. Schwindelgefühle gefolgt von Übelkeit. Jeden Tag versuche ich es und erhalte immer das gleiche Ergebnis. Schon seit ganzen drei Tagen hüte ich das Bett.
Zu meinem regelmäßig wiederkehrenden Brechreiz haben sich seit gestern
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