Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
auch starke Unterleibschmerzen hinzugesellt. Allein den Oberkörper ein wenig nach vorne zu beugen ist unmöglich, wenn ich nicht vor Schmerz Tränen in den Augen haben möchte.
„Heute wird unsere Heilerin nach dir sehen.“
Die Worte beruhigen mich ein wenig und ich nicke dankbar.
Als schließlich eine freundliche Frau mit einem runden Gesicht und etwas zu viel Speck auf den Rippen den Raum betritt, seufze ich erleichtert auf.
„Das sieht aber gar nicht gut aus“, murmelt sie und dämpft meine Laune damit sofort.
„Du bist ganz blass.“
Geschäftig eilt sie an mein Bett und stellt einen Lederbeutel auf den Boden, in dem sie gehetzt mit einer Hand herumkramt, während sie die Andere auf meine Stirn legt, um mein Fieber zu messen.
„Fieber hast du schon mal keines. Könntest du mal den Mund öffnen?“
Ich gehorche und sie sieht mit gerunzelter Stirn hinein.
„Auch nichts Auffälliges. Wie waren die Symptome noch einmal?“
„Übelkeit und Unterleibsschmerzen.“
Die Heilerin sieht mich verblüfft an, ihre goldenen Augen weiten sich vor Entsetzen. Ich kaue unbehaglich auf meiner Unterlippe und vermeide es, mich zu bewegen.
Schließlich zieht sie ein merkwürdiges Silberinstrument aus ihrem Beutel. Zwei runde Metallscheiben, zwischen denen knapp ein Fingerbreit Platz ist. Sie werden mit mehreren Streben zusammengehalten. Bei näherer Betrachtung fallen mir die vielen kleinen Edelsteine auf, die sich zwischen den Scheiben befinden. Rubine, Saphire, Smaragde und Bernsteine. Ich schlucke und ahne nichts Gutes.
Prüfend hält sie das Gerät über ihre Hand. Einige der Bernsteine bewegen sich träge auf und ab. Von diesem Ergebnis bestätigt hält sie das skurrile Gerät über meinen Kopf. Saphire und Smaragde bringen die Metallscheiben zum Schwingen und erzeugen einen hellen Klang.
Die Heilerin nickt und holt tief Luft. Langsam bewegt sie ihre Hand weiter nach unten. Als sie über meinem Bauch angekommen ist, heben sich plötzlich alle Edelsteine und schlagen wie verrückt gegen das Metall.
Mit einem Aufschrei lässt die Berg-Ilyea ihre Gerätschaft fallen und rennt aus dem Raum. Ich bleibe stumm und hilflos zurück.
Minuten der Stille und Ungewissheit vergehen, ehe ich zögerliche Schritte vernehme.
„Niamh?“
In der Tür steht Cedric und hält sich von mir fern, als hätte ich eine ansteckende Krankheit.
„Was ist mit mir?“
Seine Augen weiten sich.
„Du weißt es nicht?“
Ich schüttele den Kopf. Zögerlich kommt er näher und setzt sich neben mich aufs Bett. Von der kleinen Erschütterung wird mir übel und ich schließe die Augen.
„Was ist es?“, frage ich zittrig und rechne damit, dass er mir meinen Tod voraussagen wird. Aber seine nächsten Worte sind schneller als der Tod. Schlimmer als alles, was ich bis jetzt erlebt habe. Schlimmer als der Verlust um Alriel. Seine nächsten Worte erschüttern meine Welt und bringen sie zum Einsturz.
Es dauert eine Weile, bis ich seine Worte verstanden und den Sinn erfasst habe. Bis ich verstehe, dass genau das passiert ist, was ich verhindern wollte.
„Ich bin schwanger?“
Tränen treten in meine Augen und meine Hand zuckt unwillkürlich zu meinem Bauch. Unter meiner Berührung scheint sich etwas in mir zu bewegen. Kleine Füße, die gegen meine Bauchdecke treten.
„Das kann nicht sein.“
Cedric sieht mich mitleidig an und schweigt. Meine Unterlippe bebt und ich breche weinend zusammen.
Die nächsten Tage wünsche ich mir, dass ich den Grund meiner Übelkeit nie erfahren hätte. Ungewissheit scheint mir ein Segen zu sein, den ich nie wieder erreichen werde.
Stumm liege ich im Bett, antworte auf keine Fragen und möchte niemanden sehen.
„Dass alle Edelsteine des Schwingungsmessers ausgeschlagen sind bedeutet, dass das Kind alle Elemente in sich vereint“, hat Cedric mir erklärt und dieses zusätzliche Wissen belastet mich noch schwerer.
Wenn ich die Kraft dazu hätte, würde ich auf den höchsten Gipfel rennen um mich von ihm in die Tiefe zu stürzen, aber ich zittere so stark, dass ich nicht einmal einen Schluck trinken kann, ohne etwas zu verschütten.
Edan habe ich schon seit Tagen nicht mehr besucht und auch Cedric bat ich, ihm nichts von meiner Schwangerschaft zu erzählen. An seinem Blick kann ich erkennen, dass er weiß, wer der Vater ist. Und vor allem weiß er, was das bedeutet: In Edan fließt Dämonenblut.
Als ich ein leises Klopfen höre, hebe ich leicht den Kopf und erblicke zu meinem Erstaunen die
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