Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
herrscht Ciyan sie an, „sie steht mit Dämonen im Bunde sonst würde sie kaum seine Leibesfrucht in sich tragen! Diese Missgeburt muss verschwinden, ehe ihr kleines Herz anfängt, zu schlagen und ihre Lungen sich mit Luft füllen.“
Enya verschlägt es die Sprache, so hart klingen die harschen Worte in ihren Ohren nach. Ohne miteinander zu sprechen stehen sie sich gegenüber.
„Wir werden das Armband auch ohne Eure Hilfe bekommen und die Dämonen ausmerzen.“
„Viel Spaß dabei“, antwortet Ciyan gefasst und nippt an seinem Steinbecher, „vor mir hat niemand etwas zu befürchten. Die Armbandwächterin wird entscheiden, was richtig ist.“
Ein fieses Grinsen macht sich auf dem sonst so gütigen Gesicht breit.
„Aber ich würde mich beeilen. Soweit ich weiß, hat Niamh nicht mehr lange. Dämonenkinder sollen nicht gerade zimperlich mit ihren Müttern umgehen.“
Unter lautem Gefluche und mit wehendem Haar verlässt Enya den Raum. Sie wird nicht zulassen, dass Niamh etwas zustößt. Egal, wie weit sie dafür gehen muss. Ihre Verzweiflung trägt sie zum Quartier der Heilerin.
„Darf ich eintreten?“
Die mollige Ilyea nickt und sieht Enya besorgt an.
„Was fehlt dir denn?“
Abwehrend hebt die Meer-Ilyea beide Hände.
„Ich bin wegen Niamh hier.“
Sofort zerfurchen tiefe Sorgenfalten das freundliche Antlitz.
„Geht es der Kleinen gut?“
„Den Umständen entsprechend“, antwortet Enya knapp und sieht sich in dem kleinen Raum um. Verschiedene Krüge, Tiegel und Töpfe, gefüllt mit allerlei duftenden Mixturen reihen sich auf Regalen aneinander. An einer Wand ist eine Steinliege, welche für Kranke dient. Der Raum riecht nach frischen Kräutern.
„Wie hoch stehen die Chancen, dass sie die Geburt überlebt?“
„Sie möchte das Kind gebären?“
„Nehmen wir es an“, weicht Enya aus und meidet direkten Blickkontakt. Stattdessen betrachtet sie scheinbar interessiert die Salben der Heilerin.
„Sagen wir es so: Ich würde ihr dringend davon abraten. Unseren Erzählungen und Erfahrungen zufolge bedeutet das Dämonenblut des Kindes den Tod der Mutter.“
„Aber es ist nur zu einem Viertel ein Dämon.“
Enya hofft, dass diese Tatsache etwas ändert. Dass sie alles ändert.
„Wir wissen es nicht.“
Hoffnung zerspringt wie ein Regentropfen auf trockener Erde.
„Aber ich hoffe wirklich das beste für sie“, fährt die Heilerin mitleidig fort und streicht Enya über den Kopf. Diese zuckt zurück und verlässt das Zimmer.
„Cedric, du musst uns zur Wächterin des Armbandes bringen. Ciyan überlässt ihr die Entscheidung, ob sie Niamh das Schmuckstück anvertraut oder nicht.“
Der Berg-Ilyea zeigt keinerlei Regung.
„Du hast sehr wechselhafte Launen. Erst wolltest du Niamh nicht einmal das Diadem geben und nun kämpfst du darum, dass sie alle Schmuckstücke bekommt. Woran liegt das?“
Enya seufzt und streift sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Ich weiß es nicht.“
Amüsiert betrachtet Cedric die Schönheit.
„Hat es vielleicht etwas mit ihrer Augenfarbe zu tun?“
Die Frage wird von Enya mit einem wütenden Schnauben quittiert. Händeringend sucht sie nach Worten.
„Ich weiß doch selbst nicht, warum sie mir plötzlich so am Herzen liegt. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, also frag mich bitte nicht danach.“
„Frauen“, seufzt Cedric und wuschelt sich selbst durch seine goldbraunen Haare.
„Egal ob aus den Bergen oder vom Meer – Sie sind doch alle gleich.“
Enya verengt ihre Augen zu wütenden Schlitzen.
„Bringst du uns nun zur Wächterin?“
„Es ist ein langer Weg.“
„Das ist keine Antwort.“
Verzweifelt lässt er sich auf einen Stuhl sinken.
„Damit würde ich meinen Vater verraten.“
„Und er wusste, dass du das nicht macht. Deswegen hat er nachgegeben“, murmelt Enya und verflucht sich selbst für ihre Leichtgläubigkeit.
Widerstand funkelt in Cedrics Augen auf.
„Du denkst, ich wäre meinem Vater gegenüber willenlos hörig.“
Ihre Chance witternd fährt Enya fort:
„Er scheint deine Reaktion genau vorausgeahnt zu haben. Sonst hätte er mir nicht diese Möglichkeit gegeben.“
Schulterzuckend wendet Enya sich ab.
„Warte.“
Er atmet tief ein und stößt die Luft geräuschvoll wieder aus.
„Wenn es sein muss, führe ich dich und Niamh zu ihr. Allerdings ist sie sehr eigen und ich kann mir nicht vorstellen, dass...“
„Perfekt.“
Mit einem charmanten Lächeln haucht sie ihm einen Kuss auf die Wange und
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