Saphirtränen: Teil 1 - Niamhs Reise (German Edition)
ich mich Deargh hilflos ausgeliefert und mein anfänglich unbändiger Hunger schlägt in Übelkeit um, während ich die unzähligen Waffen betrachte, welche die Wand hinter Deargh schmücken. Schwerter, Bögen, Lanzen. Ihr tödliches Metall glänzt verräterisch im Licht der Fackeln, die den Raum erhellen.
Hinter Edan hingegen hängt ein riesengroßer Wandteppich, der die Entstehungsgeschichte der Welt darstellt, wenn auch in einer anderen Variante, als ich sie kenne. Hier sind die Dämonen arme, hilflose Wesen, die von unbarmherzigen Gottheiten in das Weltinnere verbannt werden. Schmächtig und kraftlos werden sie dargestellt, wohingegen die Götter furchterregende Kreaturen mit scharfen Zähnen sind.
Kopfschüttelnd lasse ich mich auf meinen Stuhl sinken.
"Selbstverständlich freue ich mich auch über dein Erscheinen, Niamh."
Völlig unerwartet reißt Deargh mich aus der Betrachtung des Wandteppichs und da ich nicht weiß, was ich antworten soll, nicke ich stumm.
"So wird eine Konversation aber äußert schwierig, meint ihr nicht auch? Wir haben einiges zu bereden, ihr solltet euch also besser am Gespräch beteiligen."
Der drohende Unterton entgeht weder Edan, noch mir.
"Meine Gastfreundschaft sollte mir schon gedankt werden, finde ich."
Ich komme nicht umhin, wieder zu nicken.
"Selbstverständlich sind wir dir für dieses reiche Mahl sehr verbunden", antwortet Edan und ich sehe ihm dankbar in die Augen. Sein Blick streift mich nur kurz, dann inspiziert er die Speisen auf dem Tisch und greift nach einem Laib Brot.
"Bedient euch", knurrt Deargh und lässt sich auf seinem Stuhl nieder. Unsicher betrachte ich die verschiedenen Teller, die über den Tisch verteilt sind. Gebratene Hühner, Schweine, Kühe und Eidechsen duften um die Wette. Fische und Eier fehlen genauso wenig wie Brot und diverse Früchte, die in bunten Farben verführerisch leuchten. Viele von ihnen habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.
Noch immer liegt die Furcht schwer in meinem Magen, aber das warme Essen lässt das Wasser in meinem Mund zusammenlaufen.
Da ich nicht weiß, mit welcher Köstlichkeit ich beginnen soll, greife ich wahllos nach einer der Früchte. Gelb und glänzend liegt sie in meiner Hand. In diesem Moment verfluche ich mich für meine vorschnelle Wahl, denn ich habe keine Ahnung, wie ich diese Frucht zu mir nehmen soll. Während ich misstrauisch die Schale beäuge, um festzustellen, ob sie genießbar ist, klappert Edan übertrieben laut mit einem Löffel, der ihm aus der Hand gefallen ist. Überrascht sehe ich auf und stelle erleichtert fest, dass er die gleiche exotische Frucht in der Hand hält, wie ich. Ohne zu zögern beißt er hinein. Mit einem kurzen dankbaren Lächeln lasse ich meine Vorsicht fallen und beiße beherzt zu.
Der angenehm süßliche Geschmack breitet sich schnell auf meiner Zunge aus. Glücklich nehme ich einen Bissen nach dem anderen, bis ich die Frucht komplett vertilgt habe. Danach lange ich nach einem verlockend duftenden Stück Brot und einem knusprig braunen Stück Fleisch. Beides verzehre ich genüsslich, ehe ich zum Abschluss einen Fisch von seinen Gräten befreie und ihn restlos verspeise.
Während ich mich an dem reichen Mahl gütlich tue, vergesse ich die Anwesenheit des Dämonenfürsten beinahe komplett.
Als er ein vernehmliches Räuspern ertönen lässt, bleibt mir der letzte Rest des Fisches im Hals stecken und ich huste, um ihn entweder nach unten oder wieder nach oben zu befördern. Schließlich ist auch dieses Stück in meinem Magen und ich richte meine von dem Hustenanfall tränenden Augen auf Deargh.
Auch Edan rührt das Essen auf seinem Teller nicht mehr an.
"Sind eure Mägen nun ausreichend gefüllt?"
Mir ist klar, welche Antwort er erwartet und so gebe ich sie ihm.
"Sehr schön. Dann können wir ja nun zu dem Teil übergehen, wegen dem ich euch eigentlich her bestellt habe."
Ich werfe Edan einen kurzen Blick zu. Sein Gesichtsausdruck lässt auf keine Gefühlsregung schließen.
"Ich danke Euch für Eure Gastfreundlichkeit, Dämonenfürst. Womit kann ich Ihnen dienen?", flüstere ich tonlos und starre dabei einen Punkt knapp über Dearghs Kopf an.
"Höflich wie immer, unsere kleine Ilyea."
Mein Körper verkrampft sich.
"Verzeiht, wenn meine Umgangsformen nicht den Euren entsprechen, Herr."
Ein scharrendes Lachen ertönt.
"Ihr Ilyea amüsiert mich wahrlich immer wieder. Lassen wir das. Nenn mich Deargh."
"Wie Ihr ... du wünschst, Deargh."
"Diese Höflichkeit werden wir dir wohl nie
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